Neues von Neutronen-Jack
Das Lob kommt aus berufenem Munde: Lothar Späth, der in Thüringen die flach liegende Jenoptik zu einer gewinnbringenden Aktiengesellschaft umgebaut hat, bezeichnet Welch als "den größten Industriekapitän unserer Zeit". Er sei Stratege, Antreiber und Motivator. Kritiker nennen den langjährigen Manager von General Electric vor allem einen Job-Killer ("Neutronen-Jack" betitelten ihn Zeitungen). Unbestritten ist, dass Jack Welch die einst von Thomas E.A. Edison gegründete US-Glühlampenfirma zum profitabelsten (Misch-)Konzern der Welt gemacht hat.
Zuckerbrot und Peitsche
Unter der Führung von Welch, dessen Regentschaft bei GE immerhin 20 Jahre währte, galt die Devise: Ein Unternehmen muss immer die Marktführerschaft anstreben oder zumindest die Nummer zwei der Branche sein. Der radikale Verfechter des Leistungsprinzips hatte zugleich volles Vertrauen in seine Mitarbeiter, was einen wesentlichen Teil seines Erfolgs erklärt. Seine Position beschreibt er unaufgeregt amerikanisch: "Stelle Dich dem Wettbewerb. Stelle Dich der Wirklichkeit. Motiviere die Menschen durch Zuckerbrot und Peitsche." Es ist unbestritten, dass sich der wohl amerikanischste Manager des 20. Jahrhunderts selbst an diesen Maßstäben gemessen hat. Fleißig, willensstark und ehrgeizig lernte, studierte und promovierte Welch. Krönung seines Wirkens bei General Electric war die bislang weltweit größte Fusion mit Honeywell, dem Technologie- und Luftfahrtkonzern. Seine Schilderungen sind nicht nur etwas für Manager und andere Führungskräfte. Er gibt viele interessante Details preis, und verrät durchaus auch Persönliches. Denn er weiß: Auch ein GE-Chef ist nur ein Mensch. (Roland Große Holtforth, literaturtest.de)
Das Lob kommt aus berufenem Munde: Lothar Späth, der in Thüringen die flach liegende Jenoptik zu einer gewinnbringenden Aktiengesellschaft umgebaut hat, bezeichnet Welch als "den größten Industriekapitän unserer Zeit". Er sei Stratege, Antreiber und Motivator. Kritiker nennen den langjährigen Manager von General Electric vor allem einen Job-Killer ("Neutronen-Jack" betitelten ihn Zeitungen). Unbestritten ist, dass Jack Welch die einst von Thomas E.A. Edison gegründete US-Glühlampenfirma zum profitabelsten (Misch-)Konzern der Welt gemacht hat.
Zuckerbrot und Peitsche
Unter der Führung von Welch, dessen Regentschaft bei GE immerhin 20 Jahre währte, galt die Devise: Ein Unternehmen muss immer die Marktführerschaft anstreben oder zumindest die Nummer zwei der Branche sein. Der radikale Verfechter des Leistungsprinzips hatte zugleich volles Vertrauen in seine Mitarbeiter, was einen wesentlichen Teil seines Erfolgs erklärt. Seine Position beschreibt er unaufgeregt amerikanisch: "Stelle Dich dem Wettbewerb. Stelle Dich der Wirklichkeit. Motiviere die Menschen durch Zuckerbrot und Peitsche." Es ist unbestritten, dass sich der wohl amerikanischste Manager des 20. Jahrhunderts selbst an diesen Maßstäben gemessen hat. Fleißig, willensstark und ehrgeizig lernte, studierte und promovierte Welch. Krönung seines Wirkens bei General Electric war die bislang weltweit größte Fusion mit Honeywell, dem Technologie- und Luftfahrtkonzern. Seine Schilderungen sind nicht nur etwas für Manager und andere Führungskräfte. Er gibt viele interessante Details preis, und verrät durchaus auch Persönliches. Denn er weiß: Auch ein GE-Chef ist nur ein Mensch. (Roland Große Holtforth, literaturtest.de)
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.10.2001 Wirtschaftsliteratur
Mutters Sprüche als Leitfaden für Manager
Der frühere GE-Boss Jack Welch schildert seinen Weg zum größten Industriekapitän der Welt
JACK WELCH: Was zählt. Die Autobiographie des besten Managers der Welt. 443 Seiten. Econ Verlag, München 2001. 48.90 DM
Um Jack Welch ranken sich zahllose Stories, Intrigen und Vorurteile. Ein harter Hund soll er gewesen sein, der den Megakonzern General Electric (GE) mit Zuckerbrot und Peitsche geführt hat. Gleichzeitig galt er bei manchen Mitstreitern als einfühlsamer Coach für die Bedürfnisse seiner Mitarbeiter. Jetzt packt der beste Manager der Welt aus. Anlass war ein im Juni 1998 veröffentlichter Bericht in Business Week, auf den Welch über tausend Zuschriften erhielt. „Daraufhin entschied ich mich, meine Geschichte zu erzählen und ein Buch darüber zu schreiben”, betont Welch.
