Antonio Lobo Antunes ließ sich für diesen Roman vom Schicksal eines berühmten portugiesischen Transvestiten inspirieren. Er geht den Verwirrungen und Selbstzweifeln eines Mannes nach, der als "Drag Queen" die Lissabonner Nachtclubszene beherrscht.
Als Paulo seinen Vater Carlos im Sarg sieht, ordentlich zurechtgemacht in Anzug und Krawatte, bekommt er einen hysterischen Lachanfall. Jahrelang kannte er ihn nur als Drag Queen, als Star der Lissabonner Nachtclubszene, und nur allzugern ließ er sich in diese zwielichtige Welt am Rande der Gesellschaft hineinziehen. Vor allem Carlos' große Liebe, der jugendliche Draufgänger und Junkie Rui, faszinierte ihn, er führte ihn in die Unterwelt ein, brachte ihn zum Heroin. Jetzt ist auch Rui tot, wird zusammen mit Carlos begraben.
In einem halluzinatorischen Furor rekapituliert Paulo sein Leben, die gescheiterte Ehe seiner Eltern, die Frage, ob Carlos wirklich sein Vater ist, die spießige Welt seiner Pflegeeltern, seine Entziehungskur, die noch nicht abgeschlossen zu sein scheint ... Aber nicht nur aus Paulos Perspektive werden die verschiedenen Leben und Schicksale beleuchtet, Lobo Antunes flicht die Stimmen der anderen Protagonisten kunstvoll mit ein. So kreist die Geschichte um die Identitätssuche Carlos', der inmitten der Gebeutelten und Getriebenen als einziger seinen Weg zu gehen scheint, während er die anderen in tiefe Selbstzweifel, ja zur Selbstzerstörung treibt.
Das neue Meisterwerk von Lobo Antunes schickt den Leser auf "eine faszinierende Reise in die gedankenschwere, derbe und meist fugendicht verschlossene Welt unter der Schädeldecke, eine Expedition in jene gefährlichen Bewußtseinsgegenden, wo die Sinne und der Geist sich kreuzen" (Süddeutsche Zeitung).
Als Paulo seinen Vater Carlos im Sarg sieht, ordentlich zurechtgemacht in Anzug und Krawatte, bekommt er einen hysterischen Lachanfall. Jahrelang kannte er ihn nur als Drag Queen, als Star der Lissabonner Nachtclubszene, und nur allzugern ließ er sich in diese zwielichtige Welt am Rande der Gesellschaft hineinziehen. Vor allem Carlos' große Liebe, der jugendliche Draufgänger und Junkie Rui, faszinierte ihn, er führte ihn in die Unterwelt ein, brachte ihn zum Heroin. Jetzt ist auch Rui tot, wird zusammen mit Carlos begraben.
In einem halluzinatorischen Furor rekapituliert Paulo sein Leben, die gescheiterte Ehe seiner Eltern, die Frage, ob Carlos wirklich sein Vater ist, die spießige Welt seiner Pflegeeltern, seine Entziehungskur, die noch nicht abgeschlossen zu sein scheint ... Aber nicht nur aus Paulos Perspektive werden die verschiedenen Leben und Schicksale beleuchtet, Lobo Antunes flicht die Stimmen der anderen Protagonisten kunstvoll mit ein. So kreist die Geschichte um die Identitätssuche Carlos', der inmitten der Gebeutelten und Getriebenen als einziger seinen Weg zu gehen scheint, während er die anderen in tiefe Selbstzweifel, ja zur Selbstzerstörung treibt.
Das neue Meisterwerk von Lobo Antunes schickt den Leser auf "eine faszinierende Reise in die gedankenschwere, derbe und meist fugendicht verschlossene Welt unter der Schädeldecke, eine Expedition in jene gefährlichen Bewußtseinsgegenden, wo die Sinne und der Geist sich kreuzen" (Süddeutsche Zeitung).
Fugendicht: Der neue Roman von António Lobo Antunes
Manchmal ist es gut, wenn wenigstens der Klappentext Orientierung bietet. Demnach geht es im neuen Roman des portugiesischen Marathonschreibers und Permanentpublizierers António Lobo Antunes um das Schicksal des berühmtesten Transvestiten Portugals, der als Drag Queen die Lissabonner Nachtclubszene beherrschte, dann aber eines frühen Todes starb, ebenso wie sein drogensüchtiger Freund. Sein Sohn Paulo, auch drogenabhängig, rekapituliert das Leben seiner Eltern, während er eine Entziehungskur absolviert. War Carlos, die Drag Queen, wirklich sein Vater? Wer ist er selbst? Und wo ist er überhaupt?
