Warum ist ein Cheeseburger nicht koscher?
Warum fahren in Jerusalem am Samstag keine Busse? Warum beginnt das jüdische Jahr schon im September? Welche Sprache spricht man in Israel? Und warum schweigen Erwachsene manchmal so betreten, wenn es um die Geschichte der Juden geht? Die Kinder-Uni beantwortet diese und viele weitere Fragen und nimmt junge Leser und Leserinnen mit auf eine abenteuerliche Reise in die Welt des Judentums.
Das Jüdische Museum in Berlin wird für die Geschwister Lilli und Jakob zum Ausgangspunkt für eine aufregende Zeitreise in die Welt des Judentums. Ein alter Museumswächter zeigt ihnen die Kunst, mit Büchern zu reisen, einzutauchen in die Geschichten, die sie erzählen.
Als Lilli in der Schule Juri kennen lernt, der selber Jude ist und aus Russland kommt, weiht sie ihn in ihr Geheimnis ein. Die drei Kinder und der alte Mann reisen zu König Salomon, sehen, wie die Römer die Festung Masada stürmen, treffen Maimonides, und Juri wagt sogar eine Schachpartie mit Moses Mendelssohn. Anne Franks Tagebuch konfrontiert sie mit dem bedrückenden Leid der im Versteck lebenden jüdischen Familie. Herzls »Der Judenstaat« führt sie auf den ersten Zionistischen Kongress und ins Israel von heute.
Aus erster Hand erfahren Juri, Jakob und Lilli so nicht nur jede Menge über die jüdische Geschichte mit ihren Licht- und Schattenseiten, sondern lernen jüdische Religion und Kultur aus nächster Nähe kennen.
- Eine wunderbare, lebendig erzählte Einführung in das Judentum
- Ein weiterer Band aus der erfolgreichen Kinder-Uni-Reihe
- Kindgerecht als Zeitreise erzählt
Warum fahren in Jerusalem am Samstag keine Busse? Warum beginnt das jüdische Jahr schon im September? Welche Sprache spricht man in Israel? Und warum schweigen Erwachsene manchmal so betreten, wenn es um die Geschichte der Juden geht? Die Kinder-Uni beantwortet diese und viele weitere Fragen und nimmt junge Leser und Leserinnen mit auf eine abenteuerliche Reise in die Welt des Judentums.
Das Jüdische Museum in Berlin wird für die Geschwister Lilli und Jakob zum Ausgangspunkt für eine aufregende Zeitreise in die Welt des Judentums. Ein alter Museumswächter zeigt ihnen die Kunst, mit Büchern zu reisen, einzutauchen in die Geschichten, die sie erzählen.
Als Lilli in der Schule Juri kennen lernt, der selber Jude ist und aus Russland kommt, weiht sie ihn in ihr Geheimnis ein. Die drei Kinder und der alte Mann reisen zu König Salomon, sehen, wie die Römer die Festung Masada stürmen, treffen Maimonides, und Juri wagt sogar eine Schachpartie mit Moses Mendelssohn. Anne Franks Tagebuch konfrontiert sie mit dem bedrückenden Leid der im Versteck lebenden jüdischen Familie. Herzls »Der Judenstaat« führt sie auf den ersten Zionistischen Kongress und ins Israel von heute.
Aus erster Hand erfahren Juri, Jakob und Lilli so nicht nur jede Menge über die jüdische Geschichte mit ihren Licht- und Schattenseiten, sondern lernen jüdische Religion und Kultur aus nächster Nähe kennen.
- Eine wunderbare, lebendig erzählte Einführung in das Judentum
- Ein weiterer Band aus der erfolgreichen Kinder-Uni-Reihe
- Kindgerecht als Zeitreise erzählt
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.03.2008Abenteuer im Zickzack-Ding
Ungewöhnliche Reisen zu den Stätten des Judentums, um die Geschichte dieser Weltreligion zu veranschaulichen
Was ist eine Mikwe, wer war Raschi und wozu ist eine Mesusa gut? So könnte man fragen. Aber das klingt vielleicht allzu akademisch oder nach Günther Jauch. Die ambitionierte Reihe der „Kinder-Uni”, die diesmal „in die Welt des Judentums” gereist ist, fragt etwas lebensnäher: „Warum ist ein Cheeseburger nicht koscher?” Oder: „Wieso regnet es in der Synagoge manchmal Bonbons?”. Diese raffinierte Mischung aus ernsthafter, gründlicher Information und trickreichem Hineinlocken in ein schwieriges Thema zeichnet die Buchreihe aus, die sich auch schon mit so kniffligen Fragen wie „Warum raufen Jungs und sind Mädchen zickig?” oder „Warum ist die Schule doof?” herumgeschlagen hat.
