Das wenig bekannte und kaum erforschte musikalische Frühwerk von Nam June Paik (1932-2006) sowie seine im Rheinland entstandenen Kompositionen - ein nicht nur werkbiografisch bedeutsames Konvolut, das hier kunst- und musikwissenschaftlich erstmals systematisch erschlossen wird.Im Fokus steht der Zeitraum von 1945 bis 1963: Die Arbeiten aus diesen knapp 20 Jahren zeichnen sich durch eine fortschreitende Entgrenzung der Disziplinen aus. Sie beginnen mit ersten Kompositionsversuchen des jugendlichen Paik in konventioneller Notenschrift, reichen über die Einführung Elektroakustischer Musik und…mehr
Das wenig bekannte und kaum erforschte musikalische Frühwerk von Nam June Paik (1932-2006) sowie seine im Rheinland entstandenen Kompositionen - ein nicht nur werkbiografisch bedeutsames Konvolut, das hier kunst- und musikwissenschaftlich erstmals systematisch erschlossen wird.Im Fokus steht der Zeitraum von 1945 bis 1963: Die Arbeiten aus diesen knapp 20 Jahren zeichnen sich durch eine fortschreitende Entgrenzung der Disziplinen aus. Sie beginnen mit ersten Kompositionsversuchen des jugendlichen Paik in konventioneller Notenschrift, reichen über die Einführung Elektroakustischer Musik und aktionistischer Elemente bis hin zu dem musikalischen Environment "EXPosition of Music. ELectronic Television" (1963), das in seiner bewussten Überwindung der Disziplingrenzen von besonderer Relevanz für die Kunstgeschichtsschreibung werden sollte.Die vorgestellten Kompositionen unterscheiden sich nicht nur in ihrer zuerkannten Qualität, sie sind auch in vollkommen unterschiedlichen geografischen, kulturpolitischen, künstlerischen und intellektuellen Kontexten entstanden. Damit fordern sie eine transdisziplinäre Perspektive geradezu heraus. Von besonderer Bedeutung ist, dass Paik 1958 und 1959 im Rahmen der Darmstädter Ferienkurse sein Debüt als Komponist feiern wollte. Mit seinem ersten öffentlichen Konzert in der Düsseldorfer "Galerie 22" (1959) verließ er jedoch den konventionellen Rahmen einer Musikaufführung. Auf den Bruch mit institutionellen Repräsentationsmodi und damit einer gewahrten Distanz zur Neuen Musik folgte seine primär intermediale (Selbst-)Verortung.
Lisa Bosbach promovierte an der Universität zu Köln mit einer interdisziplinären kunst- und musikwissenschaftlichen Dissertation zu Nam June Paik. Sie ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Masterstudiengang >Kunstvermittlung und Kulturmanagement< an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Daneben ist sie Teil des Kollektivs >Filmreihe Köln<, das jährlich ein diskursives Kurzfilmprogramm an der Schnittstelle von Kunst und Kino kuratiert.
Inhaltsangabe
1. Einleitung2. Retrospektive (Selbst-)Inszenierung von Paik als Komponist2.1 Jugendkompositionen2.2 Korea2.2.1 "Piano Composition" (1945)2.2.2 3 Fragmente (1946-48)2.2.3 "After many many days" (1947) und "Funeral March" (1948)2.2.4 Paiks Handschrift in den Re-Kompositionen2.3 Japan2.3.1 "Streichquartett" (1955/57)2.3.2 Paiks Mystifikation des "Streichquartetts"2.4 Zwischen Notentext und Bild & Fluxus Gesamtausgabe2.5 Inszenierung als Komponist und Spiel mit historischer Authentizität3. Notationsprobleme und Spiel mit Hybridität in "Poly-Heterophonie nach Silla-Hyangga" (1957/58)3.1 Kontext: Fortner - Darmstadt3.2 Produktionsästhetische Analyse3.2.1 Partitur in konventioneller Notenschrift3.2.2 Verbalisierung von Notation in Paiks Briefen3.2.3 Unbestimmtheiten3.2.4 Notationsprobleme im Kompositionsprozess3.3 Der Titel als 'komplexere Aussage'3.3.1 Begriffliche Bezugnahmen3.3.2 Kultureller Bezugsrahmen3.3.3 Notenschrift? Vorschrift3.4 Exkurs: "Random Access" (1957/78)3.5 Spiel mit Hybridität4. Analyse der Konzeption, Dokumentation und Rezeption von "Hommage à John Cage. Musik für Tonbänder und Klavier" (1958/59) 4.1 Kontext: Fortner - Darmstadt - WDR 4.2 Produktionsästhetische Analyse4.2.1 Das produzierte Tonband4.2.2 Verbale Ausführungen in Paiks Briefen4.2.3 