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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.03.1999

Die neue Häschenschule

Die Frage, warum der Hase lange Ohren hat, ist keineswegs leicht beantwortet. "Darum!" könnte man mürrisch kindliche Wißbegierde abtun. Martin Auer nimmt den kleinen hartnäckigen Frager ernst, er erzählt gleich eine ganze Geschichte und packt Opas schlichte Pädagogik von der Strafe, die sogleich auf die böse Tat folgt, so raffiniert dazu, daß er sie mit einem Augenzwinkern sofort wiederaufhebt.

Linda Wolfsgruber hat die neue Häschenschule kunstvoll und einfallsreich illustriert. Ihre Bilder machen deutlich, wie es bei Familie Hase zugeht: Was immer das Hasenkind auch anstellt, Papa zieht ihm die Ohren lang. Und da der trotzige kleine Hase nie tut, was er soll, sondern stets das macht, was er will, werden die Ohren länger und länger und der kleine Hase frecher und frecher, bis er schließlich Wände besprayt, Zigarren raucht, seine Schwestern quält oder sich betrinkt. Sehr erfolgreich ist Papas Erziehungsmethode also nicht, und leider hat sie weitere Folgen. Denn das Hasenkind, einmal erwachsen geworden und selbst Vater, macht es genauso wie sein Herr Papa: Es zieht seinem Kind auch "wegen jedem Dreck die Ohren lang".

Martin Auers Hasenpädagogik könnte ein Plädoyer gegen die Prügelstrafe sein, vor allem aber ist sie ein großer Spaß, bei dem Erwachsene und Kinder unweigerlich ins nachdenkliche Gespräch kommen.

MARIA FRISÉ

Martin Auer / Linda Wolfsgruber: "Warum der Hase lange Ohren hat". Gabriel Verlag, Wien 1999. 32 S., geb., 29,90 DM. Ab 5 J.

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