Auf nicht einmal 200 Seiten jungen Leuten die Geschichte der Juden, die Religion selbst, ihre Gebräuche und Feiertage, den Zionismus, Anne Frank und die Schoah sowie den Staat Israel erklären zu wollen, ist schon ein mutiges Unterfangen. Es ist aber, aufs Ganze betrachtet, dennoch erstaunlich gut gelungen. Dazu tragen nicht zuletzt auch die phantasievollen und teilweise richtig „schönen” Illustrationen von Bernd Wiedemann bei. Das gewaltige Thema gut lesbar umgesetzt haben der Münchner Uni-Assistent in der Abteilung für Jüdische Geschichte und Kultur, Eli Bar-Chen, und die Lektorin Heike Specht, die sich schon mit einem Buch über die Feuchtwanger-Familie einen Namen gemacht hat.
Der Trick, mit dessen Hilfe junge Leser gefesselt werden sollen, ist eine relativ einfache Rahmenhandlung, die es aber dennoch in sich hat. Der kleine Jakob und die nur etwas größere Lilli besuchen an einem langweiligen regnerischen Tag das Berliner „Zickzack-Ding”, also das von Daniel Libeskind entworfene Jüdische Museum. Und ein scheinbar „alter Museumswärter mit weißem Bart und weißen Haaren in einer blauen Uniform” ist fortan ihr geheimnisvoller Begleiter und Ratgeber. Und um das Ganze ein bisschen abenteuerlicher und mystischer zu machen, springt das Trio in die alten und für die Juden wichtigen Bücher, um auf diese Weise an einem historischen Ort wieder aufzutauchen. Die Bücher sind die Thora oder die Haggada (über den Auszug der Israeliten aus Ägypten), Theodor Herzls „Judenstaat” oder auch „Die Geschichte der Juden” von Heinrich Graetz, ein Standardwerk der Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts. Das ist alles ein bisschen sehr märchenhaft und für Erwachsene vielleicht auch eher abschreckend, aber für die ist das Buch ja auch nicht gemacht.
Bei diesem Vorgehen gibt es freilich notwendigerweise auch logische Brüche – wie sie ja auch in Science-Fiction-Büchern oder bei Harry Potter vorkommen. So „fliegen” Lilli, Jakob, der alte Mann und der inzwischen dazugestoßene Juri (dessen jüdische Familie von Moskau nach Berlin übergesiedelt ist) mit Hilfe des Buch-Transporters zur Familie Frank nach Amsterdam. Es ist 1944, und bald werden die Franks und die mit ihnen in der Prinsengracht 263 versteckten Freunde verraten und schließlich von den Nazis ermordet werden. Das wissen die Besucher aus der Gegenwart. Aber obwohl sie miteinander reden, wird keine Warnung ausgesprochen und auch niemand gerettet. Denn natürlich kann die Geschichte nicht im Nachhinein umgeschrieben werden. Aber solche Ungereimtheiten sind eben unvermeidlich, wenn man Vergangenheit und Gegenwart ineinanderfließen lässt.
Sehr positiv zu vermerken ist, dass das Buch keine Tabus kennt, sondern etwa auch sachlich und offen die aktuellen Probleme im Nahen Osten anspricht. Die Sichtweise der Palästinenser wird hier ebenso referiert wie die der jüdischen Israelis. RALF HUSEMANN
ELI BAR-CHEN/HEIKE SPECHT: Warum Schabbat schon am Freitag beginnt. Die Kinder-Uni reist in die Welt des Judentums. DVA, München 2007. 192 Seiten, 19,95 Euro. Ab 9.
