Propaganda menschenfeindlicher Extremist_innen, grassierende Fake News, populistische Verschwörungsmythen oder ausländische Desinformationskampagnen: Die Wahrheit scheint in Gefahr, vor allem im Internet, und mit ihr die Demokratie und der öffentliche Zusammenhalt der Gesellschaft. Schließlich braucht es eine gemeinsame Faktenbasis, von der aus Konflikte gelöst, widerstreitende Interessen ausgehandelt und unterschiedliche Sichtweisen zusammengebracht werden. Dafür wird auf nachträgliche ("Debunking") oder vorauseilende Aufklärung ("Prebunking") gesetzt, auf die Förderung von Informationskompetenz oder das Nachprüfen bei verlässlichen Quellen angemahnt. Zwischen reinen Fakten und 'der Wahrheit' einerseits, Lüge und Täuschung andererseits gibt es jedoch viele Grauzonen. Das meint nicht nur die selten klare Trennbarkeit von Tatsachen und Meinungen: Die Beiträge des Bandes befassen sich u. a. mit dem komplizierten Verhältnis von Wahrheit und Propaganda, mit Formen und gemeinschaftsbildenden Funktionen von Unwahrheit in Sozialen Medien sowie mit textpragmatischen und rhetorischen Aspekten, die uns für Misinformationen oder Falschmeldungen anfällig machen. Doch auch dass und wie Wahrheit jenseits von Faktizität und Faktualität - so im journalistischen Erzählen oder in Gleichnissen - vermittelt wird und welche Ähnlichkeiten wie essenziellen Unterschiede sich darin gegenüber "alternativen Fakten", Desinformation und Verschwörungsmythen zeigen, ist Thema.