Diese Geschichte von zwei hochintelligenten Schwestern, von denen eine verschwindet und die andere schweigt, werden Sie nicht mehr vergessen. Unvorhersehbar, abgründig und vollkommen überraschend - Gytha Lodge bringt Sie um den Schlaf.
Detective Chief Inspector Jonah Sheens genießt mit seiner kleinen Tochter gerade die Sonne, als ihm eine Jugendliche entgegenstolpert, blass und blutüberströmt. Ihr Name ist Keely Lennox. Sie versichert dem besorgten DCI, dass es ihr gut gehe. Sorgen müsse er sich allein um ihre verschwundene Schwester Nina machen. Jonah Sheens ist alarmiert: Hat Keely ihrer Schwester etwas angetan? Ist sie Täterin, Zeugin, Opfer? Was ist geschehen? Keely will diese Fragen erst beantworten, wenn sie zuvor ihre Geschichte erzählen darf - eine Geschichte, die Jonah Sheens das Blut in den Adern gefrieren lässt.
Detective Chief Inspector Jonah Sheens genießt mit seiner kleinen Tochter gerade die Sonne, als ihm eine Jugendliche entgegenstolpert, blass und blutüberströmt. Ihr Name ist Keely Lennox. Sie versichert dem besorgten DCI, dass es ihr gut gehe. Sorgen müsse er sich allein um ihre verschwundene Schwester Nina machen. Jonah Sheens ist alarmiert: Hat Keely ihrer Schwester etwas angetan? Ist sie Täterin, Zeugin, Opfer? Was ist geschehen? Keely will diese Fragen erst beantworten, wenn sie zuvor ihre Geschichte erzählen darf - eine Geschichte, die Jonah Sheens das Blut in den Adern gefrieren lässt.
Was sie verschweigt und was sie nicht verschweigt
Gytha Lodge verhandelt Missbrauch und Manipulation
Detective Chief Inspector Sheens genießt sein erstes ruhiges Feierabendbier seit Wochen, als wie aus dem Nichts die seit fünf Tagen als vermisst gemeldete Keely auftaucht: sechzehn Jahre alt, wallendes rotes Haar, die Arme von den Ellbogen abwärts blutverschmiert - und ein unpassend spöttischer Ausdruck im schmalen Gesicht. Gemeinsam mit ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester ist sie aus einem nahe gelegenen Kinderheim verschwunden, und jetzt könnte Nina Hilfe gebrauchen, sagt Keely, doch verraten, wo sich das wohl naive und leicht zu beeinflussende Mädchen aufhält, will sie nicht: Das wäre zu leicht.
"Was ich euch verschweige" ist schon der vierte Band der in Southampton angesiedelten Reihe um das Team von Jonah Sheens, die jeweils klassische police procedurals mit Elementen des Psychothrillers vereint. Hierzulande begann sie 2020 mit "Bis ihr sie findet", einem cold case mit Verbindungen zu Sheens eigener Vergangenheit. Im neuen Band beziehen sich die ohnehin eher nebensächlichen Verweise auf frühere Ereignisse ebenfalls nur auf das Privatleben der Ermittler, der Fall eignet sich problemlos auch als Einstieg.
Die britische Theaterautorin und Schriftstellerin Gytha Lodge wechselt dafür geschmeidig zwischen drei verschiedenen Perspektiven: die von Chefermittler Sheens, dazu die Sicht der vornehmlich mit Hintergrundrecherchen befassten jüngeren Kollegin Juliette Hanson und Keelys selbst, die ein sinistres Spiel mit den Cops treibt, die Aufmerksamkeit zu genießen scheint, sich sogar köstlich amüsiert. Sie gibt die Spielregeln vor: magere Hinweise auf Ninas Verbleib im Austausch für die Gelegenheit, einmal alles ganz von vorn berichten zu dürfen.
Die taxierenden, vor pubertärer Verachtung triefenden und gelegentlich doch in ihrer Selbstsicherheit bröckelnden Schlagabtäusche zwischen ihr und Detective Sheens im Verhörraum dürften auf einer Bühne genauso gut funktionieren wie zwischen den Buchseiten. Dass Polizeiarbeit nicht in erster Linie heldenhafte Action bedeutet, sondern vor allem aufmerksames Zuhören, Akten wälzen, im Material nach scheinbar unbedeutenden Hinweisen fahnden, kleinteiligste Puzzlearbeit also, hat Lodge nicht nur sauber recherchiert, sie vermittelt auch nachdrücklich die Höhe des Einsatzes: Von den Mengen an Blut zu schließen, die an Keely kleben, rennt den Detectives nämlich die Zeit davon. Das Beklemmendste in "Was ich euch verschweige" ist aber eben das, was Keely nicht verschweigt.