„Glaubt ihr an Zauberei?”, fragte der alte Mann. Und obwohl Lilli skeptisch war, umfasste er mit seinen Armen ihre Schultern und die von ihrem Bruder Jakob und zog sie in ein Meer von diesen seltsamen hebräischen Buchstaben.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
Ungewöhnliche Reisen zu den Stätten des Judentums, um die Geschichte dieser Weltreligion zu veranschaulichen
Was ist eine Mikwe, wer war Raschi und wozu ist eine Mesusa gut? So könnte man fragen. Aber das klingt vielleicht allzu akademisch oder nach Günther Jauch. Die ambitionierte Reihe der „Kinder-Uni”, die diesmal „in die Welt des Judentums” gereist ist, fragt etwas lebensnäher: „Warum ist ein Cheeseburger nicht koscher?” Oder: „Wieso regnet es in der Synagoge manchmal Bonbons?”. Diese raffinierte Mischung aus ernsthafter, gründlicher Information und trickreichem Hineinlocken in ein schwieriges Thema zeichnet die Buchreihe aus, die sich auch schon mit so kniffligen Fragen wie „Warum raufen Jungs und sind Mädchen zickig?” oder „Warum ist die Schule doof?” herumgeschlagen hat.
Auf nicht einmal 200 Seiten jungen Leuten die Geschichte der Juden, die Religion selbst, ihre Gebräuche und Feiertage, den Zionismus, Anne Frank und die Schoah sowie den Staat Israel erklären zu wollen, ist schon ein mutiges Unterfangen. Es ist aber, aufs Ganze betrachtet, dennoch erstaunlich gut gelungen. Dazu tragen nicht zuletzt auch die phantasievollen und teilweise richtig „schönen” Illustrationen von Bernd Wiedemann bei. Das gewaltige Thema gut lesbar umgesetzt haben der Münchner Uni-Assistent in der Abteilung für Jüdische Geschichte und Kultur, Eli Bar-Chen, und die Lektorin Heike Specht, die sich schon mit einem Buch über die Feuchtwanger-Familie einen Namen gemacht hat.
Der Trick, mit dessen Hilfe junge Leser gefesselt werden sollen, ist eine relativ einfache Rahmenhandlung, die es aber dennoch in sich hat. Der kleine Jakob und die nur etwas größere Lilli besuchen an einem langweiligen regnerischen Tag das Berliner „Zickzack-Ding”, also das von Daniel Libeskind entworfene Jüdische Museum. Und ein scheinbar „alter Museumswärter mit weißem Bart und weißen Haaren in einer blauen Uniform” ist fortan ihr geheimnisvoller Begleiter und Ratgeber. Und um das Ganze ein bisschen abenteuerlicher und mystischer zu machen, springt das Trio in die alten und für die Juden wichtigen Bücher, um auf diese Weise an einem historischen Ort wieder aufzutauchen. Die Bücher sind die Thora oder die Haggada (über den Auszug der Israeliten aus Ägypten), Theodor Herzls „Judenstaat” oder auch „Die Geschichte der Juden” von Heinrich Graetz, ein Standardwerk der Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts. Das ist alles ein bisschen sehr märchenhaft und für Erwachsene vielleicht auch eher abschreckend, aber für die ist das Buch ja auch nicht gemacht.
Bei diesem Vorgehen gibt es freilich notwendigerweise auch logische Brüche – wie sie ja auch in Science-Fiction-Büchern oder bei Harry Potter vorkommen. So „fliegen” Lilli, Jakob, der alte Mann und der inzwischen dazugestoßene Juri (dessen jüdische Familie von Moskau nach Berlin übergesiedelt ist) mit Hilfe des Buch-Transporters zur Familie Frank nach Amsterdam. Es ist 1944, und bald werden die Franks und die mit ihnen in der Prinsengracht 263 versteckten Freunde verraten und schließlich von den Nazis ermordet werden. Das wissen die Besucher aus der Gegenwart. Aber obwohl sie miteinander reden, wird keine Warnung ausgesprochen und auch niemand gerettet. Denn natürlich kann die Geschichte nicht im Nachhinein umgeschrieben werden. Aber solche Ungereimtheiten sind eben unvermeidlich, wenn man Vergangenheit und Gegenwart ineinanderfließen lässt.
Sehr positiv zu vermerken ist, dass das Buch keine Tabus kennt, sondern etwa auch sachlich und offen die aktuellen Probleme im Nahen Osten anspricht. Die Sichtweise der Palästinenser wird hier ebenso referiert wie die der jüdischen Israelis. RALF HUSEMANN
ELI BAR-CHEN/HEIKE SPECHT: Warum Schabbat schon am Freitag beginnt. Die Kinder-Uni reist in die Welt des Judentums. DVA, München 2007. 192 Seiten, 19,95 Euro. Ab 9.
„Glaubt ihr an Zauberei?”, fragte der alte Mann. Und obwohl Lilli skeptisch war, umfasste er mit seinen Armen ihre Schultern und die von ihrem Bruder Jakob und zog sie in ein Meer von diesen seltsamen hebräischen Buchstaben.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.12.2007Tut Beschneidung weh?
