Bestürzend ist der Einbruch eines realen Verbrechens in eine Reihefiktionaler Werke. Man vergegenwärtige sich die Reihe unseres topologischenMotives, das aus den Bereichen vor und hinter der geschlossenenTür besteht. In Geschwister Tanner von Robert Walser imaginiertein junger Mann vor einer verschlossenen Haustür, was dahinterabläuft. In Kafkas Erzählung Ein Landarzt zerschmettert ein Knechtdie verschlossene Tür, um der Magd habhaft zu werden. Direkt danebendie mörderische 'Variante': Ein schwer bewaffneter Mann schießtauf die verschlossene Tür einer Synagoge, um die betenden Menschenzu töten. Die raumstrukurelle Kongruenz des realen Verbrechens miteiner literarischen Reihe deutet auf den Performance-Charakter desMordes und auf die Komplexität eines antisemitistischen Tatparadigmasunserer Zeit. Die Versuche, diese nostra res agitur-Problematikauf rein literaturwissenschaftlicher Ebene aufzuzeigen, werden flankiertvon Streiflichtern auf das dichterische Handwerk sowie vomZugriff auf experimentelle Rezeptionsstrategien, zu denen die - derGeschichtswissenschaft entlehnte - hypothetische Frage 'Was wäre,wenn..?' beigetragen hat.
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