»Ein nahezu perfekter Führer durch die Wunder und Komplexität unserer Existenz.«
Bill Bryson
Was ist Leben? Und was bedeutet die Antwort auf diese Frage für die Herausforderungen, denen sich die Menschheit heute gegenübersieht - Klimawandel, Pandemien und Artensterben? Paul Nurse erhielt den Nobelpreis dafür, gezeigt zu haben, wie lebende Zellen funktionieren. In seinem so klar wie elegant verfassten Buch synthetisiert er auf wenigen Seiten sämtliches Wissen darüber, was es heißt, am Leben zu sein. Schritt für Schritt erläutert Nurse die fünf revolutionären Ideen, die der Biologie zugrunde liegen - die Zelle, das Gen, Evolution durch natürliche Selektion, das Leben als Chemie und das Leben als Information.
»Das Buch ist so inspiriert und kenntnisreich geschrieben - und die fünf Abschnitte so angefüllt mit überraschenden Erkenntnissen -, dass ich es nicht aus der Hand legen konnte.«
Siddhartha Mukherjee
Bill Bryson
Was ist Leben? Und was bedeutet die Antwort auf diese Frage für die Herausforderungen, denen sich die Menschheit heute gegenübersieht - Klimawandel, Pandemien und Artensterben? Paul Nurse erhielt den Nobelpreis dafür, gezeigt zu haben, wie lebende Zellen funktionieren. In seinem so klar wie elegant verfassten Buch synthetisiert er auf wenigen Seiten sämtliches Wissen darüber, was es heißt, am Leben zu sein. Schritt für Schritt erläutert Nurse die fünf revolutionären Ideen, die der Biologie zugrunde liegen - die Zelle, das Gen, Evolution durch natürliche Selektion, das Leben als Chemie und das Leben als Information.
»Das Buch ist so inspiriert und kenntnisreich geschrieben - und die fünf Abschnitte so angefüllt mit überraschenden Erkenntnissen -, dass ich es nicht aus der Hand legen konnte.«
Siddhartha Mukherjee
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensent Volkart Wildermuth empfiehlt das Buch des Zellbiologen und Nobelpreisträgers Paul Nurse auch dem aufgeklärten Laien. Zu erfahren ist laut Rezensent, vermittelt durch leicht lesbare historische Exkurse, Laborbesuche und eigene Beobachtungen des Autors, wie nah die moderne Biologie der Entschlüsselung des Lebens schon gekommen ist. Lehrbuchwissen und verblüffende Fakten wechseln sich laut Wildermuth ab, wenn Nurse der Zellchemie in den Muskelzellen auf den Grund geht und sie als Lebenselexier darstellt. Mit Nurses fünf Grundkonzepten Zelle, Gen, Evolution, Chemie und Information versteht der Leser, was moderne Biologie ausmacht, verspricht der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.09.2021Mit dem Zitronenfalter zum Kern der Biologie
Der Zellbiologe und Nobelpreisträger Paul Nurse behandelt eine grundlegende Frage in ungewöhnlicher Form
Zwei Bücher markierten die Anfänge der biologischen Revolution nach dem Zweiten Weltkrieg, die beide die lapidare Frage "Was ist Leben?" im Titel führten. Das eine schrieb der Quantenphysiker Erwin Schrödinger (1944), das andere der theoretische Biologe John Burdon Sanderson Haldane (1949). Nach einem guten halben Jahrhundert hat ihnen nun ein experimenteller Zellbiologe, der britische Nobelpreisträger Paul Nurse, ein drittes hinzugefügt. Es knüpft in vieler Hinsicht an die Bücher seiner Vorgänger an und versucht erneut, die Frage auf dem Stand des gegenwärtigen biologischen Wissens zu behandeln.
Paul Nurse erhielt 2001 den Medizin-Nobelpreis für seine bahnbrechenden Untersuchungen zum Zellteilungszyklus am Modellorganismus Hefe. Er hatte in den Siebzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts als junger Postdoktorand die im Nachhinein verblüffend einfach erscheinende Idee, unter dem Mikroskop nach Hefevarianten zu suchen, die ungewöhnlich groß waren. Die Annahme war, dass sie zwar noch wachsen, aber sich nicht mehr teilen konnten, weil ein dafür verantwortliches Gen seine Funktionsfähigkeit verloren hatte. Bei dieser mühsamen Suche spielte ihm der Zufall dann besonders kleine Varianten zu, und es stellte sich heraus, dass sie die Kontrolle über den Zyklus verloren hatten und sich somit verfrüht teilten. Das erwies sich als ein äußerst fruchtbarer Ausgangspunkt für eine dreißigjährige Forschungsarbeit seines Labors, an deren Ende nicht nur die genetische, sondern auch die molekulare Charakterisierung der Zellteilung stand.
