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Ein amerikanischer Expat betritt die öffentlichen Toiletten des Kulturpalasts von Sofia, Bulgarien. Dort unten, wo niemand einfach so hingeht, trifft er Mitko, der Charisma ausstrahlt und Gefahr. Der Amerikaner bezahlt Mitko für Sex und trifft ihn danach immer wieder, gefangen in seinem Begehren und in einer Beziehung, in der Zärtlichkeit umzuschlagen droht in Gewalt. Und während er sich seiner komplizierten Vergangenheit stellen muss, kann er weder seinem Verlangen entkommen noch den Privilegien als Ausländer, die ihn von Mitko trennen. "Was zu dir gehört" ist ein tiefberührender Roman über…mehr

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Produktbeschreibung
Ein amerikanischer Expat betritt die öffentlichen Toiletten des Kulturpalasts von Sofia, Bulgarien. Dort unten, wo niemand einfach so hingeht, trifft er Mitko, der Charisma ausstrahlt und Gefahr. Der Amerikaner bezahlt Mitko für Sex und trifft ihn danach immer wieder, gefangen in seinem Begehren und in einer Beziehung, in der Zärtlichkeit umzuschlagen droht in Gewalt. Und während er sich seiner komplizierten Vergangenheit stellen muss, kann er weder seinem Verlangen entkommen noch den Privilegien als Ausländer, die ihn von Mitko trennen. "Was zu dir gehört" ist ein tiefberührender Roman über die Macht von Scham und Sehnsucht. Und über eine Liebe entgegen jeder Wahrscheinlichkeit.
Autorenporträt
Garth Greenwell wurde?1978 in Louisville, Kentucky geboren. Er hat unter anderem an der Harvard University und am Iowa Writers' Workshop studiert. "Was zu dir gehört" ist sein erster Roman. Er lebt in Iowa City.Daniel Schreiber, 1977 geboren, ist Autor der Susan-Sontag-Biografie Geist und Glamour (2007) sowie der hochgelobten und vielgelesenen Essays Nüchtern (2014), Zuhause (2017) und des Bestsellers Allein (2021). Er lebt in Berlin. Auf Instagram: @thedanielschreiber
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.01.2018

Schreiben, was man lebt
Fremdheit als Masche: Garth Greenwell erkundet im Roman "Was zu dir gehört" schwules Selbstverständnis

Es gibt nur einen einzigen ausgeschriebenen Namen in diesem Roman: den von Mitko, dem bulgarischen Geliebten des Ich-Erzählers, eines amerikanischen Lehrers an einer englischsprachigen Privatoberschule in Sofia. Alle anderen handelnden Personen werden zu Buchstaben abgekürzt oder tragen, wie der Ich-Erzähler, gleich gar keine Namen. Von Mitko dagegen erfahren wir sogar zwei, denn nach 230 Seiten wird noch sein Kosename preisgegeben - kurz bevor nicht nur das Buch zu Ende geht, sondern auch die zweijährige Beziehung.

Bulgarien ist kein Land, in dem Homosexualität wohlgelitten wäre, entsprechend riskant ist die Liebschaft zwischen dem aus einem diesbezüglich eher liberal eingestellten Staat stammenden Fremden und dem einheimischen jüngeren Mann, der sich sein Geld als Stricher verdient - und wohl auch gelegentlich als Erpresser seiner Kunden. Doch von Seiten des Amerikaners ist echte Liebe mit im Spiel, und damit gibt es noch mehr Nachteile von käuflichem Sex, worüber er sich früh klar wird: "Ich fragte mich, wie es passieren konnte, dass ich einer jener Männer im Dunkeln geworden war, die darbringen, was man ihnen abverlangt, um zu erhalten, was man ihnen nicht aus freien Stücken gibt."

Dass der Roman autobiographisch grundiert ist, kann man rasch an der Vita seines Verfassers, des 1978 geborenen Garth Greenwell, ablesen, der wie der Ich-Erzähler bereits als Dichter reüssierte, bevor er einige Jahre am American College of Sofia unterrichtet hat. Greenwell machte sich zudem in Bulgarien für die Rechte von Homosexuellen stark. Lehre und politisches Engagement stehen aber nicht zur Debatte in "Was zu dir gehört"; das Buch ist der innere Erfahrungsbericht eines in vielerlei Hinsicht Entfremdeten, der seine geistige wie sexuelle Identität an einem Jugenderlebnis festmacht, dem Fasziniertsein von einem schönen Mitschüler, der sich aber einem engen Verhältnis versagte: "Ich glaube, das ist es, wonach ich seither immer gesucht habe, diese Mischung aus Ausgeschlossensein und Begehren, die ich dort in diesem Zimmer erfuhr; der Schmerz des Ausgeschlossenseins und die Lust des Begehrens - manchmal glaube ich, es ist das Einzige, wonach ich je gesucht habe." Als Amerikaner in Sofia findet er es nun.

