Noch 1960 arbeiteten rund 650000 Kumpel auf 158 Bergwerken im Ruhrgebiet. Heute, gut fünfzig Jahre danach, sind nur noch drei Bergwerke in Betrieb. Diesen massiven Strukturwandel an Rhein und Ruhr hat die Immobilientochter der RAG Aktiengesellschaft, die RAG Montan Immobilien GmbH, vormals Montan Grundstücksgesellschaft
mbH (MGG), begleitet. Sie hat die zahlreicheStandorte erfolgreich entwickelt, neue Stadtquartiere, Gewerbe-, Technologie- und Logistikparks entworfen sowie Stadtparks und Grünflächen angelegt und Wohnungen mit hohem Lebenswert gebaut. Dieses Buch stellt eine Bilanz des jahrzehntelangen Strukturwandels dar. Es enthält aber gleichzeitig eine Vielzahl von Hinweisen, wie die zukünftigen Entwicklungslinien im Ruhrgebiet verlaufen sollen. In opulenten fotografischen Auftritten werden die tragenden Standorte vorgestellt, und es wird in informativen Texten dokumentiert, was aus den ehemaligen Industrieanlagen geworden ist.
mbH (MGG), begleitet. Sie hat die zahlreicheStandorte erfolgreich entwickelt, neue Stadtquartiere, Gewerbe-, Technologie- und Logistikparks entworfen sowie Stadtparks und Grünflächen angelegt und Wohnungen mit hohem Lebenswert gebaut. Dieses Buch stellt eine Bilanz des jahrzehntelangen Strukturwandels dar. Es enthält aber gleichzeitig eine Vielzahl von Hinweisen, wie die zukünftigen Entwicklungslinien im Ruhrgebiet verlaufen sollen. In opulenten fotografischen Auftritten werden die tragenden Standorte vorgestellt, und es wird in informativen Texten dokumentiert, was aus den ehemaligen Industrieanlagen geworden ist.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.04.2014Unter heißem Himmel
Theater und Museen in alten Fabrikgebäuden, Parks auf ehemaligen Halden, Sportanlagen und Off-Kultur zwischen Brachflächen: Auf den ehemaligen Zechengeländen im Ruhrgebiet tut sich viel - auch weil die RAG Montan Immobilien GmbH ein Interesse daran hat, ihre Grundstücke möglichst profitabel zu verkaufen, und sie darum gezielt aufwertet. Nun hat der Geschäftsführer des Unternehmens, Hans-Peter Noll, einen aufwendig gedruckten Bildband zur Umnutzung der ehemaligen Bergbauanlagen herausgebracht. Das Ergebnis wirkt leider wie ein Coffeetable-Book für Investoren - ziemlich blutleer. Das fängt bei den großformatigen Fotografien an: überproduzierte Weitwinkeltotalen, möglichst ohne Menschen. Die dazugehörigen Texte klingen dagegen nach Lokalzeitung. Auf nahezu jeder Seite wird "geschmunzelt", "unterstrichen" oder "großes Lob vergeben", vorzugsweise von Bürgermeistern oder glücklichen Firmenbesitzern, die referieren, wie praktisch die Lage an der Autobahn ist und wie viel Förderung sie erhalten. Für die Hurra-Berichterstattung wird sogar die Energieeffizienz der Bottroper Indoor-Skihalle beschrieben. Dank einer Photovoltaikanlage auf dem Dach werde ",der größte Kühlschrank der Welt' in Zukunft mit Sonnenenergie auf Minus fünf Grad heruntergekühlt". Eine systematische Übersicht aller im Band genannten Freizeitziele mit Anschriften und Öffnungszeiten sucht man dagegen vergeblich. Schade, denn auf den mehr als zweihundert großformatigen Seiten sind wahre Ausflugsschätze versteckt: ob Ilya und Emilia Kabakovs Museum "Palace of Projects" mit fünfundsechzig Ideen zur Verbesserung der Welt auf Zollverein, das Videokunstzentrum im Gelsenkirchener Nordsternpark, Ateliers in Dinslaken, Travestietheater in Herten oder ein Breitensport-Golfplatz in Oberhausen. Das hätte man besser verkaufen können.
luet
"Was bleibt ist die Zukunft. Das neue Ruhrgebiet", herausgegeben von Hans-Peter Noll. Ellert & Richter Verlag, Hamburg 2013. 216 Seiten, zahlreiche Fotografien. Gebunden, 36 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Theater und Museen in alten Fabrikgebäuden, Parks auf ehemaligen Halden, Sportanlagen und Off-Kultur zwischen Brachflächen: Auf den ehemaligen Zechengeländen im Ruhrgebiet tut sich viel - auch weil die RAG Montan Immobilien GmbH ein Interesse daran hat, ihre Grundstücke möglichst profitabel zu verkaufen, und sie darum gezielt aufwertet. Nun hat der Geschäftsführer des Unternehmens, Hans-Peter Noll, einen aufwendig gedruckten Bildband zur Umnutzung der ehemaligen Bergbauanlagen herausgebracht. Das Ergebnis wirkt leider wie ein Coffeetable-Book für Investoren - ziemlich blutleer. Das fängt bei den großformatigen Fotografien an: überproduzierte Weitwinkeltotalen, möglichst ohne Menschen. Die dazugehörigen Texte klingen dagegen nach Lokalzeitung. Auf nahezu jeder Seite wird "geschmunzelt", "unterstrichen" oder "großes Lob vergeben", vorzugsweise von Bürgermeistern oder glücklichen Firmenbesitzern, die referieren, wie praktisch die Lage an der Autobahn ist und wie viel Förderung sie erhalten. Für die Hurra-Berichterstattung wird sogar die Energieeffizienz der Bottroper Indoor-Skihalle beschrieben. Dank einer Photovoltaikanlage auf dem Dach werde ",der größte Kühlschrank der Welt' in Zukunft mit Sonnenenergie auf Minus fünf Grad heruntergekühlt". Eine systematische Übersicht aller im Band genannten Freizeitziele mit Anschriften und Öffnungszeiten sucht man dagegen vergeblich. Schade, denn auf den mehr als zweihundert großformatigen Seiten sind wahre Ausflugsschätze versteckt: ob Ilya und Emilia Kabakovs Museum "Palace of Projects" mit fünfundsechzig Ideen zur Verbesserung der Welt auf Zollverein, das Videokunstzentrum im Gelsenkirchener Nordsternpark, Ateliers in Dinslaken, Travestietheater in Herten oder ein Breitensport-Golfplatz in Oberhausen. Das hätte man besser verkaufen können.
luet
"Was bleibt ist die Zukunft. Das neue Ruhrgebiet", herausgegeben von Hans-Peter Noll. Ellert & Richter Verlag, Hamburg 2013. 216 Seiten, zahlreiche Fotografien. Gebunden, 36 Euro.
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