Nach Orientierung fragt man erst, wenn man sie verloren hat. Kant hat das Bedürfnis nach Orientierung sowohl in den unscheinbarsten Regungen des Alltags wie in den großen Fragen des Glaubens aufgespürt. Die Idee zu einer Philosophie der Orientierung findet sich bereits in seinen vorkritischen Schriften. Kant hat sie jedoch erst anläßlich des Pantheismusstreits zwischen Mendelssohn und Jacobi expliziert, als seine Vernunftkritik ihren Kredit unter den Zeitgenossen und bei der preußischen Obrigkeit zu verlieren drohte. Insbesondere die These einer Leiblichkeit der Orientierung verbindet Kants Position mit der phänomenologischen Tradition bei Cassirer, Merleau-Ponty und Plessner. Welches Potenzial in Kants Naturgeschichte und Phänomenologie der Orientierung steckt, zeigt die vorliegende Untersuchung, indem sie einen weiten Bogen von der Genealogie des Orientierungsdiskurses im 18. Jahrhundert zur diskursiven Praxis der Vernunft in der Gegenwart spannt.
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