Was ist eigentlich die Gegenwart?, sinniert Michael und blickt durch die Fensterscheibe des Eurocity in den trüb-regnerischen Novembertag hinaus. Wann fängt sie an und wann endet sie? Gehört es noch zu meiner Gegenwart, dass ich heute früh meine Wohnung verlassen habe? Und gehört es schon zu meiner Gegenwart, dass ich in weniger als drei Stunden in Zürich sein werde? Denn eigentlich ist die Gegenwart doch immer nur der eine Augenblick des Jetzt, bereits verronnen, bevor ich auch nur über ihn nachgedacht habe.Michael lebt das unspektakuläre Leben eines alleinstehenden Finanzbeamten. Niemand ahnt, dass er mit der medizinischen Diagnose fertig werden muss, keine Zukunft mehr zu haben. Doch seine unheilbare Krankheit wird ihm bald schon jede Selbstbestimmung und jede Handlungsfähigkeit rauben.Was ihm vom Leben noch bleiben wird, macht Michael Angst. Und er nimmt erstaunt wahr, dass so viele seiner Mitmenschen ihr zukunftsoffenes Leben so wenig wirklich leben und schätzen können. Ihm dagegen wird bei seiner deprimierenden Zukunftsperspektive die Sterbehilfe zur ungeahnten Lebenshilfe. Und seine Zukunftslosigkeit lässt ihn erkennen, wie unendlich wertvoll die gelebte Gegenwart ist.