Integration kann funktionieren, wenn Migranten neben dem Erwerb der Sprache des Aufnahmelandes auch ihre eigene Sprache und Kultur weiter pflegen und so ihre Identität bewahren. Doch unter welchen Bedingungen finden Spracherwerb und kulturelles Leben für die Nachkommen der Migranten in der Diaspora statt? Welche Auswirkungen hat der Sprach- und Kulturwandel auf das Sozialleben der ausgewanderten Familien? Was sind die Folgen dieses Wandels auf die Beziehungen zu den Verwandten im Herkunftsland? Die Sozial- und Kulturanthropologin Anahita Shoaiyan, selbst iranischer Abstammung und bereits seit Jahren in Österreich und Deutschland lebend, untersucht diese Fragen anhand von Interviews mit Kindern und Jugendlichen aus iranischen Familien, die in den vergangenen Jahrzehnten ausgewandert oder geflüchtet sind. Diese Kinder, bereits im Exil geboren oder in sehr jungen Jahren eingewandert, erleben die Anforderungen, das persische Sprach- und Kulturgut in Europa weiter zu tragen, sehr unterschiedlich. Eltern und Geschwistern als Kernfamilie sind mit der Tatsache konfrontiert, dass ihre Beziehungen zueinander konfliktreichen Prozessen von Entfremdung ausgesetzt sind.