Die Maiasaura, eine alte Dinosaurierdame, erzählt ihren Kindern und Enkelkindern davon, wie das Leben auf die Erde kam. Im Zeitraffertempo schildert sie die ganze Evolution vom Einzeller bis zu den weiterentwickelten Tieren. Schließlich wagt sie sogar einen Blick in die Zukunft. Ein Sachbilderbuch, künstlerisch gestaltet. (Ab 5 Jahren.)
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.05.1996Auch als wir kamen, war die Erde schon alt
Eine Dinosauriermutter erzählt vom ewigen Wandel
Seit Dinosaurier und ihre Verwandten als Kuscheltiere oder schuppige Plastikmonster die Kinderzimmer erobert haben, ist auch das Interesse an ihrem Leben in grauer Vorzeit erwacht. "Hundertfünfzig Millionen Jahre hatte das Volk der Dinosaurier die Erde bewohnt. Da waren sie alt und weise geworden", beginnt die Dinosauriermutter. "Es ist Zeit für uns, Zeit, daß wir gehen."
Martin Auer läßt eine Maiasaura ihren Kindern die Geschichte der ersten Lebewesen vor zweihundert Millionen Jahren und ihre Entwicklung bis zum "nackten Zweibeiner" erzählen. Er hat dafür den vertrauten biblischen Tonfall gewählt und ihn mit dem verhaltenen Pathos eines Indianerhäuptlings gemischt, der von der Versöhnung mit der Natur spricht.
"Wir haben vieles gesehen und vieles erlebt", raunt die weise Maiasaura. "Alles ändert sich ständig, nichts bleibt, wie es war. Auch als wir kamen, war die Erde schon alt." Es gab schon Würmer und Schnecken, Molche und Schildkröten, Fische und allerlei gefiedertes Getier.
Warum Bronto- oder Tyrannosaurier ausstarben, verschweigt Martin Auer. Dies ist eine friedliche Gutenachtgeschichte im gelassenen Singsang; sie verkündet, daß alles, auch der Wandel, gut ist. Die alte Sauriermutter - übrigens eine der seltenen Art, die sich um ihre Kinder kümmert - kann ja nicht wissen, daß Naturkatastrophen, aber auch die Unfähigkeit zur Anpassung ihre Gattung ausrotten werden.
Martin Auer läßt sie von der Zukunft träumen, von "pelzigen Tieren" und schließlich von nackten Zweibeinern, die mit ihren Vorderfüßen malen können und tausendmal klüger sind als alle anderen Tiere. Sie verstehen es, Feuer, Wasser und Wind, sogar die Kraft der Sonne zu nutzen, bauen sich künstliche Höhlen und laufen auf runden Beinen - gemeint sind Autos - schneller als jedes andere Geschöpf. Doch auch sie werden eines Tages Platz machen "für Wesen, die nach ihnen kommen". Der Sprung in die Menschenwelt ist abrupt. Auch die Malerin Christine Sormann bietet keinen Übergang von den stilisierten Tieren zu den präzisen Bildern von Hochhäusern, Autos und Satelliten. Auf den letzten beiden Seiten findet sie immerhin im Sternenhimmel ein Traum- und Ewigkeitssymbol. Die Maiasaura gehört durchaus zur magischen Traumwelt, eine ruhige Begleiterin in den Schlaf, nicht erschreckend, sondern geheimnisvoll tröstlich. Was sie erzählt, kann ein Anfang sein, ein erster Anstoß, über die Geschichte unserer Erde nachzudenken. Und über die Evolution - was für ein unerschöpfliches Thema! - werden die schläfrigen Kleinen ihre Eltern später, bei Tageslicht, ausfragen.
MARIA FRISÉ.
Martin Auer/Text, Christine Sormann/Bilder: "Was die alte Maiasaura erzählt - Ein Bilderbuch über die Evolution". Verlag St. Gabriel, Mödling-Wien 1996. 40 Seiten, geb., 28,- DM. Ab 5J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Eine Dinosauriermutter erzählt vom ewigen Wandel
Seit Dinosaurier und ihre Verwandten als Kuscheltiere oder schuppige Plastikmonster die Kinderzimmer erobert haben, ist auch das Interesse an ihrem Leben in grauer Vorzeit erwacht. "Hundertfünfzig Millionen Jahre hatte das Volk der Dinosaurier die Erde bewohnt. Da waren sie alt und weise geworden", beginnt die Dinosauriermutter. "Es ist Zeit für uns, Zeit, daß wir gehen."
Martin Auer läßt eine Maiasaura ihren Kindern die Geschichte der ersten Lebewesen vor zweihundert Millionen Jahren und ihre Entwicklung bis zum "nackten Zweibeiner" erzählen. Er hat dafür den vertrauten biblischen Tonfall gewählt und ihn mit dem verhaltenen Pathos eines Indianerhäuptlings gemischt, der von der Versöhnung mit der Natur spricht.
"Wir haben vieles gesehen und vieles erlebt", raunt die weise Maiasaura. "Alles ändert sich ständig, nichts bleibt, wie es war. Auch als wir kamen, war die Erde schon alt." Es gab schon Würmer und Schnecken, Molche und Schildkröten, Fische und allerlei gefiedertes Getier.
Warum Bronto- oder Tyrannosaurier ausstarben, verschweigt Martin Auer. Dies ist eine friedliche Gutenachtgeschichte im gelassenen Singsang; sie verkündet, daß alles, auch der Wandel, gut ist. Die alte Sauriermutter - übrigens eine der seltenen Art, die sich um ihre Kinder kümmert - kann ja nicht wissen, daß Naturkatastrophen, aber auch die Unfähigkeit zur Anpassung ihre Gattung ausrotten werden.
Martin Auer läßt sie von der Zukunft träumen, von "pelzigen Tieren" und schließlich von nackten Zweibeinern, die mit ihren Vorderfüßen malen können und tausendmal klüger sind als alle anderen Tiere. Sie verstehen es, Feuer, Wasser und Wind, sogar die Kraft der Sonne zu nutzen, bauen sich künstliche Höhlen und laufen auf runden Beinen - gemeint sind Autos - schneller als jedes andere Geschöpf. Doch auch sie werden eines Tages Platz machen "für Wesen, die nach ihnen kommen". Der Sprung in die Menschenwelt ist abrupt. Auch die Malerin Christine Sormann bietet keinen Übergang von den stilisierten Tieren zu den präzisen Bildern von Hochhäusern, Autos und Satelliten. Auf den letzten beiden Seiten findet sie immerhin im Sternenhimmel ein Traum- und Ewigkeitssymbol. Die Maiasaura gehört durchaus zur magischen Traumwelt, eine ruhige Begleiterin in den Schlaf, nicht erschreckend, sondern geheimnisvoll tröstlich. Was sie erzählt, kann ein Anfang sein, ein erster Anstoß, über die Geschichte unserer Erde nachzudenken. Und über die Evolution - was für ein unerschöpfliches Thema! - werden die schläfrigen Kleinen ihre Eltern später, bei Tageslicht, ausfragen.
MARIA FRISÉ.
Martin Auer/Text, Christine Sormann/Bilder: "Was die alte Maiasaura erzählt - Ein Bilderbuch über die Evolution". Verlag St. Gabriel, Mödling-Wien 1996. 40 Seiten, geb., 28,- DM. Ab 5J.
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