Welche Fehler selbst die großen Meister machen und was wir daraus lernen
Als Romanautorin habe ich das Buch „Justizpalast“ von ihr gelesen. Auf dieses Buch aufmerksam wurde ich durch eine Rezession von „Das Duell“ von Volker Weidermann, in der bemängelt wurde, dass Weidermann diesen Essay nicht
verwendete.
In der Tat handelt es sich bei diesem Buch nach einem kurzen Theorieteil, auch an…mehrWelche Fehler selbst die großen Meister machen und was wir daraus lernen
Als Romanautorin habe ich das Buch „Justizpalast“ von ihr gelesen. Auf dieses Buch aufmerksam wurde ich durch eine Rezession von „Das Duell“ von Volker Weidermann, in der bemängelt wurde, dass Weidermann diesen Essay nicht verwendete.
In der Tat handelt es sich bei diesem Buch nach einem kurzen Theorieteil, auch an einem Beispiel von Franz Grillpanzer, der nicht schreiben wollte, dass seine Mutter Selbstmord beging, um einen Verriss des Buches „Mein Leben“ von Reich-Ranicki und die Darstellung der gelungenen Stilmittel in Günter Grass „Blechtrommel“.
Im Theorieteil gefällt mir, dass Morsbach auch Vergleiche in die mathematisch-physikalisch Welt bringt. Auch hier müssen Erkenntnisse verständlich und überzeugend an den Leser gebracht werden.
Am meisten beeindruckt hat mich aber, wie die Autorin, das Buch von Reich-Ranicki zerlegt, die Charakterisierung der meisten Personen für zu allgemein hält und immer wieder auf Füllwörter hinweist. Mir kam es vor, dass Reich-Ranicki Füllwörter wie "vielleicht" benutzt, um sich zu schützen. Einverstanden bin ich aber mit dem Ergebnis der Analyse, dass Reich-Ranicki als Opfer des Nationalsozialismus sich auch in der Bundesrepublik als Opfer und deswegen einsam und isoliert fühlte.
Günter Grass dagegen lässt im kleinwüchsigen Oskar Matzerath den Widerstand gegen den Nationalsozialismus zu, der auch ironisiert wird, dass sein Stiefvater beim Einmarsch der Russen am Verschlucken des Parteiabzeichens stirbt. Ergebnis ihrer Analyse ist, dass Grass selbst darüber erschrocken ist, wie ein ganzes Volk, und damit auch er selbst, von den Nazis verführt werden konnte.
Die alte Weisheit, aus Fehlern ist zu lernen, kann durch den Verriss von „Mein Leben“ hier dazu führen, dass ein Autor hier mehr über das Schreiben lernt, als bei Büchern über das Schreiben selbst, wie z.B. von Ortheil. Obwohl ich nicht alles nachvollziehen konnte, vergebe ich dennoch 5 Sterne.