Warum tut Liebe weh, jedenfalls gelegentlich? Was fasziniert uns noch heute an Figuren wie Emma Bovary oder Heathcliff und Catherine, den unglücklich Liebenden aus Emily Brontës »Sturmhöhe«? Und vor allem: Was unterscheidet uns von ihnen? Gibt es einen Unterschied zwischen dem Liebeskummer zu Zeiten Jane Austens und der Art und Weise, wie wir ihn heute erfahren und damit umgehen? »Ja«, sagt Eva Illouz, die Meisterin der soziologischen Analyse der Gefühlswelt moderner Menschen, und widmet sich in ihrem neuen Buch der Schattenseite der Liebe. Sie zeigt, inwiefern der Liebesschmerz wesentlich von den gesellschaftlichen Bedingungen der jeweiligen Zeit geprägt wird und keineswegs ein rein individuelles Problem ist, wie uns etwa Beziehungsratgeber weismachen wollen. Das Leiden an der Liebe ist ein soziologisches Phänomen, das Illouz untersucht wie einst Marx die Ware im Kapitalismus: in Begriffen des Tauschs zwischen ungleichen Marktteilnehmern. In sechs Kapiteln entfaltet sie die Ursachen zeitgenössischen Liebesleidens sowie die Spezifika des heutigen Umgangs mit Beziehungskrisen. Die digitalen Heiratsmärkte spielen dabei ebenso eine Rolle wie die neuen Mechanismen der Partnerwahl und der strategische Umgang mit der romantischen Vorstellungskraft. Nach den großen Erfolgen von »Der Konsum der Romantik«, »Gefühle in Zeiten des Kapitalismus« und »Die Errettung der modernen Seele« schreibt Eva Illouz ihre faszinierende Soziologie des modernen Menschen fort, die immer auch kritische Bestandsaufnahme der Zeit ist, in der wir leben.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Andrea Roedig würdigt den ambitionierten Versuch von Eva Illouz, die große historische Veränderung, die die Liebe im Übergang zur Moderne erfahren hat, soziologisch zu erfassen, als gewinnbringende und erhellende Lektüre, am Ende bleibt bei der Rezensentin aber ein Unbehagen zurück. Überzeugend kann die Soziologin, die in ihrer Untersuchung jedes Psychologisieren meidet, zeigen, wie sich in der Moderne die Kriterien für die Partnerwahl grundlegend geändert und die Möglichkeiten fast unendlich erweitert haben, so die Rezensentin interessiert. Auch Illouz' Analyse der Liebeswahl als grundsätzlich durchaus ökonomischen Prinzipien gehorchende findet Roedig bedenkenswert und wenn Illouz "Ironie" als bestimmendes Muster für den heutigen Liebesdiskurs ausmacht, liest Roedig das gefesselt. Etwas fragwürdig bleibt in den Augen der Rezensentin allerdings, dass Illouz Beispiele aus der Hochliteratur des 19. Jahrhunderts mit Blogs, Internetforen oder Kolumnen vergleicht. Und weil die Autorin mit ihrer Untersuchung auf große Thesen zielt, läuft sie nicht selten Gefahr, zu Schlüssen zu kommen, die über Geschlechterklischees nicht hinauskommt, moniert Roedig, die sich nichtsdestotrotz dem Plädoyer für die "leidenschaftliche Liebe", in die Illouz' Buch mündet, gern anschließt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Über Liebe wird man nicht mehr diskutieren können, ohne sich auf dieses Buch zu beziehen."
Susanne Mayer, DIE ZEIT
Susanne Mayer, DIE ZEIT
»Illouz' Buch ist ein Beispiel dafür, was die verstehende Soziologie leisten kann: den Anzug wenden, in dem wir durch die Welt laufen. Das Innere von außen sehen und das Privategesellschaftlich. So dass wir vielleicht die spröde Gnade erfahren, unser Schicksal auch als ein soziales und historisches zu sehen.« Elke Schmitter DER SPIEGEL 20111031
»Illouz setzt Liebe gleich mit einem Gut und fragt nach den Bedingungen, die den Markt heute bestimmen - ihre Schlüsse daraus sind so erstaunlich wie lesenswert.«