Ein Ghostwriter war schnell gefunden. Ziel war es, das Leben des „größten Industriekapitäns unserer Zeit” (Lothar Späth) direkt und ungeschminkt nachzuerzählen. Keine Schnörkel, keine Emotionen sollten aufscheinen. Im Mittelpunkt sollten Fakten, Ergebnisse und Gewinne stehen. Wie ein Buchhalter, der jeden Vorgang für die Steuerprüfung absichert, listet Welch jede seiner Managertaten auf. Zu Rate hat er dabei seinen Terminkalender gezogen und dann offenbar seinen Ghostwriter mit Tausenden von Besprechungserinnerungen überschüttet.
Herausgekommen sind eine Mischung aus dem Alltag in der Chefetage eines Weltkonzerns sowie grundlegende Managementweisheiten. Das Buch ist dabei aufgebaut wie ein Hollywooddrama. Die frühen Jahre, der unaufhaltsame Aufstieg, die Höhen und Tiefen an den Hebeln der Macht und der Einstieg in die neue Ära globalen Wirtschaftens. Fast ist man geneigt zu vermuten, das Drehbuch für einen abendfüllenden Spielfilm sei schon mitgeschrieben worden.
Wir erleben Jack als Sohn irischer Eltern, der in der Nähe von Boston aufwächst. Der Vater ist ein ordentlicher Lokomotivführer, die Mutter bringt ihrem Sohn schnell bei, dass das Leben kein Zuckerschlecken ist. Hemdsärmelige Weisheiten von der Mutter salbt der Autor fast überschwänglich als modernste Managementerkenntnisse. Etwa die Fußballtrainerlogik „Mit Zuckerbrot und Peitsche”: „Ein guter Manager ähnelt einem erfolgreichen Fußballtrainer in vielerlei Hinsicht. Um als Führungspersönlichkeit Erfolg zu haben, muss man seine Mitarbeiter motivieren können und sie zu Leistungen anspornen, zu denen sie sich niemals fähig gehalten hätten. Man muss eine Atmosphäre schaffen, in der es ihnen möglich ist, ihre Träume zu verwirklichen.”
Schnell sind die Jugendjahre vergessen, und Jack steht plötzlich mitten im Berufsleben. Hier endet der kurzweilige Teil des Buches. Nun beginnt die akribische Erbsenzählerei des Erfolgreichen. Seitenweise werden mehr oder weniger wichtige Kollegen eingeführt. Kein einziger Weggefährte aus dem Terminkalender scheint zu fehlen, viel Ehr für Freund und Feind. Immerhin 41 Jahre lang war Welch bei GE tätig, davon 20 Jahre als Geschäftsführer. Man kann sich etwa vorstellen, wie viele Namen durch dieses Buch geistern.
An vielen Stellen wird dennoch sichtbar, was Welch umtreibt. Zum Beispiel sein schlichtes Motto im Umgang mit Mitarbeitern: „Siegerteams entstehen durch die differenzierte Behandlung der Teammitglieder – die Besten werden belohnt, die Schlechtesten aussortiert und die Latte für das gesamte Team wird immer höher gelegt.” Das Buch zeigt eindrucksvoll, wie das im Geschäftsalltag funktioniert. Wenngleich es Unsinn wäre, Jack Welch lediglich als brutalen Vorgesetzten abzuqualifizieren. Den Leistungswilligen hat dieser Mann immer jeden Weg freigemacht. „Es ist ein wesentlicher Bestandteil guter Führung, das Selbstvertrauen der Mitarbeiter zu fördern. Das erreicht man, indem man den Menschen Möglichkeiten eröffnet, sie mit Herausforderungen konfrontiert und sie dazu bewegt, Dinge zu tun, die sie sich nie zugetraut hätten. Und für jeden Erfolg muss man sie so gut wie möglich belohnen.”
