Es besteht kein Zweifel mehr daran, daß die nun über zweihundert Jahre alte Überlieferung des Lorelei-Motivs ihren Anfang mit Clemens Brentanos romantischer Ballade "Lore Lay" (1801) hat. Er war es, der aus dem Felsennamen "Lurlei" in St Goarshausen am Rhein den Frauennamen Lore Lay (später auch Loreley, Lorelei, Lorlei oder Lurlei) machte und sie als verführerische Schönheit darstellte, die sich wegen des Verlusts ihres Geliebten aus Verzweiflung in den Fluß stürzt. Zur Zeit der Rheinromantik folgten Gedichte von Joseph von Eichendorff, Otto Heinrich Graf von Loeben und anderen, doch Heinrich Heines Lorelei-Gedicht "Ich weiß nicht, was soll es bedeuten" (1823), das durch die Vertonung von Friedrich Silcher im Jahre 1838 zu einem der beliebtesten deutschen Volkslieder geworden ist, bildet den lyrischen Höhepunkt. Gleichzeitig kam es auch zu der Herausbildung einer "Lorelei"-Kunstsage, die sich in zahlreichen Varianten über Jahrzehnte hinweg zu einer Volkssage weiterentwickelt hat. Der Band beginnt mit einem detaillierten Kapitel über die Herkunft und Überlieferung des Lorelei-Motivs, worin die umfangreiche Sekundärliteratur zu diesem Stoff zu Wort kommt, die in den Anmerkungen und in einem beeindruckenden Literaturverzeichnis erscheint. Es folgen zwei Kapitel, die an Hand von zehn Gedichten die lyrischen Anfänge der Lorelei im frühen 19. Jahrhundert darstellen und durch die Wiedergabe von 27 Varianten die sagenhafte "Lorelei"-Überlieferung nachzeichnen. Zwei weitere Kapitel enthalten 21 ältere "Lorelei"-Gedichte aus dem 19. Jahrhundert und 35 neuere Gedichte mit dem Lorelei-Motiv. Darauf folgen zwei Kapitel, die 25 Parodien und 13 englische Übersetzungen des so bekannten Heine-Gedichts enthalten. Es folgt ein Kapitel mit 12 angloamerikanischen "Lorelei"-Gedichten, und zwei weitere Kapitel lassen erkennen, daß das Lorelei-Motiv in 18 Prosatexten sowie in 52 Aphorismen, Sprüchen und Buchtiteln erscheint. Schließlich treten noch drei illustrierte Kapitel auf, die 25 Gemälde und Zeichnungen, 29 Karikaturen und 13 Anspielungen auf die Lorelei in den Medien abdrucken.In Anlehnung an Goethes berühmten Aufsatz "Shakespeare und kein Ende" (1813) hat die Variation "Die Lorelei und kein Ende" sicherlich ihre volle Berechtigung. Tourismus und Kommerzialisierung kommen zu all den Belegen hinzu, und so möchte man sich fragen, was das heute wohl alles für Heinrich Heine bedeuten würde!