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Diese Frage stellt auch Tobias seinem Onkel, dem berühmten Pädagogen Hartmut von Hentig. Er bekommt die Antwort in Briefen und erfährt neben vielen Geschichten über Schulen in anderen Ländern und Zeiten, warum Menschen gemeinsam lernen müssen, was eine Gemeinschaft ausmacht und wie man die Schule verbessern kann. Ein Buch für Kinder, Eltern und Pädagogen.

Produktbeschreibung
Diese Frage stellt auch Tobias seinem Onkel, dem berühmten Pädagogen Hartmut von Hentig. Er bekommt die Antwort in Briefen und erfährt neben vielen Geschichten über Schulen in anderen Ländern und Zeiten, warum Menschen gemeinsam lernen müssen, was eine Gemeinschaft ausmacht und wie man die Schule verbessern kann. Ein Buch für Kinder, Eltern und Pädagogen.
Autorenporträt
Hartmut von Hentig, geboren 1925 in Posen, Professor emeritus für Pädagogik an der Universität Bielefeld, war bis 1987 Wissenschaftlicher Leiter der Laborschule und des Oberstufen-Kollegs des Landes Nordrhein-Westfalen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.10.2001

Bürgerschein erster Klasse
Hartmut von Hentig schreibt Onkelbriefe über die ideale Schule

Der Onkel - das ist das Schreckensbild der modernen Pädagogik! Denn der gemeine Onkel ist besserwisserisch, überheblich, herablassend, moralversessen und larmoyant.  Der Onkel hält endlose Vorträge über die drängenden Fragen von vorgestern und berichtet weitschweifig aus dem Lande Onkelonien, in dem außer ihm keiner leben möchte. Hüte dich vor dem Onkel, rät man heutzutage den Kindern; am Ende ist er sogar böse!

Der renommierte Pädagogik-Professor von Hentig muß also ziemlich mutig sein, wenn er sich selbst ganz ohne Not zu einem "Onkel Hartmut" macht und in dieser Funktion seinem Neffen Tobias 26 Briefe über das wahrhaft onkelonische Thema "Warum muss ich zur Schule gehen?" schreibt. Doch es ist wirklich Mut, nicht Tollheit oder Schlimmeres! Und wer in diesem kleinen Buch mit dem renitent aussehenden Pennäler auf dem Umschlag allerlei wachsweiche Überredungstricks für unwillige Erstkläßler erwartet, der wird sehr angenehm enttäuscht.

Denn von Hentig wagt etwas Großes: Er will die summa seiner langjährigen wissenschaftlichen Arbeit zum Thema Schule so formulieren, daß nicht nur die geschätzten Kollegen, sondern jedes beliebige Elternteil und sogar das Objekt der Pädagogik selbst, der kleine Junge und das kleine Mädchen, sie verstehen können. Welch ein Anspruch! Die Wissenschaft spricht mit ihren Gegenständen, und das weder von oben herab noch mit süßlich verstellter Stimme, also gar nicht wie der gemeine Onkel. Das ist, so von Hentig selbst in einem abschließenden Brief an die Eltern von Tobias, eine "schwere Aufgabe - für eine komplizierte Sache eine einigermaßen einfache Sprache zu finden".

Es ist die schwerste Aufgabe; und ich meine, der Autor löst sie überzeugend. Doch das Einfache zu analysieren ist auch sehr schwer. Ich lasse es daher und sage lieber, warum mir die Schlichtheit hier zu gelingen scheint: weil sich nämlich alles in dem kleinen Buch um einen zentralen Satz dreht. Der lautet: "Wer zur Schule gegangen ist, hat gleichsam einen Bürgerschein erworben."

Der Bürgerschein! Von Hentig mäkelt nur ein wenig an den üblichen instrumentellen Begründungen des Schulbesuchs (Lernen für den Beruf), doch sie greifen ihm entschieden zu kurz - und sind ihm wohl auch zu karg und dürftig. Er möchte lieber alles in allem denken, und daher ordnet er die kleinen Schul-Erzählungen, Schul-Erklärungen und Schul-Anekdoten für den Neffen Tobias um ebendiese Vorstellung herum, daß man in der Schule das Bürgersein lerne und übe. Der Klassenverband, die Schule, das ist die "Polis im Kleinen", weitgehend selbstverwaltet und selbstorganisiert, ein Verband von Menschen, die noch nicht abgeschieden, ja autistisch in ihren Spezialberufen und Privatgemächern, sondern gemeinsam und lernend leben.

Nirgendwo anders ist der Mensch so ungeschieden, so wenig Fachmann und Funktionär wie in der Schule. Niemals später wird es so sehr um ihn als Ganzen und gleichzeitig um ihn als Teil einer Gemeinschaft gehen. Als Vater zweier Schulkinder, und besonders am Abend vor der Elternpflegschaftssitzung, schließe ich mich dieser Anschauung gerne an. Denn sie hilft auch mir, über viele Quisquilien und Katastrophen der real existierenden Schulwelt hinwegzusehen - in Richtung des großen (und guten) Ganzen. Sie hilft, Schule nicht als eine Summe von pädagogischen Dienstleistungen oder als den bitteren Reisberg zu sehen, durch den man sich ins richtige Leben frißt, sondern als Ort und Art, ganz menschlich zu leben.

Ich werde das Buch meinem Sohn Caspar (seit August Sextaner) zu lesen geben. Verstehen wird er es sicher, bestimmt auch gerne lesen. Und vielleicht gelingt ihm bei der Lektüre sogar der doppelte Salto vorwärts: dann könnte er verstehen, wie sehr sich ein erwachsener Mensch, über alle bösen Erinnerungen hinweg, nach einer idealen Schule sehnen kann. Und hilfsweise sogar nach seiner eigenen.

BURKHARD SPINNEN

Hartmut von Hentig: "Warum muss ich zur Schule gehen?". Eine Antwort an Tobias in Briefen. Carl Hanser Verlag, München 2001. 112 S., geb., 20,- DM. Ab 8 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Roswitha Budeus-Budde bezeichnet dieses Buch als "Lichtblick in der aktuellen Schuldiskussion". Der Autor, Reformpädagoge und Begründer der Laborschule an der Uni Bielefeld, erklärt seinem Neffen in 26 Briefen, die als Buch zusammengefasst sind, warum "Schule wichtig" ist, fasst die Rezensentin zusammen. Darin engagiere sich der Autor für eine "kindgerechte Schule" und spreche Kindern das Recht zu, "manches nicht lernen zu wollen". Wichtiger als bestehende schulische Ordnungen ist dem Autor laut Rezensentin, Schulkindern demokratisches Handeln beizubringen und Leben und Lernen zu vereinen. Kinder sollten in der Schule lernen, wie man "gemeinsame Angelegenheiten" mit anderen vernünftig regelt, übermittelt die Rezensentin. Sie warnt zwar, dass sich dieses Buch nur teilweise an Kinder richte - ansonsten findet sie es "sehr nützlich".

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