Information ist ein allgegenwärtiger Begriff im Alltag, in den Wissenschaften und in der Philosophie. Heute wird er immer mehr von den Naturwissenschaften als ureigenster Gegenstand reklamiert: Er wird »naturalisiert«. Das Buch zeichnet den Weg nach, wie aus Physik und Mathematik Auffassungen entstehen, die über die Wissenschaftstheorie und die Sprachphilosophie zur Grundlage der Nachrichtentechnik und der Kybernetik werden, um schließlich bei der »Erbinformation« und anderen Naturgegenständen zu landen. So entsteht eine mißverstandene Form des Körper-Geist- Problems: Wie kommen technische Objekte, aber auch Moleküle im menschlichen Genom zu Eigenschaften, die ursprünglich der menschlichen Sprache vorbehalten waren? Dieses Buch korrigiert Mißverständnisse, weist heute übliche Ausdrucksweisen als (teilweise irrtümliche) Metaphern aus und rekonstruiert das menschliche Handeln und Sprechen als Grundlage von technischen und natürlichen Formen der Informationsverarbeitung.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Zurückhaltend äußert sich Bernhard Dotzler über Peter Janichs Einspruch gegen den inflationären Gebrauch des Informationsbegriffs. Ausführlich referiert der Rezensent die Argumentation des Philosophen, die sich gegen die Reklamierung des Begriffs durch die Naturwissenschaften wendet. Diese hätten den Begriff aus ihren Kontext der menschlichen Sprache gelöst, und auf andere Bereiche wie Mathematik, Physik, Nachrichtentechnik, Molekularbiologie, Hirnforschung und Werbesprache übertragen. Dotzler versteht Janichs Ausführungen mithin als Kritik am Reduktionismus einer Denk- und Redekultur, die naturwissenschaftlich-technisch orientiert und dominiert ist. Damit kann man den Rezensenten allerdings nicht mehr hinter dem Ofen hervorlocken. Immerhin hat das Werk für Dotzler ein Gutes, erinnert es doch an wichtige Texte zur Zeichen- und Informationstheorie von Morris, Shannon, Weaver, Wiener und Turing.
© Perlentaucher Medien GmbH
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