Heinz Ludwig Arnold verdeutlicht in seinem Essay, wie die Frage »Was bin ich?« das gesamte Schaffen Max Frischs bestimmt.»Was bin ich?« lautet die zentrale Frage, auf die Max Frisch (1911-1991) in seinem gesamten schriftstellerischen Werk immer wieder neue Antworten gegeben hat. Seine Texte sind geprägt von der permanenten Suche und dem Entwerfen jeweils neuer Identitäten für unterschiedliche Lebenssituationen. Dies macht sein Werk geradezu zur Lebenshilfe für seine Leser, wie der Göttinger Publizist Heinz Ludwig Arnold - als Freund auch eingeweiht in die Privatsphäre Frischs - anhand des schriftstellerischen Werks sowie von Gesprächsnotizen und Tagebuchauszügen verdeutlicht.Wie sehr dabei Werk und Leben des Schweizer Schriftstellers miteinander verwoben sind, zeigt Arnold in seinem Essay über Max Frisch, dem er zum ersten Mal 1974 im Rahmen seiner »Gespräche mit Schriftstellern« begegnete. Ein Germanistikstudium finanzierte Frisch zum Teil mit journalistischen Arbeiten. Aber er fürchtete sich vor einem Bohemienleben und nahm, unterstützt von einem Gönner, ein Architekturstudium auf. Er wurde ein angesehener Zürcher Architekt mit Ehefrau und drei Kindern und zugleich ein renommierter Stückeschreiber und - »er war wer«. Doch etwa vierzigjährig, nach Jahren des »erfolgreichen Doppeldilettantismus« (Frisch), auf der Höhe seiner bürgerlichen Reputation, brach er aus der Bürgerlichkeit aus, die ihm zunehmend sinnlos und öde erschien. Er reiste viel und schrieb - wiederum höchst erfolgreich - Romane wie »Stiller«, »Homo faber« und »Mein Name sei Gantenbein«.Sudelblätter im neuen Format: Nach 37 Titeln (seit 1990) erscheinen die Göttinger Sudelblätter nun im neuen, eleganten, kleineren Format von 12,3 x 21 cm. Den prominenten Auftakt bilden Heinz Ludwig Arnold und Marcel Reich-Ranicki (ISBN 3-89244-500-1).Zur Reihe:Anknüpfend an die literarische und ästhetische Tradition der Aufklärung erscheinen seit 1990 im Wallstein Verlag die »Göttinger Sudelblätter«. Herausgeber dieser Buchreihe in Heftform ist der Literaturkritiker und Schriftsteller Heinz Ludwig Arnold, der 1999 mit dem Niedersachsenpreis ausgezeichnet wurde.Die Reihe ist zeitgenössischer Prosa und kritischer Essayistik vorbehalten und erscheint in lockerer Folge von ca. drei Heften im Jahr.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
In dem Max Frisch gewidmeten Heft aus der Reihe "Göttinger Sudelblätter" setzt Heinz Ludwig Arnold seine Erinnerungen an Frisch mit Aussagen des Schriftstellers über Leben und Werk zu einer Collage zusammen, schreibt Rezensent Martin Halter. Viel neues fördert Arnold dabei nicht zu Tage, findet er. Frisch bleibe der schwierige, egomanische "Notwehrschriftsteller", für den Literatur Ausdruck und Fluchtpunkt biografischer Verwandlungen, therapeutische Lebenshilfe und didaktische Verpflichtung war. Halter hebt hervor, dass Frischs Sehnsucht nach "Selbstverwirklichung", seine Suche nach einer "kompromisslosen vitalen und dabei dialog- und gesellschaftsfähigen Identität" anfangs dem Ungenügen an sich selbst entsprang, später einer zunehmend kritischen Haltung zu Vaterland, Kultur und Welt wich. Arnolds Collage, urteilt Halter leicht despektierlich, ist für den Schul- und Hausgebrauch verwendbar, "ohne literaturwissenschaftliche Ansprüche zu unterlaufen".
© Perlentaucher Medien GmbH
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