Ein Buch erzählt die Geschichte des Judentums für Kinder
Es gibt ja Kinderfragen, auf die zu antworten so schwerfällt, dass man selbst völlig ins Schleudern gerät, etwas zusammenhanglos anfängt, fadenscheinige Geschichten zu erzählen. Wenn zum Beispiel das Kind vor einem steht und ganz nebenbei fragt: "Was ist eigentlich jüdisch?" In einem Satz weiß man das nicht zu beantworten. Man müsste weit ausholen. Und das Schöne an dem märchenhaft erzählten Buch "Warum Schabbat schon am Freitag beginnt", mit dem Eli Bar-Chen und Heike Specht einem bei genau dieser Frage jetzt aus der Klemme helfen, ist, dass es tatsächlich weit ausholt und da anfängt, wo alles anfing: nämlich bei Abraham in Ur.
Lilli und Jakob sitzen zu Hause in Berlin und langweilen sich. Die Eltern sind mal wieder beschäftigt, und weiter Spiele spielen will zumindest Lilli nicht, weil Jakob sich, wie immer, nicht an die Spielregeln hält, was erheblich nervt. In das "Zickzackding" würden sie aber schon lange gerne beide mal hinein, in das Gebäude, an dem sie immer vorbeikommen und von dem sie wissen, dass es das Jüdische Museum ist. Die beiden sind groß genug, dort allein hinzufahren mit der U-Bahn, es ist der gleiche Weg wie zum Judo, also geht's los, hinein ins "Zickzackding" vor die wundersam erleuchteten Vitrinen, wo sie feststellen, dass sie, obwohl sie schon lesen können, leider gar nichts verstehen. Sie tippen gerade mit ihren Fingern an den Vitrinenscheiben herum, als sie die tiefe Stimme des alten Museumswärters hinter sich hören, der sie ermahnt, doch bitte nichts anzufassen, und sie, als er erfährt, dass sie allein da sind, auf eine Zeitreise mitnimmt, für die sie, wie sie feststellen, eigentlich Sonnenmilch brauchten. Denn da, wo sie hinreisen, ist es heiß, sogar heißer als im Spanienurlaub mit den Eltern letztes Jahr.
"Kommt, lasst uns den ersten Juden treffen!", sagt der Alte. Jakob quengelt, will wieder nach Hause. Als der Alte ihnen allerdings Ur zeigt, den Ort am Fluss, wo Abraham, der erste Jude, mit seiner Frau Sara lebt, ist das Heimweh schnell vergessen. Jakob findet das krass, weil es in seiner Klasse nämlich gleich zwei Saras gibt, er also Kinder in Berlin kennt, die heißen wie die ersten Juden. Abraham ist sehr nett, schenkt ihnen Fladenbrot und erzählt ihnen, dass sie umziehen müssen. "Warum ziehen Sie um? Haben Sie anderswo eine neue Arbeit gefunden? Oder gefällt Ihnen Ur nicht mehr?" Nein, nein, er sei Schäfer, und in seinem Alter wechsle man eigentlich nicht mehr den Beruf und auch nicht den Ort. Er müsse weg, weil alle glaubten, dass er verrückt sei, seine Nachbarn und sogar seine Freunde.
Früher glaubten alle dort, dass es viele Götter gäbe. Eines Nachts aber wachte Abraham auf und begriff, dass sie Holzpuppen anbeteten, dass es nur einen Gott gebe und der unsichtbar sei. Für Lilli ist das ganz klar, sie versteht überhaupt nicht, wieso man deshalb gleich umziehen und auch noch traurig sein muss. Dass er traurig ist, weil er schon so alt ist und noch keinen Sohn hat, das versteht sie schon. Aber das ist ja nicht mal der Grund.
Eli Bar-Chen und Heike Specht erzählen mit ihrer fortgesetzten Zauber-Zeitreise die ganze Geschichte des Judentums und erklären die fremden Begriffe: was eine Beschneidung ist und ob sie weh tut; was "koscher" ist und warum Juden keine Cheeseburger essen dürfen; warum es in der Synagoge Bonbons regnet, das Tote Meer tot ist oder Erwachsene manchmal so betreten schweigen, wenn es um die Geschichte der Juden geht.
