Die Strategien für die Zukunft liegen vor uns. Oder liegen sie hinter uns? Oder genau da, wo wir sie sicher nicht vermuten würden? Dass die Technik eine große Rolle spielt, ist klar. Wer aber verbohrt und engstirnig weiterhin sein Fachgebiet isoliert betrachtet, der findet sich in der nächsten Generation fernab vom Geschehen. Die Zukunft ist spannend. Sie ist abwechslungsreich und umfasst mehr, als wir uns heute in den kühnsten Träumen vorstellen können. Trotzdem: Ohne Visionen, ohne Träume, ohne ein komplettes Fallenlassen gewohnter, einschränkender Sichtweisen gibt es keinen Fortschritt. Spannendes Entdecken. Mit ungewohnten Denkstrukturen und Methoden zum Ziel. Spaß haben am Neuentdecken. Genau darum geht es in diesem Buch. Wie ein roter Faden möge die Neugier dieses Buch durchziehen. Neugier und Sehnsucht als stärkste Motivation für Entwicklung und Fortschritt. Einer der größten Träume der Menschheit ist, den Alltag mit all seinen Fesseln hinter sich zu lassen. Abzuheben. Aufzusteigen in Höhen und Bereiche, die über den Sorgen und Nöten des erdgebundenen Lebens liegen. Die wahren Träume sind nicht im Kopf - da irrt Illusionist André Heller -, sondern die wahren sind die, die wir unter Anstrengung und trotz etlicher Rückschläge realisieren. Hinauszuwachsen über die Anforderungen des Alltags gelingt nur durch eine andere Sichtweise, durch einen erweiterten, uneingeschränkten Horizont - durch Abweichen von eingefahrenen Bahnen, von gewohnten Denk- und Verhaltensmustern. Traumhaft visualisiert und akustisch umgesetzt hat diese Vision der amerikanische Videofilmer und Fallschirmspringer Norman Kent (Internetseite: www.normankent.com). Texte aus seinem 1999 erschienen Video: «Willing to Fly» sollen Basis für eigene Inspirationen bilden und als Bogen die einzelnen Kapitel verbinden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.09.2000Was für ein Fliegenmistfilm!
Das Interessante an "Warum Fliegen sich im Kino langweilen" von Helga Kleisny ist zunächst gar nicht der Inhalt, sondern die Produktionsmethode. Das Buch (Helga Kleisny: "Warum Fliegen sich im Kino langweilen". Bionische Methoden als Chance für die Zukunft. hkl publishing, Langen 2000. Bestellbar über www. libri.de. 199 S., br., 34,80 DM) ist bei Libri Books on Demand erschienen. Das heißt, es wird erst auf Bestellung gedruckt. Die Druckqualität liegt irgendwo zwischen einer Dissertation und einem "richtigen" Buch, wie man es normalerweise auch für 34,80 DM (oder wenig mehr) erhalten würde. Abbildungen gibt es keine außer einem verschwommenen Foto der Autorin und ein paar textlastigen Computerscreens, möglicherweise deshalb, weil das Druckverfahren nicht mehr hergibt. Die Druckvorlagen hat die Autorin selbst erstellt, und das merkt man auch sofort. Autorenschaft, Lektorat und Design sind grundverschiedene Aufgabenbereiche, und es kommt äußerst selten vor, daß jemand - sozusagen als eierlegende Wollmilchsau - das alles gleichzeitig professionell beherrscht. Bücher im Selbstverlag erinnern oft an die Eigenheime, die sich manche Maurer in ihrer Freizeit ganz allein bauen: Man bewundert die schier übermenschliche Leistung, aber eine Perle der Architektur ist nicht entstanden. Worum geht es? Mit einem Blick auf den Einband erfährt man das noch nicht. Ein klassischer Verlag hätte es klipp und klar in einfachen Worten auf den Umschlag gedruckt, auf daß er möglichst vielen potentiellen Lesern ein Exemplar verkaufe. Kleisny stellt uns statt dessen Rätselfragen: "Haben Sie sich schon mal gefragt, wie Schiffe ihren Bart verlieren? Dann interessiert Sie sicher auch, wie Mülltonnen Tore schiessen." (Um ehrlich zu sein: zweimal nein!!! Keine Witze oder Schiffe mit Bart. No sports.) Des Rätsels Lösung: Es geht um Bionik. Das ist die Kunst, von der Natur zu lernen und technische Schwierigkeiten zu überwinden, indem man nachschaut, wie es die Tiere und die Pflanzen machen. Bionik ist zum Beispiel, wenn man ein Flugzeug mit einer Folie überzieht, die eine ähnliche Oberfläche hat wie die Haut eines Haifischs. Das verringert den Luftwiderstand und spart Treibstoff. Das Buch bietet eine unglaubliche Fülle von Beispielen für bionische Forschung. Wie die Amerikaner, die "Fünf Tage Europa unter kundiger Führung" gebucht haben, von Neuschwanstein zum Kolosseum rasen, so bekommen wir die Wunderwelt der Bionik vorgeführt. Dabei wird alles durch die rosarote Brille gezeigt. Alles ist gleich wichtig. Alles wird gut. Das Spektrum reicht von ernsthafter wissenschaftlicher Forschung bis zu Cynthia, der künstlichen Barfrau, die 2,13 Meter groß ist, rote Kulleraugen hat und hinterm Tresen fünfundsiebzig verschiedene Drinks für ihre Verehrer mixt. Helga Kleisny hat für uns im Internet gezappt. Die Adressen hat sie aufgeschrieben. Vernünftigerweise liefert sie uns aber vor allem Eingaben für die Suchmaschine. So besteht Hoffnung, daß das Buch trotz des stetigen Wandels der URLs noch einige Zeit aktuell bleiben wird. Aktualität ist überhaupt ein Fetisch des vorliegenden Werks. Die jüngsten Erfolgsmeldungen von der Entschlüsselung des menschlichen Genoms werden zum Beispiel bereits erwähnt. Dabei hat man das sowieso schon ausführlicher in der Zeitung gelesen. Unsere Welt ist zwar hektisch, aber man muß es nicht übertreiben. Wenn man Laien in eine aktuelle Wissenschaft einführen will, dann hat man immer noch genug Zeit, in aller Ruhe ein konventionelles Buch mit vielen bunten Bildern und einer gefälligen Typographie zu produzieren. Die lyrischen Texte von Norman Kent, die die einzelnen Kapitel einleiten ("Sieh, das Feuer des Verlangens in dir brennt noch immer lichterloh"), sind Geschmackssache. PS: Und warum langweilen sich die Fliegen im Kino? Weil sie so gut sehen können, daß sie den Film als eine Folge von Einzelbildern wahrnehmen und nicht als flüssige Bewegung.
