Am besten nähert man sich diesem Buch, wenn man sich vorher die Biografie des Autors zu Gemüte führt. Daraus wird ersichtlich, Karl Marlantes hat persönlich erfahren, was es heißt, in den Krieg zu ziehen, was es heißt, im Krieg zu sein und aus diesem zurückzukehren.
Meine persönlichen
Berührungspunkte zum Militär sind verschwindend gering, trotzdem wollte ich mir ein Bild davon machen, was…mehrAm besten nähert man sich diesem Buch, wenn man sich vorher die Biografie des Autors zu Gemüte führt. Daraus wird ersichtlich, Karl Marlantes hat persönlich erfahren, was es heißt, in den Krieg zu ziehen, was es heißt, im Krieg zu sein und aus diesem zurückzukehren.
Meine persönlichen Berührungspunkte zum Militär sind verschwindend gering, trotzdem wollte ich mir ein Bild davon machen, was Soldaten denken und fühlen, wenn sie für ihr Vaterland in den Krieg ziehen (müssen), ihr Leben riskieren und vor die Frage ‚Töten oder getötet werden?‘ gestellt werden. In diesem Buch öffnete der Autor, ein Vietnam-Veteran, sein Innerstes, um dem Leser genau diesen Einblick zu gewähren. Sorgfältig analysiert und reflektiert er Erlebtes und Empfundenes. Ehrlich berichtet er von den Gräueln des Krieges und sinniert über seine eigenen Taten, über Freude und Trauer, Drogen, Alkohol und Selbstmord. Der Leser spürt, wie Karl Marlantes von der Vergangenheit gequält wird. Man kann dies nachvollziehen und begreifen. Marlantes macht aber auch deutlich, dass die Marines zwar gut ausgebildet in den Krieg gingen, aber auf das, was sie dort erleben wurden sie nur ungenügend vorbereitet. Ebenso wie bei der Rückkehr des Soldaten zu wenig Augenmerk auf eine psychische Verarbeitung des Erlebten gelegt wurde. Körperlich wiederhergestellt wurden sie in den Alltag entlassen, ohne dass sich jemand groß um die Psyche der Kämpfer kümmerte. Marlantes macht sich aber auch Gedanken zur heutigen Form der Kriegführung, bei der oft tausende von Kilometern zwischen dem die tödliche Waffe Auslösenden und deren tödlicher Wirkung liegen. Die herkömmlichen er-oder-ich-Situationen werden immer seltener. Der Kampf wird abstrakter. Politiker sprechen von „sauberen Kriegen“, da der Krieg nicht mehr so unmittelbar wie in vergangenen Zeiten ist. Was das für Auswirkungen auf die menschliche Psyche hat, wird noch abzuklären sein.
Karl Marlantes beschreibt das Wesen des Krieges, betrachtet dessen ethische und moralische Seite, er bezieht sich dabei neben den eigenen Erlebnissen, auf die Mythologie, auf Spiritualität und Psychologie.
Die eigenen Erlebnisse Marlantes belegen auf einzigartige Weise, was es wirklich heißt, in den Krieg zu ziehen. Das in 11 prägnant betitelte Kapitel gegliederte Buch gewährt dem Leser einen ganz privaten Einblick in die Gefühlswelt der Kämpfenden. Es fiel mir nicht immer leicht, dieses Buch zu lesen, es wird mich sicher auch noch eine Weile beschäftigen. Trotzdem ist es eines der wichtigsten Bücher die ich in meinem Leben gelesen habe. Dieses Buch ist von immenser Bedeutung, etwas Vergleichbares habe ich bisher noch nicht gelesen. Es sollte die Pflichtlektüre aller zukünftigen Soldaten, Soldatinnen und der Politiker sein, die diese in Kampfeinsätze schicken.