Was bedeutet der Begriff 'Moral'? Ist uns Moral vorgegeben? Kann Religion Moral begründen? Hilft uns die 'Goldene Regel'? Muss die Moral alle gleichbehandeln? Ist Trittbrettfahren unmoralisch? Und setzt Moral Willensfreiheit voraus? In seiner Einführung beleuchtet Norbert Hoerster auf ebenso zugängliche wie tiefsinnige Weise diese grundlegenden Fragen -- und führt dabei auf kleinstem Raum in die Grundprobleme der Ethik ein.
Ist Moral nur relativ? Oder gibt es moralische Normen, denen jeder Mensch - sofern er vernünftig denken kann - zustimmen muss? Das ist Auslegeordnung dieser 103 Seiten Text im Duodezformat. Hoerster weiß natürlich, dass diese vermeintlich "einfachen" Fragen auf Abertausenden von gelehrten Seiten schon abgehandelt worden sind. Doch einfache Fragen säumen den Pfad der Philosophie. und diese müssen, auch im postsokratischen Zeitalter, leicht verständlich diskutiert werden. Das leistet dieser kleine Band, der jedem zu empfehlen, der gehen und sich nicht mit den Schulstreitigkeiten der letzten fünfzig Jahre langweilen will. -- Neue Zürcher Zeitung
Norbert Hoerster arbeitet sich Stück für Stück vor, um die Frage zu beantworten, was eine moralische von einer anderen Norm unterscheidet. Es ist überaus spannend, ihm zu folgen. ... Eine lesenswerte kleine Einführung. -- Hannoversche Allgemeine
Norbert Hoerster arbeitet sich Stück für Stück vor, um die Frage zu beantworten, was eine moralische von einer anderen Norm unterscheidet. Es ist überaus spannend, ihm zu folgen. ... Eine lesenswerte kleine Einführung. -- Hannoversche Allgemeine
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.08.2009Warum soll man nicht Trittbrett fahren?
Acht Sternstunden des philosophischen Fragens: Norbert Hoersters Moraltraktat
Könnte man derart gut lesbare und gleichzeitig substantielle Einlassungen zur Philosophie doch öfter lesen! Norbert Hoerster, dieser rhetorisch geschliffene Altgediente unter den Rechts- und Sozialphilosophen, zeigt auch in seiner neuen Publikation "Was ist Moral?", dass philosophischer Esprit nicht schwer verständlich ist, sondern das, womit alle zu tun haben, in Worte fasst, so dass es einem als Leser wie Schuppen von den Augen fällt.
Hoerster verspricht in der Einleitung, "leicht verständlich und unbefrachtet von Bildungswissen" zu schreiben. Ein Versprechen, das er hält. Tatsächlich kann nur jemand derart frei von Kauderwelsch, so frisch und klar über das schwierige Parkett der Moralphilosophie führen, der mit dieser Thematik ähnlich gut vertraut ist wie Hoerster. Er hat alles im Hinterkopf - die Spezialdiskurse, Kasuistiken und innerfachlichen Schlachtlinien - und kann es sich deshalb leisten, entlastet von methodologischem Schutt eigene Linien zu ziehen, hier einen Kaiser nackt zu zeigen (Robert Spaemann lässt Federn), dort ein Klischee zu meucheln. Es gibt kein einziges langweiliges Hoerster-Buch, und auch sein jüngstes Moraltraktat stellt manches alte Problem in ein neues Licht, rüttelt an scheinbar Selbstverständlichem.
Wo andere das Ergebnis schon in die Frage hineinlegen, bleibt Hoerster beim Geschäft der philosophischen Frage, die sich nicht ideologisch vereinnahmen lassen möchte. Die acht vorliegenden Kapitel sind acht Sternstunden dieses philosophischen Fragens: Was bedeutet das Wort Moral? Ist die Moral den Menschen vorgegeben? Kann Religion die Moral begründen? Was leistet die goldene Regel? Kann die Moral unseren Interessen dienen? Muss die Moral alle gleich behandeln? Warum soll man nicht Trittbrett fahren? Setzt die Moral Willensfreiheit voraus?