Die Lektüre des Buches ist im Grunde genommen wie eine Achterbahn- Fahrt. Einmal saust man in die Abgründe bizarrer Klischees und Selbstbeweihräucherung, ein andermal wird man hochgezogen in kleine Episoden und hemdsärmelige Situationsanalysen. Es gibt Passagen, da wendet man sich mit Grausen ab, aber dann tauchen wieder bunte Erzählsprengsel auf. Beispiele gibt es auf beiden Seiten zuhauf. Die irische Übermutter, die „einen falschen Fuffziger auf eine Meile Entfernung riechen konnte', und die ihm alle Grundsätze des Managements beibrachte: „Stelle Dich dem Wettbewerb. Stelle dich der Wirklichkeit. Motiviere die Menschen durch Zuckerbrot und Peitsche. Stecke dir anspruchsvolle Ziele. Lasse die Leute nie aus den Augen, damit sie ihre Aufgaben auch tatsächlich erfüllen.”
Fazit: Ein kleines Stück amerikanischer Industriegeschichte, erzählt von einem ihrer größten Helden. Und der Erfolg gibt einem sowieso immer Recht, würde Welch ergänzen. Denn die einst von Thomas A. Edison gegründete Glühlampen-Firma wurde unter Welch zum profitabelsten Konzern der Welt, zum Unternehmen mit der größten Marktkapitalisierung. Was zählt? Das zählt. Immer öfter.
Peter Felixberger
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
Mutters Sprüche als Leitfaden für Manager
Der frühere GE-Boss Jack Welch schildert seinen Weg zum größten Industriekapitän der Welt
JACK WELCH: Was zählt. Die Autobiographie des besten Managers der Welt. 443 Seiten. Econ Verlag, München 2001. 48.90 DM
Um Jack Welch ranken sich zahllose Stories, Intrigen und Vorurteile. Ein harter Hund soll er gewesen sein, der den Megakonzern General Electric (GE) mit Zuckerbrot und Peitsche geführt hat. Gleichzeitig galt er bei manchen Mitstreitern als einfühlsamer Coach für die Bedürfnisse seiner Mitarbeiter. Jetzt packt der beste Manager der Welt aus. Anlass war ein im Juni 1998 veröffentlichter Bericht in Business Week, auf den Welch über tausend Zuschriften erhielt. „Daraufhin entschied ich mich, meine Geschichte zu erzählen und ein Buch darüber zu schreiben”, betont Welch.
Ein Ghostwriter war schnell gefunden. Ziel war es, das Leben des „größten Industriekapitäns unserer Zeit” (Lothar Späth) direkt und ungeschminkt nachzuerzählen. Keine Schnörkel, keine Emotionen sollten aufscheinen. Im Mittelpunkt sollten Fakten, Ergebnisse und Gewinne stehen. Wie ein Buchhalter, der jeden Vorgang für die Steuerprüfung absichert, listet Welch jede seiner Managertaten auf. Zu Rate hat er dabei seinen Terminkalender gezogen und dann offenbar seinen Ghostwriter mit Tausenden von Besprechungserinnerungen überschüttet.
Herausgekommen sind eine Mischung aus dem Alltag in der Chefetage eines Weltkonzerns sowie grundlegende Managementweisheiten. Das Buch ist dabei aufgebaut wie ein Hollywooddrama. Die frühen Jahre, der unaufhaltsame Aufstieg, die Höhen und Tiefen an den Hebeln der Macht und der Einstieg in die neue Ära globalen Wirtschaftens. Fast ist man geneigt zu vermuten, das Drehbuch für einen abendfüllenden Spielfilm sei schon mitgeschrieben worden.
Wir erleben Jack als Sohn irischer Eltern, der in der Nähe von Boston aufwächst. Der Vater ist ein ordentlicher Lokomotivführer, die Mutter bringt ihrem Sohn schnell bei, dass das Leben kein Zuckerschlecken ist. Hemdsärmelige Weisheiten von der Mutter salbt der Autor fast überschwänglich als modernste Managementerkenntnisse. Etwa die Fußballtrainerlogik „Mit Zuckerbrot und Peitsche”: „Ein guter Manager ähnelt einem erfolgreichen Fußballtrainer in vielerlei Hinsicht. Um als Führungspersönlichkeit Erfolg zu haben, muss man seine Mitarbeiter motivieren können und sie zu Leistungen anspornen, zu denen sie sich niemals fähig gehalten hätten. Man muss eine Atmosphäre schaffen, in der es ihnen möglich ist, ihre Träume zu verwirklichen.”