Nun scheint es fast ein Gesetz zu sein, dass Nobelpreisträgerinnen und Nobelpreisträger bald einmal mit einem Buch an eine breitere Öffentlichkeit treten. Wieder so ein Sachbuch eines Laureaten, dachte der Rezensent zunächst. Bei Paul Nurse hat es immerhin zwanzig Jahre gedauert, bis er sich an die Aufgabe wagte, und herausgekommen ist ein ganz außergewöhnliches Buch. Eine einfache, schnörkellose und allen Fachjargon vermeidende Sprache verbindet sich mit einer umso raffinierteren Erzählstruktur.
Ein Zitronenfalter aus dem Garten der Kindheit des Autors begleitet den Leser durch den Text, der in jedem einzelnen der Kapitel kunstvoll den aktuellen Stand des Wissens mit historischen Einschüben, autobiografischen Reminiszenzen, Einblicken in die eigene Forschungsarbeit, Begegnungen mit Kollegen und Ausblicken auf den gegenwärtigen fragilen Zustand der Biosphäre verbindet. Alle diese Elemente fügen sich in einen Erzählfluss ein, der immer wieder durch überraschende Assoziationen und Verknüpfungen skandiert wird.
Man ist nicht verwundert, wenn uns Nurse im letzten Kapitel verrät, sowohl die "Logik des Lebenden" von François Jacob als auch "Zufall und Notwendigkeit" von Jacques Monod gelesen zu haben und von beiden Büchern stark beeinflusst worden zu sein - und das aus guten Gründen. Sie ragen aus der Nobelpreisträgerliteratur der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts heraus. Das Buch von Nurse hat aber sein ganz eigenes Gepräge.
Die fünf jeweils kurzen und prägnanten Hauptkapitel kreisen um die Zelle, das Gen, die Evolution, das Leben als Chemie und das Leben als Information. Es ist natürlich kein Zufall, dass das Buch mit der Zelle beginnt, nicht nur, weil Nurse selbst Zellbiologe ist, sondern weil es gute Gründe gibt, die Zelle als die basale Funktionseinheit des Lebens zu betrachten. Im Zentrum ihrer Reproduktion und Arbeitsweise stehen die Gene, die im darauffolgenden Kapitel abgehandelt werden. Aus deren Eigenschaften wiederum kann abgeleitet werden, dass das Leben auf einem Milliarden Jahre dauernden Evolutionsprozess beruht.
Dieser Prozess bedient sich der chemischen Charakteristiken der Makromoleküle, die ihn im Gang halten: Nukleinsäuren, Proteine, Lipide. Ihr Zusammenspiel schließlich hat Strukturen hervorgebracht, die sich am besten durch ein informationstheoretisches Vokabular darstellen lassen. Die Aufnahme, Speicherung, Verarbeitung und Weitergabe von Information durchzieht die Biologie auf allen Ebenen, von den Vererbungspartikeln und Signalmolekülen des Stoffwechsels über die Kommunikationsformen sozialer Insekten bis zu den am höchsten entwickelten Säugetieren, einschließlich des Menschen.
Damit sind die Grundthemen der fünf kurzen Kapitel bündig vorgestellt. Die Kapitel sind schlüssig aufeinander bezogen und bilden ein narratives Ganzes. Die historischen Einsprengsel kommen allerdings eher konventionell daher. Das Buch insgesamt ist aber weder autobiografisch noch historisch, noch systematisch angelegt. Es bezieht seine Einheit aus seinem erzählerischen Duktus und ist in dieser Hinsicht einmalig. Leider vermitteln weder Titel noch Untertitel einen Eindruck von der großen Sachprosa, die dieses Buch durchzieht. Man legt es nicht aus der Hand, bis zum letzten Satz: "Wir müssen uns um das Leben kümmern, wir müssen für es sorgen. Und dazu müssen wir es verstehen."
HANS-JÖRG RHEINBERGER.
Paul Nurse: "Was ist Leben?" Die fünf Antworten der Biologie.
Aus dem Englischen von Hainer Kober. Aufbau Verlag, Berlin 2021. 184 S., geb., 20,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Zellbiologe und Nobelpreisträger Paul Nurse behandelt eine grundlegende Frage in ungewöhnlicher Form
Zwei Bücher markierten die Anfänge der biologischen Revolution nach dem Zweiten Weltkrieg, die beide die lapidare Frage "Was ist Leben?" im Titel führten. Das eine schrieb der Quantenphysiker Erwin Schrödinger (1944), das andere der theoretische Biologe John Burdon Sanderson Haldane (1949). Nach einem guten halben Jahrhundert hat ihnen nun ein experimenteller Zellbiologe, der britische Nobelpreisträger Paul Nurse, ein drittes hinzugefügt. Es knüpft in vieler Hinsicht an die Bücher seiner Vorgänger an und versucht erneut, die Frage auf dem Stand des gegenwärtigen biologischen Wissens zu behandeln.