Die Autoren kennen sich vom Lehrstuhl für Jüdische Geschichte an der Münchner Universität, wo der in Israel geborene Eli Bar-Chen Assistent ist. Und wenn der Titel "Kinder-Uni" für die bei der DVA erscheinende Buchreihe, zu der "Warum Schabbat schon am Freitag beginnt" gehört, auch sehr ambitioniert klingt, tritt dieses von Bernd Wiedemann wunderbar illustrierte Buch doch den Beweis dafür an, wie sehr es sich lohnt, sich vom "Was ist was"-Genre zu verabschieden: An der Stelle von bunten Bild- und Textbrocken steht hier eine fiktionale Geschichte, ein kleiner Roman, der den unmittelbaren Bezug zum heute gelebten Leben nie aus den Augen verliert - und vom Schulhof über das "Zickzackding" direkt in die Wüste oder nach Jerusalem führt und wieder zurück.
Julia Encke
Eli Bar-Chen / Heike Specht: "Warum Schabbat schon am Freitag beginnt". Kinder-Uni. DVA, 192 Seiten, 19,95 Euro. Im Rahmen der Münchner Bücherschau stellen die Autoren das Buch heute um 16 Uhr im Münchner Gasteig vor.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Buch erzählt die Geschichte des Judentums für Kinder
Es gibt ja Kinderfragen, auf die zu antworten so schwerfällt, dass man selbst völlig ins Schleudern gerät, etwas zusammenhanglos anfängt, fadenscheinige Geschichten zu erzählen. Wenn zum Beispiel das Kind vor einem steht und ganz nebenbei fragt: "Was ist eigentlich jüdisch?" In einem Satz weiß man das nicht zu beantworten. Man müsste weit ausholen. Und das Schöne an dem märchenhaft erzählten Buch "Warum Schabbat schon am Freitag beginnt", mit dem Eli Bar-Chen und Heike Specht einem bei genau dieser Frage jetzt aus der Klemme helfen, ist, dass es tatsächlich weit ausholt und da anfängt, wo alles anfing: nämlich bei Abraham in Ur.
Lilli und Jakob sitzen zu Hause in Berlin und langweilen sich. Die Eltern sind mal wieder beschäftigt, und weiter Spiele spielen will zumindest Lilli nicht, weil Jakob sich, wie immer, nicht an die Spielregeln hält, was erheblich nervt. In das "Zickzackding" würden sie aber schon lange gerne beide mal hinein, in das Gebäude, an dem sie immer vorbeikommen und von dem sie wissen, dass es das Jüdische Museum ist. Die beiden sind groß genug, dort allein hinzufahren mit der U-Bahn, es ist der gleiche Weg wie zum Judo, also geht's los, hinein ins "Zickzackding" vor die wundersam erleuchteten Vitrinen, wo sie feststellen, dass sie, obwohl sie schon lesen können, leider gar nichts verstehen. Sie tippen gerade mit ihren Fingern an den Vitrinenscheiben herum, als sie die tiefe Stimme des alten Museumswärters hinter sich hören, der sie ermahnt, doch bitte nichts anzufassen, und sie, als er erfährt, dass sie allein da sind, auf eine Zeitreise mitnimmt, für die sie, wie sie feststellen, eigentlich Sonnenmilch brauchten. Denn da, wo sie hinreisen, ist es heiß, sogar heißer als im Spanienurlaub mit den Eltern letztes Jahr.
"Kommt, lasst uns den ersten Juden treffen!", sagt der Alte. Jakob quengelt, will wieder nach Hause. Als der Alte ihnen allerdings Ur zeigt, den Ort am Fluss, wo Abraham, der erste Jude, mit seiner Frau Sara lebt, ist das Heimweh schnell vergessen. Jakob findet das krass, weil es in seiner Klasse nämlich gleich zwei Saras gibt, er also Kinder in Berlin kennt, die heißen wie die ersten Juden. Abraham ist sehr nett, schenkt ihnen Fladenbrot und erzählt ihnen, dass sie umziehen müssen. "Warum ziehen Sie um? Haben Sie anderswo eine neue Arbeit gefunden? Oder gefällt Ihnen Ur nicht mehr?" Nein, nein, er sei Schäfer, und in seinem Alter wechsle man eigentlich nicht mehr den Beruf und auch nicht den Ort. Er müsse weg, weil alle glaubten, dass er verrückt sei, seine Nachbarn und sogar seine Freunde.