"What Belongs to You" heißt der Roman im Original - was den Übersetzer Daniel Schreiber und den Verlag vor die interessante Wahl gestellt hat, ob er als "Was dir gehört" oder eben "Was zu dir gehört" zu übertragen wäre. Mit der Entscheidung für die Zugehörigkeit wird die zurückhaltendere Variante gewählt; die auch in diesem Buch beschriebene körperliche Gier nach dem anderen Mann, eine regelrechte Einverleibung, tritt zurück hinter die passivere Haltung, die aber zugleich Unteilbarkeit für sich in Anspruch nimmt - ein Traum, der in den bulgarischen Jahren zerstört wird durch die Konfrontation mit einer doppelt anderen Lebenswirklichkeit: der des für den Ich-Erzähler rätselhaften Landes und der des schon in seiner Jugend zum Scheitern verdammten Mitko.

Das Buch erscheint jetzt bei Hanser Berlin, zwei Jahre nachdem es in den Vereinigten Staaten Aufsehen erregt hat. Der deutsche Verlag will damit an den vorjährigen Erfolg von Hanya Yanagiharas Roman "Ein wenig Leben" anknüpfen, der auch eine schwule Liebesgeschichte erzählt, allerdings über Jahrzehnte hinweg und geschrieben von einer Frau. Für den Umschlag der deutschen Ausgabe hat man eigens ein weiteres markantes Foto von Peter Hujar ausgewählt, nachdem dessen Coverabbildung bei Yanagiharas Buch geradezu stilbildend geworden ist. Doch viel größere inhaltliche wie stilistische Ähnlichkeiten bestehen zwischen Greenwell und dem jungen französischen Schriftsteller Édouard Louis. Dessen gleichfalls stark autobiographische Romane "Das Ende von Eddy" und "Im Herzen der Gewalt" erschienen in Amerika erst nach Greenwells Buch; in Deutschland dagegen kennen wir sie schon, und das wird die Rezeption von Greenwells Buch hierzulande berechtigt erschweren.

Nicht nur, dass beide Autoren dasselbe Thema haben - eine bis zur Grausamkeit gegen sich selbst geschärfte Reflexion über die eigene schwule Existenz -, ihre Erzähler machen auch die gleichen Erfahrungen, vor allem, was Louis' "Im Herzen der Gewalt" angeht, in dem sich ebenfalls eine spontan begonnene Liebschaft als traumatisches Erlebnis erweist, wenn auch im Falle des Franzosen schon nach einer Nacht, während die Desillusionierung bei Greenwell Jahre braucht. Beide wählen zudem eine ähnlich stark verinnerlichte Sprache, doch der Zugang zu Greenwells Geschichte wird erschwert durch den Exotismus ihres Schauplatzes: Wer kennte Bulgarien? Das im Buch beschriebene Fremdheitsgefühl ist somit eines, das seine Leser, homosexuell oder nicht, geradezu notgedrungen teilen, während das Faszinosum bei Louis in der präzisen Beschreibung einer anderen Existenzform unter denkbar vertrauten Bedingungen (Paris) besteht. Es ist übrigens das gleiche Faszinosum, das die Lektüre von Hanya Yanagiharas größtenteils in New York angesiedeltem Buch erzeugt, dort noch vermehrt durch die Tatsache, dass es sich um reine Imagination handelt, die dennoch glaubwürdig und mitreißend in einem Maße wirkt, wie es sich die Fürsprecher literarischer Authentizität (und damit auch Exklusivität) nicht hätten träumen lassen.

Mit Garth Greenwell (und auch bei Louis) sind wir dagegen in partizipativer Betrachtung auf vertrautem Terrain: schreiben, was man lebt. Das ist gewiss keine kleine Leistung, und "Was zu dir gehört" ist kein schlechter Roman. Aber wenn man jene Stellen nimmt, die das Aufblitzen von Gewalt zum Thema haben, oder jene, die sich dem Unverständnis der eigenen Familie widmen, dann kann man im Vergleich mit Édouard Louis' Büchern mustergültig Greenwells Manko an Intensität herausarbeiten.

Auch die Verschränkung der Erinnerungen mit dem aktuellen Geschehen erfolgt viel willkürlicher, viel mehr beschreibungsreizgesteuert als literarisch versiert. Und nicht zuletzt bleibt über die ganze Lektüre hinweg das schale Gefühl, dass es ein Kinderspiel für den Ich-Erzähler von "Was zu dir gehört" wäre, sich seiner Situation zu entziehen. Er ist einer, der die Befremdung sucht, aber die Rückversicherung einer Existenz als Amerikaner in Osteuropa hat, eines geistigen Vermögens als Intellektueller, eines materiellen Vermögens als Angestellter. All das also, was Mitko nie haben wird. Auch darüber wird reflektiert, aber es ist selbstverständlich, und Mitkos Existenz ist gerade alles andere als dies. Darum ist er auch die interessantere Figur, aber das hat Greenwells Ich-Erzähler nicht gemerkt. Der Autor selbst wohl auch nicht.