Schnell sind die Jugendjahre vergessen, und Jack steht plötzlich mitten im Berufsleben. Hier endet der kurzweilige Teil des Buches. Nun beginnt die akribische Erbsenzählerei des Erfolgreichen. Seitenweise werden mehr oder weniger wichtige Kollegen eingeführt. Kein einziger Weggefährte aus dem Terminkalender scheint zu fehlen, viel Ehr für Freund und Feind. Immerhin 41 Jahre lang war Welch bei GE tätig, davon 20 Jahre als Geschäftsführer. Man kann sich etwa vorstellen, wie viele Namen durch dieses Buch geistern.
An vielen Stellen wird dennoch sichtbar, was Welch umtreibt. Zum Beispiel sein schlichtes Motto im Umgang mit Mitarbeitern: „Siegerteams entstehen durch die differenzierte Behandlung der Teammitglieder – die Besten werden belohnt, die Schlechtesten aussortiert und die Latte für das gesamte Team wird immer höher gelegt.” Das Buch zeigt eindrucksvoll, wie das im Geschäftsalltag funktioniert. Wenngleich es Unsinn wäre, Jack Welch lediglich als brutalen Vorgesetzten abzuqualifizieren. Den Leistungswilligen hat dieser Mann immer jeden Weg freigemacht. „Es ist ein wesentlicher Bestandteil guter Führung, das Selbstvertrauen der Mitarbeiter zu fördern. Das erreicht man, indem man den Menschen Möglichkeiten eröffnet, sie mit Herausforderungen konfrontiert und sie dazu bewegt, Dinge zu tun, die sie sich nie zugetraut hätten. Und für jeden Erfolg muss man sie so gut wie möglich belohnen.”
Die Lektüre des Buches ist im Grunde genommen wie eine Achterbahn- Fahrt. Einmal saust man in die Abgründe bizarrer Klischees und Selbstbeweihräucherung, ein andermal wird man hochgezogen in kleine Episoden und hemdsärmelige Situationsanalysen. Es gibt Passagen, da wendet man sich mit Grausen ab, aber dann tauchen wieder bunte Erzählsprengsel auf. Beispiele gibt es auf beiden Seiten zuhauf. Die irische Übermutter, die „einen falschen Fuffziger auf eine Meile Entfernung riechen konnte', und die ihm alle Grundsätze des Managements beibrachte: „Stelle Dich dem Wettbewerb. Stelle dich der Wirklichkeit. Motiviere die Menschen durch Zuckerbrot und Peitsche. Stecke dir anspruchsvolle Ziele. Lasse die Leute nie aus den Augen, damit sie ihre Aufgaben auch tatsächlich erfüllen.”
Fazit: Ein kleines Stück amerikanischer Industriegeschichte, erzählt von einem ihrer größten Helden. Und der Erfolg gibt einem sowieso immer Recht, würde Welch ergänzen. Denn die einst von Thomas A. Edison gegründete Glühlampen-Firma wurde unter Welch zum profitabelsten Konzern der Welt, zum Unternehmen mit der größten Marktkapitalisierung. Was zählt? Das zählt. Immer öfter.
Peter Felixberger
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.11.2002Initiative und Konsequenz
Noch immer spannend: Die Erfolgsrezepte von Jack Welch
Jack Welch/John A. Byrne: Was zählt. Die Autobiografie des besten Managers der Welt. Econ Verlag, München 2001, 477 Seiten, 25 Euro.
Gefürchtet, bewundert und in jüngster Zeit ob seiner üppigen Pensionsvergütungen negativ in die Schlagzeilen geraten - dies alles ist die Shareholder-value-Ikone Jack Welch. Der ehemalige Chef von General Electric (GE) hat in seinen Memoiren, für die er sich dem Vernehmen nach mehr als fürstlich honorieren ließ, die Erfolgsgeschichte von GE - seine Erfolgsgeschichte - geschrieben. In dem umfangreichen Buch vermittelt er subjektiv gefärbte Einblicke in das Innenleben eines Konzerns, der zumindest bis vor einigen Monaten noch als das Paradebeispiel des amerikanischen Wirtschaftsmodells galt. In jüngster Zeit sind bei kritischen Beobachtern Zweifel aufgekommen.
