Die Gewalt in der Geschichte der Menschheit wiederholt sich nicht einfach und ist auch nie völlig neu. Sie ist von den archaischen Anfängen der Kultur bis zum Zivilisationsbruch des Holocaust - und darüber hinaus - ein Wegbegleiter des Menschen geblieben. Jan Philipp Reemtsma zeigt in diesem Buch anhand ausgewählter Beispiele unterschiedliche Formen der Darstellung und Interpretation von Gewalt in der Literatur. Von den Epen vormoderner Gesellschaften wie der Odyssee bis zu Imre Kertesz' Roman-Gedanken über das Überleben spannt sich der Bogen seiner Analysen, in deren Mittelpunkt eine exemplarische Deutung des Krieges im Werk von Heinrich von Kleist steht. Reemtsmas scharfsinnige Lektüren vermessen nicht nur mit geradezu seismographischer Genauigkeit die Nachbeben der Gewalt in der Literatur, sie zeigen auch, wie fruchtbar diese Beschäftigung für die aktuellen Fragen der Gegenwart sein kann.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Einer der in diesem Buch versammelten Aufsätzen erscheint Julia Encke ganz besonders beispielhaft für Reemtsmas Fähigkeit, "sich der zu oft gestellten Fragen zu entledigen und Aufmerksamkeiten umzulenken". Es geht darin um Shakespeares Caliban als Urfigur aller Terrorkrieger, die nichts bezwecken als Gewalt. Für Reemtsma gebe es nichts zu verstehen an Caliban: Sein Drang zur Zerstörung benötige keine Begründung, so wenig wie die Terroristen handeln, um Alternativen durchzusetzen - "Motiv und Handlung fallen in eins". Reemtsmas Polemik, so Encke, richtet sich "gegen all jene, die die Anschläge vom 11. September als fehlgeleitete Globalisierungskritik oder als Tat religiöser Fanatiker zu erklären suchten". Andere Texte handeln von der Odyssee, den Nibelungen oder Kleist - manchmal ein wenig zu spezialistisch, bemängelt Encke.
© Perlentaucher Medien GmbH
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