Die Geschichte zweier Schwestern, die nach dem frühen Tod ihrer Mutter eine Odyssee durch verschiedene Heime und Pflegefamilien antreten, die die Übel der Welt eigentlich von ihren Schutzbefohlenen fernhalten sollten. Geprägt von den emotional aufgerauten Debatten der #MeToo-Ära, hält Lodge dabei zunächst im Unklaren, wie vertrauenswürdig Keely als Erzählerin ist: Falls ihre Anschuldigungen wahr sind, macht sie das zu einem Opfer abscheulichsten psychischen und körperlichen Missbrauchs. Sind sie aber falsch, ist ihre Geschichte ein Paradebeispiel dafür, wie ein junger Mensch von manipulativen bis indifferenten Erwachsenen zum Psychopathen gemacht wird. KATRIN DOERKSEN
Gytha Lodge: "Was ich euch verschweige". Kriminalroman.
Aus dem Englischen von Kristian Lutze.
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2022.
416 S., geb., 18,- Euro
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Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Gytha Lodge verhandelt Missbrauch und Manipulation
Detective Chief Inspector Sheens genießt sein erstes ruhiges Feierabendbier seit Wochen, als wie aus dem Nichts die seit fünf Tagen als vermisst gemeldete Keely auftaucht: sechzehn Jahre alt, wallendes rotes Haar, die Arme von den Ellbogen abwärts blutverschmiert - und ein unpassend spöttischer Ausdruck im schmalen Gesicht. Gemeinsam mit ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester ist sie aus einem nahe gelegenen Kinderheim verschwunden, und jetzt könnte Nina Hilfe gebrauchen, sagt Keely, doch verraten, wo sich das wohl naive und leicht zu beeinflussende Mädchen aufhält, will sie nicht: Das wäre zu leicht.
"Was ich euch verschweige" ist schon der vierte Band der in Southampton angesiedelten Reihe um das Team von Jonah Sheens, die jeweils klassische police procedurals mit Elementen des Psychothrillers vereint. Hierzulande begann sie 2020 mit "Bis ihr sie findet", einem cold case mit Verbindungen zu Sheens eigener Vergangenheit. Im neuen Band beziehen sich die ohnehin eher nebensächlichen Verweise auf frühere Ereignisse ebenfalls nur auf das Privatleben der Ermittler, der Fall eignet sich problemlos auch als Einstieg.
Die britische Theaterautorin und Schriftstellerin Gytha Lodge wechselt dafür geschmeidig zwischen drei verschiedenen Perspektiven: die von Chefermittler Sheens, dazu die Sicht der vornehmlich mit Hintergrundrecherchen befassten jüngeren Kollegin Juliette Hanson und Keelys selbst, die ein sinistres Spiel mit den Cops treibt, die Aufmerksamkeit zu genießen scheint, sich sogar köstlich amüsiert. Sie gibt die Spielregeln vor: magere Hinweise auf Ninas Verbleib im Austausch für die Gelegenheit, einmal alles ganz von vorn berichten zu dürfen.
Die taxierenden, vor pubertärer Verachtung triefenden und gelegentlich doch in ihrer Selbstsicherheit bröckelnden Schlagabtäusche zwischen ihr und Detective Sheens im Verhörraum dürften auf einer Bühne genauso gut funktionieren wie zwischen den Buchseiten. Dass Polizeiarbeit nicht in erster Linie heldenhafte Action bedeutet, sondern vor allem aufmerksames Zuhören, Akten wälzen, im Material nach scheinbar unbedeutenden Hinweisen fahnden, kleinteiligste Puzzlearbeit also, hat Lodge nicht nur sauber recherchiert, sie vermittelt auch nachdrücklich die Höhe des Einsatzes: Von den Mengen an Blut zu schließen, die an Keely kleben, rennt den Detectives nämlich die Zeit davon. Das Beklemmendste in "Was ich euch verschweige" ist aber eben das, was Keely nicht verschweigt.
Die Geschichte zweier Schwestern, die nach dem frühen Tod ihrer Mutter eine Odyssee durch verschiedene Heime und Pflegefamilien antreten, die die Übel der Welt eigentlich von ihren Schutzbefohlenen fernhalten sollten. Geprägt von den emotional aufgerauten Debatten der #MeToo-Ära, hält Lodge dabei zunächst im Unklaren, wie vertrauenswürdig Keely als Erzählerin ist: Falls ihre Anschuldigungen wahr sind, macht sie das zu einem Opfer abscheulichsten psychischen und körperlichen Missbrauchs. Sind sie aber falsch, ist ihre Geschichte ein Paradebeispiel dafür, wie ein junger Mensch von manipulativen bis indifferenten Erwachsenen zum Psychopathen gemacht wird. KATRIN DOERKSEN
Gytha Lodge: "Was ich euch verschweige". Kriminalroman.
Aus dem Englischen von Kristian Lutze.
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2022.
416 S., geb., 18,- Euro
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Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main