Der Leser erfährt speziell im ersten Teil einiges über die Persönlichkeit des härtesten Managers der Welt - beispielsweise seine enge Bindung an seine Mutter und andere Faktoren, die ihn "ticken" lassen. Bei der Umstrukturierung des vor seinem Amtsantritt als Unternehmenschef dahindümpelnden Gemischtwarenladens GE zu einem global agierenden, hochprofitablen Technologiekonzern war Jack Welch im Umgang mit Geschäftsbereichen und Managern nie zimperlich. Wenn es Probleme gab, lautete sein Programm stets: "Fix it, sell it or close it." Dies bescherte ihm den wenig schmeichelhaften Titel "Neutronen-Jack". Der Autor schildert dies freimütig.
Im zweiten, für Manager interessanteren Teil läßt er sich aus über seinen hemdsärmeligen Führungsstil, die von ihm gestarteten großen Initiativen Globalisierung, Einstieg in das Geschäft mit produktnahen Dienstleistungen, "Six Sigma" sowie E-Business. Diese Initiativen und vor allem die unerbittliche Konsequenz ihrer Umsetzung mit - wie Jack Welch sagt - begeisterten (oder in die Begeisterung getriebenen) Mitstreitern haben GE unzweifelhaft nachhaltig verändert und zu dem gemacht, was das Unternehmen zumindest bis vor kurzem war: der Inbegriff der Umsetzung des wohlverstandenen Shareholder-value-Gedankens.
Jack Welch war bei allen wesentlichen Strategien Initiator und Controller zugleich. Dies tat er nicht völlig uneigennützig, er partizipierte ebenso wie seine Führungsriege über Aktienoptionen kräftig am Wertzuwachs des Unternehmens. In seinem Rückblick macht er deutlich, daß sein Erfolgsrezept nicht in langatmigen strategischen Planungen bestanden habe; vielmehr habe er sich persönlich und durch die Auswahl der richtigen (besten) Mitarbeiter nachhaltig darum gekümmert, daß einmal als richtig erkannte strategische Ziele (wie Marktführerschaft in den einzelnen Geschäftsfeldern) konsequent in die Praxis umgesetzt wurden.
Er habe dafür eine Unternehmenskultur geschaffen, die durch drei Merkmale gekennzeichnet sei: das Aufspüren und Verbreiten der besten Ideen, den grenzenlosen Austausch dieser Ideen und die Feinjustierung der Meß- und Beurteilungssysteme auf die Erfolgsfaktoren, die für die Erreichung der Unternehmensziele wirklich zählen. Hierüber und mehr noch über die praktischen Konsequenzen für das eigene Handeln sollten Manager nachdenken.
Der Leser hält ein interessantes, flott geschriebenes Buch in Händen, das Managern und Beobachtern der Szenerie einen detaillierten Einblick in die Führungswelt eines trotz der gescheiterten Übernahme von Honeywell sehr erfolgreichen Unternehmenslenkers vermittelt. Ob Jack Welch mit seinen Memoiren seinen prominenten Platz in der "Hall of Fame" sichern kann, wird indessen davon abhängen, ob es ihm gelingt, das angekratzte Image wieder aufzupolieren. Darüber hinaus muß sein Nachfolger kritische Fragen nach der Bilanzierungspraxis in der Welch-Ära überzeugend beantworten. Auf die Ergebnisse darf man gespannt sein.
ROBERT FIETEN (Management-Forschungs-Team, Köln)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Noch immer spannend: Die Erfolgsrezepte von Jack Welch
Jack Welch/John A. Byrne: Was zählt. Die Autobiografie des besten Managers der Welt. Econ Verlag, München 2001, 477 Seiten, 25 Euro.
Gefürchtet, bewundert und in jüngster Zeit ob seiner üppigen Pensionsvergütungen negativ in die Schlagzeilen geraten - dies alles ist die Shareholder-value-Ikone Jack Welch. Der ehemalige Chef von General Electric (GE) hat in seinen Memoiren, für die er sich dem Vernehmen nach mehr als fürstlich honorieren ließ, die Erfolgsgeschichte von GE - seine Erfolgsgeschichte - geschrieben. In dem umfangreichen Buch vermittelt er subjektiv gefärbte Einblicke in das Innenleben eines Konzerns, der zumindest bis vor einigen Monaten noch als das Paradebeispiel des amerikanischen Wirtschaftsmodells galt. In jüngster Zeit sind bei kritischen Beobachtern Zweifel aufgekommen.