ERNST HORST
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das Interessante an "Warum Fliegen sich im Kino langweilen" von Helga Kleisny ist zunächst gar nicht der Inhalt, sondern die Produktionsmethode. Das Buch (Helga Kleisny: "Warum Fliegen sich im Kino langweilen". Bionische Methoden als Chance für die Zukunft. hkl publishing, Langen 2000. Bestellbar über www. libri.de. 199 S., br., 34,80 DM) ist bei Libri Books on Demand erschienen. Das heißt, es wird erst auf Bestellung gedruckt. Die Druckqualität liegt irgendwo zwischen einer Dissertation und einem "richtigen" Buch, wie man es normalerweise auch für 34,80 DM (oder wenig mehr) erhalten würde. Abbildungen gibt es keine außer einem verschwommenen Foto der Autorin und ein paar textlastigen Computerscreens, möglicherweise deshalb, weil das Druckverfahren nicht mehr hergibt. Die Druckvorlagen hat die Autorin selbst erstellt, und das merkt man auch sofort. Autorenschaft, Lektorat und Design sind grundverschiedene Aufgabenbereiche, und es kommt äußerst selten vor, daß jemand - sozusagen als eierlegende Wollmilchsau - das alles gleichzeitig professionell beherrscht. Bücher im Selbstverlag erinnern oft an die Eigenheime, die sich manche Maurer in ihrer Freizeit ganz allein bauen: Man bewundert die schier übermenschliche Leistung, aber eine Perle der Architektur ist nicht entstanden. Worum geht es? Mit einem Blick auf den Einband erfährt man das noch nicht. Ein klassischer Verlag hätte es klipp und klar in einfachen Worten auf den Umschlag gedruckt, auf daß er möglichst vielen potentiellen Lesern ein Exemplar verkaufe. Kleisny stellt uns statt dessen Rätselfragen: "Haben Sie sich schon mal gefragt, wie Schiffe ihren Bart verlieren? Dann interessiert Sie sicher auch, wie Mülltonnen Tore schiessen." (Um ehrlich zu sein: zweimal nein!!! Keine Witze oder Schiffe mit Bart. No sports.) Des Rätsels Lösung: Es geht um Bionik. Das ist die Kunst, von der Natur zu lernen und technische Schwierigkeiten zu überwinden, indem man nachschaut, wie es die Tiere und die Pflanzen machen. Bionik ist zum Beispiel, wenn man ein Flugzeug mit einer Folie überzieht, die eine ähnliche Oberfläche hat wie die Haut eines Haifischs. Das verringert den Luftwiderstand und spart Treibstoff. Das Buch bietet eine unglaubliche Fülle von Beispielen für bionische Forschung. Wie die Amerikaner, die "Fünf Tage Europa unter kundiger Führung" gebucht haben, von Neuschwanstein zum Kolosseum rasen, so bekommen wir die Wunderwelt der Bionik vorgeführt. Dabei wird alles durch die rosarote Brille gezeigt. Alles ist gleich wichtig. Alles wird gut. Das Spektrum reicht von ernsthafter wissenschaftlicher Forschung bis zu Cynthia, der künstlichen Barfrau, die 2,13 Meter groß ist, rote Kulleraugen hat und hinterm Tresen fünfundsiebzig verschiedene Drinks für ihre Verehrer mixt. Helga Kleisny hat für uns im Internet gezappt. Die Adressen hat sie aufgeschrieben. Vernünftigerweise liefert sie uns aber vor allem Eingaben für die Suchmaschine. So besteht Hoffnung, daß das Buch trotz des stetigen Wandels der URLs noch einige Zeit aktuell bleiben wird. Aktualität ist überhaupt ein Fetisch des vorliegenden Werks. Die jüngsten Erfolgsmeldungen von der Entschlüsselung des menschlichen Genoms werden zum Beispiel bereits erwähnt. Dabei hat man das sowieso schon ausführlicher in der Zeitung gelesen. Unsere Welt ist zwar hektisch, aber man muß es nicht übertreiben. Wenn man Laien in eine aktuelle Wissenschaft einführen will, dann hat man immer noch genug Zeit, in aller Ruhe ein konventionelles Buch mit vielen bunten Bildern und einer gefälligen Typographie zu produzieren. Die lyrischen Texte von Norman Kent, die die einzelnen Kapitel einleiten ("Sieh, das Feuer des Verlangens in dir brennt noch immer lichterloh"), sind Geschmackssache. PS: Und warum langweilen sich die Fliegen im Kino? Weil sie so gut sehen können, daß sie den Film als eine Folge von Einzelbildern wahrnehmen und nicht als flüssige Bewegung.
ERNST HORST
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main