Schlauer als der Klappentext wird man auch dann nicht, wenn man sich durch den siebenhundert Seiten schweren Roman hindurchkämpft. Lobo Antunes geht es nicht darum, eine Geschichte zu erzählen. Es geht ihm auch nicht darum, verständlich zu sein. Er will ein in Auflösung begriffenes Bewußtsein aus sich selbst heraus zur Sprache bringen. Also werden Zusammenhänge unkenntlich gemacht, das Denken in Traumgebilde aufgelöst, die Sprache pulverisiert. Formal hat das zur Folge, daß Dialoge aufeinanderfolgen, bei denen man nur vermuten kann, wer spricht. Daß Satzfetzen aneinandergereiht werden, ohne jemals zu einem Punkt zu finden. Hilflos verebben sie im Ungefähren. Daß es zwar eine Kapiteleinteilung gibt, aber keine Numerierung als Ordnungsprinzip. Es folgt Kapitel auf Kapitel auf Kapitel, und das könnte wohl ewig so weitergehen und ebensogut auch in umgekehrter Reihenfolge gelesen werden. Die Sache wird dadurch noch komplizierter, daß die Erzählperspektiven wechseln. Es ist nicht immer Paulo, in dessen Bewußtsein geangelt wird, aber bis man das erahnt, ist auch schon der Wortstrom des nächsten Kapitels vorbeigerauscht. War da was?
Lesen wird zu einem Puzzlespiel. Wer daran Freude hat, könnte mit diesem Roman gut bedient sein. Satz für Satz will gedreht und gewendet und schließlich in die richtige Position gestöpselt werden - nur: Ein Bild ergibt sich trotzdem nicht. Das delirierende Bewußtsein bleibt ein delirierendes Bewußtsein. Die Fülle der Erinnerungsfetzen und der rasenden Bilder ergibt in der Summe: nichts. "Das neue Meisterwerk von Lobo Antunes", warnt der Klappentext, "schickt den Leser auf eine faszinierende Reise in die gedankenschwere, derbe und meist fugendicht verschlossene Welt unter der Schädeldecke." Das ist leider wahr, und Lobo Antunes ist der Fugendichter. Sein Roman ist hermetisch vor jedem Verständnis abgeschottet. Wahrscheinlich versäumt man nichts, wenn man ihn nicht liest. Aber wer weiß das schon.
JÖRG MAGENAU
António Lobo Antunes: "Was werd ich tun, wenn alles brennt?" Roman. Aus dem Portugiesischen übersetzt von Maralde Meyer-Minnemann. Luchterhand Verlag, München 2003. 702 S., geb., 25,- [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Verena Auffermann scheint ein großer Fan des portugiesischen Schriftstellers Antonio Lobo Antunes zu sein, der ihres Erachtens in seiner Heimat wenig Anerkennung genießt. Erst die späteren Generationen werden erkennen, behauptet Auffermann, dass er die Sozialgeschichte des Landes vom Kolonialkrieg über die Nelkenrevolution bis hin zum EU-Beitritt schrieb. Doch Antunes, gibt auch die Rezensentin zu, ist kein einfacher Autor, er verweigert sich dem linearen Erzählen, sondern liebt polyphone Strukturen. Die Sprache seiner Romane klingt wie Chorgesang, so Auffermann, wie Rezitative, Arien, Litaneien, ein Sprachfluss, bei dem eine Stimme in die andere übergehe. Im jüngsten Roman scheint sich ihr dieses Sprachkarussell immer schneller zu drehen, Antunes' entwickle eine immer selbstbezüglichere Sprache, die ins Leere zu gehen drohe, schreibt Auffermann. Im Fall dieser "schrillen Vatergeschichte", in der sich der Vater als Transvestit erweist, was den Sohn in einige vorstellbare Probleme stürzt, bleibe der Stoff, die Handlung auf der Strecke, kommt Auffermann zu ihrem großen Bedauern zu einem nicht so positiven Urteil, während die Form scheinbar den Sieg davon trage.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Das neue Meisterwerk von Lobo Antunes schickt den Leser auf »eine faszinierende Reise in die gedankenschwere, derbe und meist fugendicht verschlossene Welt unter der Schädeldecke, eine Expedition in jene gefährlichen Bewußtseinsgegenden, wo die Sinne und der Geist sich kreuzen." (Süddeutsche Zeitung)
"Wäre es eine Symphonie, dann wäre es ein Bruckner-Adagio, endlos ersterbend und von dunkler Großartigkeit." (Literaturen)
"Wäre es eine Symphonie, dann wäre es ein Bruckner-Adagio, endlos ersterbend und von dunkler Großartigkeit." (Literaturen)