Verschiedene Aufführungen4.2.4 Unbestimmtheiten4.2.5 Rezeptionsästhetische Analyse der Konzeption und Aufführungspraxis4.3 Notationsweisen4.4 Die Hommage an John Cage4.4.1 Der Widmungsadressat4.4.2 Weitere namentliche Bezugnahmen4.4.3 Strategien der Selbsthistorisierung und Rezeptionslenkung4.5 Programmatik der Amusik5. Komponierte Möglichkeitsräume in "EXPosition of Music. ELectronic Television" (1963)5.1 Kontext: Fluxus - Galerie Parnass5.2 Produktionsästhetische Analyse 5.2.1 Konzeptuelle Vorstufe "Sinfonie for 20 Rooms" (1961)5.2.2 Das realisierte Environment "EXPosition of Music. ELectronic Television"5.2.3 Werkbiografische Verbindungen5.2.4 Wandelkonzert für alle Sinne5.3 Die manipulierten Fernsehapparate5.4 Ein Möglichkeitsraum5.4.1 Musikalische Raumperspektiven5.4.2 Die Einbeziehung des Publikums5.4.3 Die gewählte Raumsituation 5.4.4 Verwerkung und Distribution5.5 Von einer gesamten Sinfonie zu ihrer Exposition6. Ausblick: Japan-Aufenthalt und Profilierung als Videokünstler7. Schlusswort und Ausblick7.1 Zusammenfassung und Ergebnisse7.2 Ansätze für die zukünftige Forschung und PraxisLiteratur- und QuellenverzeichnisBildnachweisDanksagung
1. Einleitung2. Retrospektive (Selbst-)Inszenierung von Paik als Komponist2.1 Jugendkompositionen2.2 Korea2.2.1 "Piano Composition" (1945)2.2.2 3 Fragmente (1946-48)2.2.3 "After many many days" (1947) und "Funeral March" (1948)2.2.4 Paiks Handschrift in den Re-Kompositionen2.3 Japan2.3.1 "Streichquartett" (1955/57)2.3.2 Paiks Mystifikation des "Streichquartetts"2.4 Zwischen Notentext und Bild & Fluxus Gesamtausgabe2.5 Inszenierung als Komponist und Spiel mit historischer Authentizität3. Notationsprobleme und Spiel mit Hybridität in "Poly-Heterophonie nach Silla-Hyangga" (1957/58)3.1 Kontext: Fortner - Darmstadt3.2 Produktionsästhetische Analyse3.2.1 Partitur in konventioneller Notenschrift3.2.2 Verbalisierung von Notation in Paiks Briefen3.2.3 Unbestimmtheiten3.2.4 Notationsprobleme im Kompositionsprozess3.3 Der Titel als 'komplexere Aussage'3.3.1 Begriffliche Bezugnahmen3.3.2 Kultureller Bezugsrahmen3.3.3 Notenschrift? Vorschrift3.4 Exkurs: "Random Access" (1957/78)3.5 Spiel mit Hybridität4. Analyse der Konzeption, Dokumentation und Rezeption von "Hommage à John Cage. Musik für Tonbänder und Klavier" (1958/59) 4.1 Kontext: Fortner - Darmstadt - WDR 4.2 Produktionsästhetische Analyse4.2.1 Das produzierte Tonband4.2.2 Verbale Ausführungen in Paiks Briefen4.2.3 Verschiedene Aufführungen4.2.4 Unbestimmtheiten4.2.5 Rezeptionsästhetische Analyse der Konzeption und Aufführungspraxis4.3 Notationsweisen4.4 Die Hommage an John Cage4.4.1 Der Widmungsadressat4.4.2 Weitere namentliche Bezugnahmen4.4.3 Strategien der Selbsthistorisierung und Rezeptionslenkung4.5 Programmatik der Amusik5. Komponierte Möglichkeitsräume in "EXPosition of Music. ELectronic Television" (1963)5.1 Kontext: Fluxus - Galerie Parnass5.2 Produktionsästhetische Analyse 5.2.1 Konzeptuelle Vorstufe "Sinfonie for 20 Rooms" (1961)5.2.2 Das realisierte Environment "EXPosition of Music. ELectronic Television"5.2.3 Werkbiografische Verbindungen5.2.4 Wandelkonzert für alle Sinne5.3 Die manipulierten Fernsehapparate5.4 Ein Möglichkeitsraum5.4.1 Musikalische Raumperspektiven5.4.2 Die Einbeziehung des Publikums5.4.3 Die gewählte Raumsituation 5.4.4 Verwerkung und Distribution5.5 Von einer gesamten Sinfonie zu ihrer Exposition6. Ausblick: Japan-Aufenthalt und Profilierung als Videokünstler7. Schlusswort und Ausblick7.1 Zusammenfassung und Ergebnisse7.2 Ansätze für die zukünftige Forschung und PraxisLiteratur- und QuellenverzeichnisBildnachweisDanksagung
Rezensionen
"Endlich mal was zu Nam June Paik (1932-2006), das Leerstellen füllt, das die Zeit des später weltberühmten Videokünstlers vor seiner Phase als Antimusiker und Fluxist untersucht, das sein 'traditionelles' Musikwerk thematisiert."Stefan Fricke, Neue Zeitschrift für Musik, 3/2024
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