Paul Nurse erhielt 2001 den Medizin-Nobelpreis für seine bahnbrechenden Untersuchungen zum Zellteilungszyklus am Modellorganismus Hefe. Er hatte in den Siebzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts als junger Postdoktorand die im Nachhinein verblüffend einfach erscheinende Idee, unter dem Mikroskop nach Hefevarianten zu suchen, die ungewöhnlich groß waren. Die Annahme war, dass sie zwar noch wachsen, aber sich nicht mehr teilen konnten, weil ein dafür verantwortliches Gen seine Funktionsfähigkeit verloren hatte. Bei dieser mühsamen Suche spielte ihm der Zufall dann besonders kleine Varianten zu, und es stellte sich heraus, dass sie die Kontrolle über den Zyklus verloren hatten und sich somit verfrüht teilten. Das erwies sich als ein äußerst fruchtbarer Ausgangspunkt für eine dreißigjährige Forschungsarbeit seines Labors, an deren Ende nicht nur die genetische, sondern auch die molekulare Charakterisierung der Zellteilung stand.
Nun scheint es fast ein Gesetz zu sein, dass Nobelpreisträgerinnen und Nobelpreisträger bald einmal mit einem Buch an eine breitere Öffentlichkeit treten. Wieder so ein Sachbuch eines Laureaten, dachte der Rezensent zunächst. Bei Paul Nurse hat es immerhin zwanzig Jahre gedauert, bis er sich an die Aufgabe wagte, und herausgekommen ist ein ganz außergewöhnliches Buch. Eine einfache, schnörkellose und allen Fachjargon vermeidende Sprache verbindet sich mit einer umso raffinierteren Erzählstruktur.
Ein Zitronenfalter aus dem Garten der Kindheit des Autors begleitet den Leser durch den Text, der in jedem einzelnen der Kapitel kunstvoll den aktuellen Stand des Wissens mit historischen Einschüben, autobiografischen Reminiszenzen, Einblicken in die eigene Forschungsarbeit, Begegnungen mit Kollegen und Ausblicken auf den gegenwärtigen fragilen Zustand der Biosphäre verbindet. Alle diese Elemente fügen sich in einen Erzählfluss ein, der immer wieder durch überraschende Assoziationen und Verknüpfungen skandiert wird.
Man ist nicht verwundert, wenn uns Nurse im letzten Kapitel verrät, sowohl die "Logik des Lebenden" von François Jacob als auch "Zufall und Notwendigkeit" von Jacques Monod gelesen zu haben und von beiden Büchern stark beeinflusst worden zu sein - und das aus guten Gründen. Sie ragen aus der Nobelpreisträgerliteratur der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts heraus. Das Buch von Nurse hat aber sein ganz eigenes Gepräge.
Die fünf jeweils kurzen und prägnanten Hauptkapitel kreisen um die Zelle, das Gen, die Evolution, das Leben als Chemie und das Leben als Information. Es ist natürlich kein Zufall, dass das Buch mit der Zelle beginnt, nicht nur, weil Nurse selbst Zellbiologe ist, sondern weil es gute Gründe gibt, die Zelle als die basale Funktionseinheit des Lebens zu betrachten. Im Zentrum ihrer Reproduktion und Arbeitsweise stehen die Gene, die im darauffolgenden Kapitel abgehandelt werden. Aus deren Eigenschaften wiederum kann abgeleitet werden, dass das Leben auf einem Milliarden Jahre dauernden Evolutionsprozess beruht.
Dieser Prozess bedient sich der chemischen Charakteristiken der Makromoleküle, die ihn im Gang halten: Nukleinsäuren, Proteine, Lipide. Ihr Zusammenspiel schließlich hat Strukturen hervorgebracht, die sich am besten durch ein informationstheoretisches Vokabular darstellen lassen. Die Aufnahme, Speicherung, Verarbeitung und Weitergabe von Information durchzieht die Biologie auf allen Ebenen, von den Vererbungspartikeln und Signalmolekülen des Stoffwechsels über die Kommunikationsformen sozialer Insekten bis zu den am höchsten entwickelten Säugetieren, einschließlich des Menschen.
Damit sind die Grundthemen der fünf kurzen Kapitel bündig vorgestellt. Die Kapitel sind schlüssig aufeinander bezogen und bilden ein narratives Ganzes. Die historischen Einsprengsel kommen allerdings eher konventionell daher. Das Buch insgesamt ist aber weder autobiografisch noch historisch, noch systematisch angelegt. Es bezieht seine Einheit aus seinem erzählerischen Duktus und ist in dieser Hinsicht einmalig. Leider vermitteln weder Titel noch Untertitel einen Eindruck von der großen Sachprosa, die dieses Buch durchzieht. Man legt es nicht aus der Hand, bis zum letzten Satz: "Wir müssen uns um das Leben kümmern, wir müssen für es sorgen. Und dazu müssen wir es verstehen."
HANS-JÖRG RHEINBERGER.
Paul Nurse: "Was ist Leben?" Die fünf Antworten der Biologie.
Aus dem Englischen von Hainer Kober. Aufbau Verlag, Berlin 2021. 184 S., geb., 20,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
»Wenn Sie nur ein Buch über Biologie lesen könnten, dann lesen Sie 'Was ist Leben?' von Paul Nurse.« DIE ZEIT 20211209