Musikalische Werke in der europäisch-amerikanischen Tradition sind zum Hören gedacht. Wo sehen wir das Musikhören aus Geschichte und Gegenwart? Welche Bilder und welche Sprache verwenden Hörende dabei? Und inwiefern sprechen sie sogar durch die Werke hindurch?Ein starker musikalischer Schriftbegriff hat es mit sich gebracht, dass diese Fragen in der musikwissenschaftlichen Erforschung von Kunstmusik nicht im Zentrum stehen. Wichtige Ausnahmen bilden Rezeptionsästhetik und -geschichte, die sich mit Reaktionen auf Kunstwerke beschäftigen. Die Erfahrung des Hörens bestimmt jedoch nicht allein deren Rezeption, sondern auch die musikalische Interpretation und sogar den Vorgang der Komposition. Komponierende erschaffen Notentexte in Prozessen auditiver Erfahrung. Im Durchhören von Einfällen erarbeiten sie sich kontinuierlich ein Stück. Im Abgleich zwischen auditiver Imagination und realem Klangerleben übernimmt das kompositorische Hören die Funktion eines wichtigen Korrektivs. So ist das musikalische Kunstwerk insgesamt als ein Kommunikationsgeschehen lesbar, in dem verschiedene Gruppen von Hörenden miteinander interagieren.Im Wiederlesen exemplarischer Stationen europäisch-amerikanischer Kunstmusik begibt sich das Buch auf eine ästhetische und musikphilosophische Suche nach den Spuren und Abdrücken, die hörende Subjekte in Werken hinterlassen.