Der Odenwald verdankt seine Anziehungskraft und seinen Reiz nicht nur einer zauberhaften und abwechslungsreichen Landschaft, sondern auch seinen zahlreichen Burgen und Schlössern und seiner reichen Kulturgeschichte. Es gibt nur wenige Regionen in Deutschland mit einer ähnlichen Dichte an landschaftlichen und kulturellen Sehenswürdigkeiten. Es bedarf jedoch der Kenntnis der Geschichte und der Kultur, um die Wanderungen zu einem wirklich genussvollen Erlebnis werden zu lassen. Die meisten Burgen entstanden im 13. Jahrhundert. Es war die Blütezeit des Burgenbaus. Ihre hohe Zahl verweist auf die territoriale Zerrissenheit des Odenwaldes und das gegen-, neben- und miteinander zahlreicher Adelsfamilien, die hier gelebt und geherrscht haben. Neben den beiden immer mächtiger werdenden Territorialherren, den Pfalzgrafen und dem Mainzer Erzbischof, gab es viele kleine Adelsfamilien, die oft nur über wenige Dörfer geherrscht haben. Spielten sie politisch gesehen eher eine untergeordnete Rolle, so wurden einige von ihnen jedoch durch Sagen und Legenden weithin bekannt. Der Rodensteiner z.B. verdankt seinen Ruhm den Geschichten und Liedern, die sich um seinen geheimnisvollen Zug durch die Lüfte gebildet haben und die ihn schon bald zu einer mystischen Figur und bei der Bevölkerung unsterblich machten. Die Burgen zwischen Main, Neckar und Bergstraße sind so zahlreich, dass sie nicht alle in einem Buch abgehandelt werden können und das selbst bei einer Aufteilung noch eine Auswahl zu den schönsten und interessantesten Burganlagen getroffen werden musste. Der vorliegende Band beschränkt sich daher auf die Burgen und Schlösser an der hessischen Bergstraße und im Odenwald. Unberücksichtigt bleiben dabei Jagdschlösser wie z.B. Kranichstein, Eulbach oder Krähberg, herrschaftliche Villen, Hofgüter oder Amtshäuser und burgähnlich gebaute Wehrkirchen. Eine vollständige Auflistung findet man in dem Buch von Peter W. und Marion Sattler (siehe Literaturverzeichnis). In einem zweiten Band sollen dann die Burgen und Schlösser an der badischen Bergstraße, am unteren Neckar und im bayerischen Odenwald beschrieben werden. Wanderungen zu den Burgen und Schlössern sind Wanderungen durch die Heimat- und Kulturgeschichte des Odenwaldes. Bei vielen Burgen zeugen nur noch Ruinen von ihrer einstigen Macht und Größe. Andere sind durch Umbauten im Laufe der Jahrhunderte stark verändert worden. Wieder andere sind völlig abgerissen und durch prunkvolle Schlossbauten ersetzt worden. Die zahlreichen Besucher und Wanderer, die Jahr für Jahr hinauf zu den Burgen steigen oder Schlösser besichtigen, aber werden bei ihren Betrachtungen oft allein gelassen und sind nicht in der Lage, sich den früheren Zustand vorzustellen. Es fehlen ihnen Hinweise und Informationen über die Entstehung, das Aussehen und die frühere Bedeutung der Burg. Das vorliegende Buch soll durch seine Beschreibungen und Grundrisszeichnungen diese Wissenslücke schließen und helfen, die Burg vor dem geistigen Auge des Betrachters wiedererstehen zu lassen und ihm Aufschluss geben über ihr einstiges Aussehen und den baulichen Veränderungen im Laufe der Jahrhunderte. Aber es sind nicht nur die Burgen und Burgruinen und die sie umgebende Landschaft, die die Wanderungen zu einem Erlebnis werden lassen, sondern auch die vielen anderen Sehenswürdigkeiten, die am Wegrand zu finden sind und die das Wandererlebnis positiv beeinflussen. Die Wanderrouten sind daher so konzipiert, dass sie an all diesen Sehenswürdigkeiten vorbeiführen und dabei die landschaftlich schönsten Wege berücksichtigen. Die Streckenführung der in diesem Buch beschriebenen Wanderungen findet man in den topographischen Freizeitkarten des Hessischen Landesvermessungsamtes im Maßstab 1:20000 mit den Nummern TF 20-2, TF 20-3, TF 20-4, TF 20-5, TF 20-6, TF 20-8 und TF 20-10. Die dort angegebenen Markierungszeichen sind identisch mit den Markierungen in der Natur.