Dass für so manchen Schriftsteller der Garten als Ruheoase oder Inspirationsquelle diente, ist nicht weiter erstaunlich. Verblüffend ist jedoch, was Damon Young zu diesem Thema zu erzählen hat. Erwartet hatte ich unterhaltsame Anekdoten aus dem Leben von mehreren berühmten Schriftsteller/innen, die
eine besondere Beziehung zur Natur haben und darüber philosophieren. Doch es ist weitaus mehr.…mehrDass für so manchen Schriftsteller der Garten als Ruheoase oder Inspirationsquelle diente, ist nicht weiter erstaunlich. Verblüffend ist jedoch, was Damon Young zu diesem Thema zu erzählen hat. Erwartet hatte ich unterhaltsame Anekdoten aus dem Leben von mehreren berühmten Schriftsteller/innen, die eine besondere Beziehung zur Natur haben und darüber philosophieren. Doch es ist weitaus mehr. Anhand dieser Beispiele zeigt der Autor, welche unterschiedlichen Bedeutungen der Garten für einen Menschen haben kann und welche philosophischen Anschauungen sie daraus ableiten. Die Bandbreite reicht vom Sinnieren bei einem gemütlichen Spaziergang durch den Park bis hin zur körperlichen Schwerstarbeit im selbst angelegten Garten.
Für Jane Austen zum Beispiel war der Garten im Chawton Cottage in East Hampshire ein unentbehrlicher Rückzugsort, um ohne Ablenkung ihre zahlreichen Romane zu verfassen. Virginia Woolf fand in der Natur nicht nur das Rohmaterial für ihre Werke, sondern begeisterte sich auch für Blumenbepflanzung im eigenen Garten. Andere erlebten die Natur eher in der Fantasie, so wie Proust, dem drei Bonsai-Bäumchen an seinem Krankenbett dazu verhalfen, sich eine grenzenlose Botanik in seinem Zimmer vorzustellen. Auch Colette erschuf imaginär ihren idealen Garten, der auf ihre Prosa abfärbte.
Dass die Erfahrungen in und mit der Natur keineswegs immer rosig waren, schildert Damon Young am Beispiel von Sartre, Leonard Woolf oder George Orwell. So stellt er bildhaft und facettenreich die gegensätzlichen Emotionen heraus, die die Natur bei den Menschen auslösten – von Entzückung bis zum Ekel.
Obwohl es nur Bruchstücke aus dem Leben von Schriftstellern und Philosophen sind, so schafft es der Autor, ganz prägnante Miniporträts zu erschaffen. Ihre Erfahrungen in der Natur erreichen ganz unterschiedliche Dimensionen: von der Anbetung einer Rose über den Ekel vor einem Kastanienbaum bis hin zur Trauer über den Fall des „edlen Wilden“. Ich habe die Reise zu den verschiedenen botanischen Schauplätzen von England bis Sri Lanka ebenso genossen wie die lehrreichen Exkurse in die Philosophie. Das verständlich vermittelte Wissen, die gut recherchierten Details, die zahlreichen Zitate und Youngs elegante Prosa sorgen für ein wahrhaftes Lesevergnügen.