Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.12.2009Selbsterforschung
Als Kolumnist wird man nicht geboren? Weit gefehlt. Und warum sollte es auch gerade hier keine Dynastien geben, wenn die doch selbst unter Ochsenknechten und amerikanischen Präsidenten gängig sind. Nehmen wir nur diese Zipperts. Schon der Urgroßvater mütterlicherseits schmuggelte Konsonanten nach Ostpreußen, wo man bis dahin nur O!, Au!, Ui! und ähnliches Gestammel kannte: "Seine Ware war begehrt." Vater Zippert gar ackerte als Kolumnist in der vierten Generation. Der Weg war also vorgezeichnet: "Internat für schwer beschreibbare Kinder", danach "die renommierte Kolumnisten-Akademie in Bad Dillingen, wo ich sechs Jahre durch die Hölle ging". Seit zehn Jahren zappt Zippert nun in der "Welt" herum, hat sogar den Untergang des Fernsehens überzappt ("Schon der Blick in eine Programmzeitschrift kann zum völligen Hirnstillstand führen"). "Wie schaffen Sie das nur?" ist denn auch das einleitende Selbsterforschungskapitel dieser Jubiläumsausgabe betitelt. Das enthält Zippert dem Leser nicht vor: Den letzten Schliff erhalte eine Kolumne durch die Übersetzung "ins Portugiesische und Sekunden später wieder zurück ins Deutsche". So funkeln uns knapp hundertvierzig polierte und nach Wochentagen sortierte Erste-Klasse-Glossen an, die mit allerlei überraschenden Erkenntnissen aufwarten. Nur ein Beispiel: "Seit Jahren wird in Deutschland beklagt, Ausländer würden sich oft abkapseln, sie lebten isoliert in eigenen Stadtteilen." Doch "es ist sogar noch viel schlimmer: Ausländer leben sogar völlig von Deutschland isoliert in eigenen Staaten". (Hans Zippert: "Was macht dieser Zippert eigentlich den ganzen Tag?" Aus dem Leben eines bekennenden Kolumnisten. Edition Tiamat, Berlin 2009. 176 S., br., 14,- [Euro].) oju
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Als Kolumnist wird man nicht geboren? Weit gefehlt. Und warum sollte es auch gerade hier keine Dynastien geben, wenn die doch selbst unter Ochsenknechten und amerikanischen Präsidenten gängig sind. Nehmen wir nur diese Zipperts. Schon der Urgroßvater mütterlicherseits schmuggelte Konsonanten nach Ostpreußen, wo man bis dahin nur O!, Au!, Ui! und ähnliches Gestammel kannte: "Seine Ware war begehrt." Vater Zippert gar ackerte als Kolumnist in der vierten Generation. Der Weg war also vorgezeichnet: "Internat für schwer beschreibbare Kinder", danach "die renommierte Kolumnisten-Akademie in Bad Dillingen, wo ich sechs Jahre durch die Hölle ging". Seit zehn Jahren zappt Zippert nun in der "Welt" herum, hat sogar den Untergang des Fernsehens überzappt ("Schon der Blick in eine Programmzeitschrift kann zum völligen Hirnstillstand führen"). "Wie schaffen Sie das nur?" ist denn auch das einleitende Selbsterforschungskapitel dieser Jubiläumsausgabe betitelt. Das enthält Zippert dem Leser nicht vor: Den letzten Schliff erhalte eine Kolumne durch die Übersetzung "ins Portugiesische und Sekunden später wieder zurück ins Deutsche". So funkeln uns knapp hundertvierzig polierte und nach Wochentagen sortierte Erste-Klasse-Glossen an, die mit allerlei überraschenden Erkenntnissen aufwarten. Nur ein Beispiel: "Seit Jahren wird in Deutschland beklagt, Ausländer würden sich oft abkapseln, sie lebten isoliert in eigenen Stadtteilen." Doch "es ist sogar noch viel schlimmer: Ausländer leben sogar völlig von Deutschland isoliert in eigenen Staaten". (Hans Zippert: "Was macht dieser Zippert eigentlich den ganzen Tag?" Aus dem Leben eines bekennenden Kolumnisten. Edition Tiamat, Berlin 2009. 176 S., br., 14,- [Euro].) oju
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