Warum? Mit dieser ewigen Frage geht jedes Kind seinen Eltern auf die Nerven, vor allem dann, wenn sie um die Antwort verlegen sind. Manche Menschen hören ihrer Lebtage nicht mit dieser Fragerei auf. Diese Leute nennt man Wissenschaftler. Warum ist das Meerwasser salzig? Warum baut der Kuckuck kein Nest? Warum nimmt der Mond zu und ab?
Nicht nur die Gelehrten wollten wissen, wo die Sternschnuppen herkommen, wie der Blitz entsteht, und warum viele Männer Glatzen haben. Längst, bevor es Forschungsstipendien gab, hat sich die Menschheit darüber den Kopf zerbrochen, wie der Planet, auf dem sie lebt, geboren wurde, und wie es kommt, daß aus der Vereinigung von Mann und Frau Kinder hervorgehen.
Die originellsten Antworten auf solche und viele andere Quizfragen finden sich in den Märchen aller Völker. Reinhard Kaiser und Elena Balzano haben sie durchmustert und aus diesen Quellen eine kleine Enzyklopädie phantastischer und wundersamer Welterklärungen gewonnen.
Der Leser erfährt aus diesem Buch alles über den Ursprung der Deutschen, über die Erschaffung der Geige, über das Niesen und den Neid, über das Nordlicht, die Milchstraße und den Maulwurf. Es sind aber keine Lexikonartikel, aus denen dieses Weltwissen stammt, sondern amüsante und nachdenkliche, witzige und riskante Geschichten aus dem Märchenschatz von beinah dreißig Ländern.
Man reibt sich die Augen bei dieser Lektüre; denn ein solches Märchenbuch hat es hierzulande noch nie gegeben.
Leseprobe:
Warum der Schnee weiß ist
WIE DIE STERNE AN DEN HIMMEL KAMEN. Als unser Herrgott älter wurde und einen Stock brauchte, schlug er, um nicht beim Gehen mit ihm auszugleiten, in dessen Ende einen Nagel. Wenn er nun umherwanderte und sich auf seinen Stock stützte, stieß er jedesmal kleine Löcher in den Boden unter seinen Füßen, durch die ein wenig Licht nach unten fiel. Diese Löcher nennen wir Sterne. (Ångermanland, Schweden)
DIE STERNE. Das Himmelsgewölbe war einst ohne Sterne; nur Sonne und Mond leuchteten. Da warfen die Riesen mit Kugeln nach der Sonnenscheibe und durchlöcherten den Himmel. Aus diesen Löchern, den Sternen, sieht man das Licht des inneren Himmels. (Oberpfalz)
URSPRUNG DER STERNSCHNUPPEN. Die Riesinnen haben ihr schönes Haar mit Roßgerippen gekämmt. - Eine schöne Riesin, die einen himmelhohen Stuhl hatte, strählte ihr blondes Seidenhaar mit der Sichel des Mondes: die Stäubchen, welche vom Haare fielen, flimmerten in der Luft: es sind die Sternschneutzen. (Oberpfalz)
SIEBENGESTIRN, ABENDSTERN UND KUCKUCK. In alten Zeiten lebten ein Mann und eine Frau, die hatten sieben Kinder. Der Mann war unverträglich und mißhandelte Weib und Kind. Da flüchtete die Frau in ihrer Not mit den sieben Kindern zum lieben Gott und rief ihn um Hilfe an. Der liebe Gott war sehr entrüstet über die Roheit des Gatten und Vaters und wollte ihn zur Rechenschaft ziehen. Doch dieser war in seinem Hause nicht zu finden. Als aber Gott seinen Namen rief, antwortete eine Stimme aus dem Backofen: "Kuckuck!" Und Gott sprach: "Da du deine Frau und deine Kinder so schlecht behandelt und nun auch mich noch verhöhnt hast, sollst du ein Vogel sein, der nur Kuckuck ruft - der Welt zum mahnenden Beispiel. Deine Frau und Kinder aber will ich zu mir nehmen und zu Sternen machen. Hüte dich nun, daß dich deine Kinder nie sehen, sie würden sonst Rache an dir nehmen." Wie der Herrgott gesagt, so ist es geschehen. Der Kuckuck ruft seinen Namen noch heute durch die Welt. Die Frau glänzt als Abendstern am Himmel, und die sieben Kinder leuchten als "Siebengestirn". Aber sobald sie sich am Himmel zeigen, versteckt sich der Kuckuck und hütet sich wohl, seinen Ruf erschallen zu lassen. (Ostpreußen)
Nicht nur die Gelehrten wollten wissen, wo die Sternschnuppen herkommen, wie der Blitz entsteht, und warum viele Männer Glatzen haben. Längst, bevor es Forschungsstipendien gab, hat sich die Menschheit darüber den Kopf zerbrochen, wie der Planet, auf dem sie lebt, geboren wurde, und wie es kommt, daß aus der Vereinigung von Mann und Frau Kinder hervorgehen.
