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In Reaktion auf die politische Spaltung der Gesellschaft und die Wiederkehr reaktionärer Tendenzen wird auch das Theater von einer Welle der Politisierung erfasst: Man reinszeniert historische Schlüsselereignisse, holt authentisch Betroffene sowie "Experten des Alltags" auf die Bühne und schafft Raum für marginalisierte Identitäten und Gruppen. Doch indem sich das Theater der Tagespolitik anverwandelt, erklärt es seine eigene künstlerische Formenwelt für obsolet. Am Ende steht dann zumeist schlechte Kunst und noch schlechtere Politik. In seinem konzisen Essay interpretiert Jakob Hayner diese…mehr

Produktbeschreibung
In Reaktion auf die politische Spaltung der Gesellschaft und die Wiederkehr reaktionärer Tendenzen wird auch das Theater von einer Welle der Politisierung erfasst: Man reinszeniert historische Schlüsselereignisse, holt authentisch Betroffene sowie "Experten des Alltags" auf die Bühne und schafft Raum für marginalisierte Identitäten und Gruppen. Doch indem sich das Theater der Tagespolitik anverwandelt, erklärt es seine eigene künstlerische Formenwelt für obsolet. Am Ende steht dann zumeist schlechte Kunst und noch schlechtere Politik. In seinem konzisen Essay interpretiert Jakob Hayner diese Entwicklung als Ausdruck einer tief greifenden intellektuellen und künstlerischen Krise und fordert eine Rückbesinnung darauf, was das Theater gegenüber anderen Kulturerscheinungen auszeichnet. Denn nur wenn die politischen Fragen in der Sprache der Kunst aufgeworfen und verhandelt werden, lässt sich das Potenzial des Dramas retten: Dieses besteht gerade darin, nicht mit der Wirklichkeit zu verschmelzen, sondern über sie hinauszugehen. Es geht um nicht weniger als die Erneuerung der Idee des Theaters.
Autorenporträt
Jakob Hayner, 1988 in Dresden geboren, ist Journalist und lebt in Berlin. Er ist Redakteur bei Theater der Zeit - Zeitschrift für Theater und Politik und schreibt zusätzlich für diverse Zeitungen und Zeitschriften.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Simon Strauss erfährt in Jakob Hayners Essay, woran das Theater krankt und was es heilen könnte, jedenfalls nach Meinung des Autors. Für Hayner, so Strauss, hat Theater ein Recht auf Form vor Inhalt, auf ästhetische Autonomie und soll nicht zum moralisierenden "Mitteilungszentrum" und zur Dienstleistung verkommen. Für Strauss Kulturkritik at its best. Schade nur, dass der Autor keine Praxisbeispiele bringt für die ungute, weil laut Hayner beides neutralisierende Verbindung von Kunst und Moral, findet er.

© Perlentaucher Medien GmbH