Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Soziologie - Individuum, Gruppe, Gesellschaft, Note: 1,0, Universität Koblenz-Landau (Soziologie), Veranstaltung: Posttraditionale Vergemeinschaftung, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit behandelt grundsätzliche Theorien zur Entstehung von Gemeinschaften und Vergemeinschaftungen sowie die Übertragung dieser auf das Public Viewing.Seit Stunden stehen sie hier; dicht aneinander gedrängt in der prallen Sonne. Tausende verschwitzte Menschen in Fußballtrikots, mit Fahnen in den Händen und Schminke im Gesicht. Einige von ihnen sind für diesen Tag von weit her angereist, andere harren schon seit dem frühen Morgen aus, um sich die besten Plätze zu sichern. Gut gelaunt strömen immer mehr ihresgleichen auf das eingezäunte Gelände. Es ist mittlerweile so voll, dass auch das letzte Individuum in der weiß-schwarz-rot-goldenen Masse nicht mehr auszumachen ist. Erst dann wird der Platz geschlossen. Wer jetzt noch kommt, muss sich im fast ebenso großen Gedränge außerhalb des Zaunes einen guten Blick auf einen der Bildschirme erkämpfen. Männer und Frauen verschiedenen Alters haben sich hier versammelt; einige sogar mit Kindern. Kaum einer hat genug Platz, um sich zur Erholung auch nur einen kurzen Moment auf den Boden zu setzen. Viele der Menschen singen, grölen oder wiederholen in Sprechgesängen immer wieder die gleichen, einstudierten Zeilen. Auf dem ganzen Gelände herrscht eine unheimliche Lautstärke. Wenn man Szenen wie diese von der "Fan-Meile" in Berlin am Brandenburger Tor in den Medien sieht, drängt sich so manchem Beobachter eine Frage auf: Warum tun sich diese Menschen das an? Viele von ihnen sind eingepfercht, wie Tiere, haben oft weder Schatten, noch durften sie auf das Gelände etwas zu trinken mitnehmen. Teilweise bezahlen sie sogar dafür, eingelassen zu werden. Dennoch versammeln sie sich an diesem Ort, um etwas zu sehen, das sie zu Hause mit Sicherheit viel genauer verfolgen könnten: ein Fußballspiel! Jedoch handelt es sich bei diesen Menschen zum größten Teil nicht um allgemeine Fußballfanatiker oder Sportbegeisterte. Ebenso wenige von ihnen planen außerhalb dieser seltenen Ereignisse gemeinsame Unternehmungen, geschweige denn kennen sie sich persönlich. Was es ist, das diese Menschen veranlasst, sich zu versammeln und gemeinsam ein Spiel anzusehen, zusammen zu jubeln, zu feiern oder zu weinen und danach (meist) wieder als Fremde auseinanderzugehen? Ob es sich dabei um eine Art von Gesellschaft oder Gemeinschaft handelt oder es vielleicht noch etwas dazwischen gibt, soll nun Gegenstand der nachfolgenden Ausführungen sein.
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