Der Leser erfährt speziell im ersten Teil einiges über die Persönlichkeit des härtesten Managers der Welt - beispielsweise seine enge Bindung an seine Mutter und andere Faktoren, die ihn "ticken" lassen. Bei der Umstrukturierung des vor seinem Amtsantritt als Unternehmenschef dahindümpelnden Gemischtwarenladens GE zu einem global agierenden, hochprofitablen Technologiekonzern war Jack Welch im Umgang mit Geschäftsbereichen und Managern nie zimperlich. Wenn es Probleme gab, lautete sein Programm stets: "Fix it, sell it or close it." Dies bescherte ihm den wenig schmeichelhaften Titel "Neutronen-Jack". Der Autor schildert dies freimütig.
Im zweiten, für Manager interessanteren Teil läßt er sich aus über seinen hemdsärmeligen Führungsstil, die von ihm gestarteten großen Initiativen Globalisierung, Einstieg in das Geschäft mit produktnahen Dienstleistungen, "Six Sigma" sowie E-Business. Diese Initiativen und vor allem die unerbittliche Konsequenz ihrer Umsetzung mit - wie Jack Welch sagt - begeisterten (oder in die Begeisterung getriebenen) Mitstreitern haben GE unzweifelhaft nachhaltig verändert und zu dem gemacht, was das Unternehmen zumindest bis vor kurzem war: der Inbegriff der Umsetzung des wohlverstandenen Shareholder-value-Gedankens.
Jack Welch war bei allen wesentlichen Strategien Initiator und Controller zugleich. Dies tat er nicht völlig uneigennützig, er partizipierte ebenso wie seine Führungsriege über Aktienoptionen kräftig am Wertzuwachs des Unternehmens. In seinem Rückblick macht er deutlich, daß sein Erfolgsrezept nicht in langatmigen strategischen Planungen bestanden habe; vielmehr habe er sich persönlich und durch die Auswahl der richtigen (besten) Mitarbeiter nachhaltig darum gekümmert, daß einmal als richtig erkannte strategische Ziele (wie Marktführerschaft in den einzelnen Geschäftsfeldern) konsequent in die Praxis umgesetzt wurden.
Er habe dafür eine Unternehmenskultur geschaffen, die durch drei Merkmale gekennzeichnet sei: das Aufspüren und Verbreiten der besten Ideen, den grenzenlosen Austausch dieser Ideen und die Feinjustierung der Meß- und Beurteilungssysteme auf die Erfolgsfaktoren, die für die Erreichung der Unternehmensziele wirklich zählen. Hierüber und mehr noch über die praktischen Konsequenzen für das eigene Handeln sollten Manager nachdenken.
Der Leser hält ein interessantes, flott geschriebenes Buch in Händen, das Managern und Beobachtern der Szenerie einen detaillierten Einblick in die Führungswelt eines trotz der gescheiterten Übernahme von Honeywell sehr erfolgreichen Unternehmenslenkers vermittelt. Ob Jack Welch mit seinen Memoiren seinen prominenten Platz in der "Hall of Fame" sichern kann, wird indessen davon abhängen, ob es ihm gelingt, das angekratzte Image wieder aufzupolieren. Darüber hinaus muß sein Nachfolger kritische Fragen nach der Bilanzierungspraxis in der Welch-Ära überzeugend beantworten. Auf die Ergebnisse darf man gespannt sein.
ROBERT FIETEN (Management-Forschungs-Team, Köln)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Jack Welch ist ein Mann der alten Schule. Er nennt sich selbst den besten Manager der Welt und hat wegen seines rabiaten Führungsstils den Spitznahmen "Neutronen-Jack" bekommen. Laut Robert Fieten schildert Welch in seiner Autobiografie recht anschaulich, wie dieser Name zustande gekommen ist. Im ersten Teil erfahre der Leser etwas über die Persönlichkeit des "härtesten Managers der Welt". Der zweite Teil sei, so Fieten, vor allem für Manager lesenswert, da Welch anschaulich von seiner hemdsärmeligen, aber erfolgreichen Unternehmensführung erzählt. Das Buch vermittele "subjektiv gefärbte Einblicke in das Innenleben eines Konzerns, der zumindest bis vor wenigen Monaten noch als Paradebeispiel des amerikanischen Wirtschaftsmodells galt". Laut Fieten hält der Leser ein flott geschriebenes Buch in Händen, "dass Managern und Beobachtern der Szenerie einen detaillierten Einblick in die Führungswelt eines ? sehr erfolgreichen Unternehmenslenkers vermittelt". Das angekratzte Image, das der mittlerweile pensionierte Welch wegen seiner fragwürdigen Bilanzierungspraxis hat, werde von der Autobiografie allerdings nicht thematisiert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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