Man wird mit vielem, was man hier liest, nicht einverstanden sein. So trägt Hoerster eine Betonrationalität vor sich her, mit der sich jedes Glas Rotwein als irrational abtun lässt. Aber Hoersters unvernünftige Vernunft, seine Angreifbarkeit bringen die Philosophie weiter als all die besorgten Warnungen, die ihm entgegengehalten werden.
CHRISTIAN GEYER
Norbert Hoerster: "Was ist Moral?" Eine philosophische Einführung. Philipp Reclam Verlag, Stuttgart 2008. 103 S., br., 3,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Acht Sternstunden des philosophischen Fragens: Norbert Hoersters Moraltraktat
Könnte man derart gut lesbare und gleichzeitig substantielle Einlassungen zur Philosophie doch öfter lesen! Norbert Hoerster, dieser rhetorisch geschliffene Altgediente unter den Rechts- und Sozialphilosophen, zeigt auch in seiner neuen Publikation "Was ist Moral?", dass philosophischer Esprit nicht schwer verständlich ist, sondern das, womit alle zu tun haben, in Worte fasst, so dass es einem als Leser wie Schuppen von den Augen fällt.
Hoerster verspricht in der Einleitung, "leicht verständlich und unbefrachtet von Bildungswissen" zu schreiben. Ein Versprechen, das er hält. Tatsächlich kann nur jemand derart frei von Kauderwelsch, so frisch und klar über das schwierige Parkett der Moralphilosophie führen, der mit dieser Thematik ähnlich gut vertraut ist wie Hoerster. Er hat alles im Hinterkopf - die Spezialdiskurse, Kasuistiken und innerfachlichen Schlachtlinien - und kann es sich deshalb leisten, entlastet von methodologischem Schutt eigene Linien zu ziehen, hier einen Kaiser nackt zu zeigen (Robert Spaemann lässt Federn), dort ein Klischee zu meucheln. Es gibt kein einziges langweiliges Hoerster-Buch, und auch sein jüngstes Moraltraktat stellt manches alte Problem in ein neues Licht, rüttelt an scheinbar Selbstverständlichem.
Wo andere das Ergebnis schon in die Frage hineinlegen, bleibt Hoerster beim Geschäft der philosophischen Frage, die sich nicht ideologisch vereinnahmen lassen möchte. Die acht vorliegenden Kapitel sind acht Sternstunden dieses philosophischen Fragens: Was bedeutet das Wort Moral? Ist die Moral den Menschen vorgegeben? Kann Religion die Moral begründen? Was leistet die goldene Regel? Kann die Moral unseren Interessen dienen? Muss die Moral alle gleich behandeln? Warum soll man nicht Trittbrett fahren? Setzt die Moral Willensfreiheit voraus?
Man wird mit vielem, was man hier liest, nicht einverstanden sein. So trägt Hoerster eine Betonrationalität vor sich her, mit der sich jedes Glas Rotwein als irrational abtun lässt. Aber Hoersters unvernünftige Vernunft, seine Angreifbarkeit bringen die Philosophie weiter als all die besorgten Warnungen, die ihm entgegengehalten werden.
CHRISTIAN GEYER
Norbert Hoerster: "Was ist Moral?" Eine philosophische Einführung. Philipp Reclam Verlag, Stuttgart 2008. 103 S., br., 3,- [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Wunderbar belehrt sieht sich Christian Geyer von diesem Autor. Über Moralphilosophie, findet er, kann wohl nur derart klug und leicht verständlich schreiben, wer wirklich den Durchblick hat. Und den hat Norbert Hoerster, daran lässt Geyer keinen Zweifel. Rhetorisch versiert zudem, ohne sprachliche Verrenkungen Einsichten eröffnend und eben vom Fach - für Geyer rücken die Spezialdiskurse und die innerfachlichen Schlachtlinien der Moralphilosophie so in (be)greifbare Nähe. Geyer erlebt "Sternstunden des philosophischen Fragens" (Was bedeutet das Wort Moral?), ideologiefrei und bisweilen herrlich unvernünftig. Dass dem Rezensenten die Lektüre nicht langweilig wurde, versteht sich von selbst.
© Perlentaucher Medien GmbH
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