Die originellsten Antworten auf solche und viele andere Quizfragen finden sich in den Märchen aller Völker. Reinhard Kaiser und Elena Balzano haben sie durchmustert und aus diesen Quellen eine kleine Enzyklopädie phantastischer und wundersamer Welterklärungen gewonnen.
Der Leser erfährt aus diesem Buch alles über den Ursprung der Deutschen, über die Erschaffung der Geige, über das Niesen und den Neid, über das Nordlicht, die Milchstraße und den Maulwurf. Es sind aber keine Lexikonartikel, aus denen dieses Weltwissen stammt, sondern amüsante und nachdenkliche, witzige und riskante Geschichten aus dem Märchenschatz von beinah dreißig Ländern.
Man reibt sich die Augen bei dieser Lektüre; denn ein solches Märchenbuch hat es hierzulande noch nie gegeben.
Leseprobe:
Warum der Schnee weiß ist
WIE DIE STERNE AN DEN HIMMEL KAMEN. Als unser Herrgott älter wurde und einen Stock brauchte, schlug er, um nicht beim Gehen mit ihm auszugleiten, in dessen Ende einen Nagel. Wenn er nun umherwanderte und sich auf seinen Stock stützte, stieß er jedesmal kleine Löcher in den Boden unter seinen Füßen, durch die ein wenig Licht nach unten fiel. Diese Löcher nennen wir Sterne. (Ångermanland, Schweden)
DIE STERNE. Das Himmelsgewölbe war einst ohne Sterne; nur Sonne und Mond leuchteten. Da warfen die Riesen mit Kugeln nach der Sonnenscheibe und durchlöcherten den Himmel. Aus diesen Löchern, den Sternen, sieht man das Licht des inneren Himmels. (Oberpfalz)
URSPRUNG DER STERNSCHNUPPEN. Die Riesinnen haben ihr schönes Haar mit Roßgerippen gekämmt. - Eine schöne Riesin, die einen himmelhohen Stuhl hatte, strählte ihr blondes Seidenhaar mit der Sichel des Mondes: die Stäubchen, welche vom Haare fielen, flimmerten in der Luft: es sind die Sternschneutzen. (Oberpfalz)
SIEBENGESTIRN, ABENDSTERN UND KUCKUCK. In alten Zeiten lebten ein Mann und eine Frau, die hatten sieben Kinder. Der Mann war unverträglich und mißhandelte Weib und Kind. Da flüchtete die Frau in ihrer Not mit den sieben Kindern zum lieben Gott und rief ihn um Hilfe an. Der liebe Gott war sehr entrüstet über die Roheit des Gatten und Vaters und wollte ihn zur Rechenschaft ziehen. Doch dieser war in seinem Hause nicht zu finden. Als aber Gott seinen Namen rief, antwortete eine Stimme aus dem Backofen: "Kuckuck!" Und Gott sprach: "Da du deine Frau und deine Kinder so schlecht behandelt und nun auch mich noch verhöhnt hast, sollst du ein Vogel sein, der nur Kuckuck ruft - der Welt zum mahnenden Beispiel. Deine Frau und Kinder aber will ich zu mir nehmen und zu Sternen machen. Hüte dich nun, daß dich deine Kinder nie sehen, sie würden sonst Rache an dir nehmen." Wie der Herrgott gesagt, so ist es geschehen. Der Kuckuck ruft seinen Namen noch heute durch die Welt. Die Frau glänzt als Abendstern am Himmel, und die sieben Kinder leuchten als "Siebengestirn". Aber sobald sie sich am Himmel zeigen, versteckt sich der Kuckuck und hütet sich wohl, seinen Ruf erschallen zu lassen. (Ostpreußen)
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Der Band versammelt Erklärungen rätselhafter oder alltäglicher Phänomenen, die viel für sich, wenngleich in aller Regel nicht die Wahrheit auf ihrer Seite haben. Etwa die des Chronisten Aventin, der die Germanen von "germinare" (auswachsen) ableitet und dies wiederum mit ihrer Herkunft von den Bäumen, auf denen sie gewachsen sind, in Verbindung bringt. Viele dieser Erklärungen haben durchaus ihren Charme, findet der Rezensent Maik Söhler, auf die Dauer würden sie allerdings durch die ständige Präsenz von Gott und Teufel als Protagonisten der Ätiologien, ein wenig einseitig. Dies hat seinen Grund denn auch im größten Manko des Buches, so Söhler: der einseitigen Beschränkung auf den europäischen Kulturkreis.
© Perlentaucher Medien GmbH
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