Früher glaubten alle dort, dass es viele Götter gäbe. Eines Nachts aber wachte Abraham auf und begriff, dass sie Holzpuppen anbeteten, dass es nur einen Gott gebe und der unsichtbar sei. Für Lilli ist das ganz klar, sie versteht überhaupt nicht, wieso man deshalb gleich umziehen und auch noch traurig sein muss. Dass er traurig ist, weil er schon so alt ist und noch keinen Sohn hat, das versteht sie schon. Aber das ist ja nicht mal der Grund.
Eli Bar-Chen und Heike Specht erzählen mit ihrer fortgesetzten Zauber-Zeitreise die ganze Geschichte des Judentums und erklären die fremden Begriffe: was eine Beschneidung ist und ob sie weh tut; was "koscher" ist und warum Juden keine Cheeseburger essen dürfen; warum es in der Synagoge Bonbons regnet, das Tote Meer tot ist oder Erwachsene manchmal so betreten schweigen, wenn es um die Geschichte der Juden geht.
Die Autoren kennen sich vom Lehrstuhl für Jüdische Geschichte an der Münchner Universität, wo der in Israel geborene Eli Bar-Chen Assistent ist. Und wenn der Titel "Kinder-Uni" für die bei der DVA erscheinende Buchreihe, zu der "Warum Schabbat schon am Freitag beginnt" gehört, auch sehr ambitioniert klingt, tritt dieses von Bernd Wiedemann wunderbar illustrierte Buch doch den Beweis dafür an, wie sehr es sich lohnt, sich vom "Was ist was"-Genre zu verabschieden: An der Stelle von bunten Bild- und Textbrocken steht hier eine fiktionale Geschichte, ein kleiner Roman, der den unmittelbaren Bezug zum heute gelebten Leben nie aus den Augen verliert - und vom Schulhof über das "Zickzackding" direkt in die Wüste oder nach Jerusalem führt und wieder zurück.
Julia Encke
Eli Bar-Chen / Heike Specht: "Warum Schabbat schon am Freitag beginnt". Kinder-Uni. DVA, 192 Seiten, 19,95 Euro. Im Rahmen der Münchner Bücherschau stellen die Autoren das Buch heute um 16 Uhr im Münchner Gasteig vor.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Roadmovie des Wissens... Die Kinder-Uni ist der neue Weg, er ist lebendig, erzählt Geschichten und sucht für das, was er erklären will, einen Platz mitten im Leben. Nicht erst die gewohnt schöne Aufmachung des Bandes und die edlen Illustrationen von Bernd Wiedemann beweisen, dass hier jemand zeigt, was "Infotainment" sein könnte, wenn man die Idee ernst nimmt. Thomans Lindemann, Die literarische Welt
"Interessant und ziemlich spannend." Dresdner Morgenpost
"Die Themenauswahl der beiden Autoren Eli Bar-Chen und Heike Specht ist gut, weil nicht immer konventionell. [...] Ansprechend und hintergründig bis witzig sind die Illustrationen von Bernd Wiedemann." Jüdische Zeitung
"Und wenn der Titel 'Kinder-Uni' für die bei der DVA erscheinende Buchreihe [...] auch sehr ambitioniert klingt, tritt dieses von bernd Wiedemann wunderbar illustrierte Buch doch den Beweis dafür an, wie sehr es sich lohnt, sich vom 'Was ist was'-Genre zu verabschieden: An der Stelle von bunten Bild- und Textbrocken steht hier eine fiktionale Geschichte, ein kleiner Roman, der den unmittelbaren Bezug zum heute gelebten Leben nie aus den Augen verliert." FAZ
"Interessant und ziemlich spannend." Dresdner Morgenpost
"Die Themenauswahl der beiden Autoren Eli Bar-Chen und Heike Specht ist gut, weil nicht immer konventionell. [...] Ansprechend und hintergründig bis witzig sind die Illustrationen von Bernd Wiedemann." Jüdische Zeitung
"Und wenn der Titel 'Kinder-Uni' für die bei der DVA erscheinende Buchreihe [...] auch sehr ambitioniert klingt, tritt dieses von bernd Wiedemann wunderbar illustrierte Buch doch den Beweis dafür an, wie sehr es sich lohnt, sich vom 'Was ist was'-Genre zu verabschieden: An der Stelle von bunten Bild- und Textbrocken steht hier eine fiktionale Geschichte, ein kleiner Roman, der den unmittelbaren Bezug zum heute gelebten Leben nie aus den Augen verliert." FAZ
»Ein erzählendes Sachbuch, dem man viele junge Leser wünschen kann und das auch für den Religionsunterricht hervorragend geeignet ist.« Eulen Fisch