ANDREAS PLATTHAUS

Garth Greenwell:

"Was zu dir gehört". Roman.

Aus dem Englischen

von Daniel Schreiber.

Hanser Berlin Verlag,

Berlin 2018.

239 S., geb., 22,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensentin Karin Janker bewundert Garth Greenwells Debütroman für seine gelungene Gratwanderung zwischen Kitsch und wahrer Betroffenheit. Nahe geht ihr die Geschichte eines amerikanischen Expats, der in Sofia das schwule Leben im Untergrund kennenlernt, aufgrund der intensiven, sprachlich kontrollierten Darstellung von Begehren, Sex und Macht, Ohnmacht und Schuld. Dass die psychologisch präzise Analyse der Verbindung von schwulem Begehren, Scham und Schande nie in Larmoyanz abgleitet, rechnet sie Greenwell hoch an.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Greenwell wurde mit James Baldwin und Alan Hollinghurst, mit Virginia Woolf und W.G. Sebald verglichen, und immer wieder heißt es: 'Der große schwule Roman unserer Zeit'." Hannah Lühmann, Welt am Sonntag, 28.01.18

"In 'Was zu dir gehört' wird der alte Mythos der verzehrenden Lust auf kunstvolle Weise aktualisiert. [...] Die Körperlichkeit der Beziehung zwischen Mitko und dem Erzähler ist so intensiv inszeniert wie es sonst fast nur Filmen gelingt [...]. Es ist Garth Greenwells erster Roman, trotzdem hat er seine Sprache vollkommen unter Kontrolle. Obwohl in dieser Geschichte Exotik und Erotik zusammentreffen, gleitet sie nie ins Naheliegende, ins Schwülstige oder Kitschige ab." Karin Janker, Süddeutsche Zeitung, 21.03.2018

"Ein Thriller ist dieses Buch in dem Sinn, dass latet etwas in der Luft liegt. Eine Gefahr, etwas Unangenehmes, das gleich über die Figuren hereinbrechen könnte ... Die Gewalt zieht sich wie eine Ahnung durch das Buch, da war was, da ist was, da wird noch was kommen." Xaver von Cranach, Literaturspiegel, 27.01.18

"Ein Debütroman von solcher Wucht und Größe ist eine Seltenheit im mit Büchern überfüllten Literaturbetrieb: Mit seinem Debüt 'Was zu dir gehört' ist dem amerikanischen Schriftsteller Garth Greenwell ein großer Roman über das Menschsein und dessen Verwerfungen gelungen." Katja Engler, Hamburger Abendblatt, 06.03.2018

"Gleich in seinem ersten Buch überzeugt Greenwell von der ersten bis zur letzten Seite. Er hat ein tiefgründiges Werk geschaffen über falsche Schamgefühle, Einsamkeit und was es heißt, verliebt zu sein. [...] Das schaffen nur die größten Romanciers. [...] Daniel Schreiber hat das alles meisterhaft ins Deutsche übertragen." Schayan Riaz, Berliner Zeitung, 16.03.2018

"Greenwell gelingt es, seine Geschichte auf betörende Weise zu erzählen." Katharina Schmitz, der Freitag, 25.01.2018

"'Was zu dir gehört' ist erstklassige Literatur darüber, welch kompliziert verschaltete Wesen wir doch sind, mit Wunden, die die Zeit zurzeit nicht heilt." Stefan Hochgesand, taz, 7./8. April 2018

",Was zu dir gehört' ist nicht nur eine traurige Liebesgeschichte, sondern auch ein sehr poetisches Buch über Grenzen in Beziehungen und die seltenen Momente, in denen diese überschritten werden. Jutta Sommerbauer, Presse am Sonntag, 11.02.2018

"Großartiges Debüt. Die erste unschuldige Nacht, die der Ich-Erzähler mit einem Freund verbringt, gehört zu den anrührendsten Coming-of-Age-Momenten überhaupt. Herzzerreißend!" Silvia Feist, emotion, 03/2018

"Eine Ballade sexueller Abhängigkeit mit dem Kaliber zu Mehr." Ute Büsing, rbb Inforadio, 25.02.2018

"So wie in diesen romantischen Schicksalsdramen muss man sich die langen, in großen lyrischen Bögen dahinfließenden Sätze von Garth Greenwells Prosa orchestriert denken: dolce e molto appassionato - sanft und sehr leidenschaftlich." Rolf Spinnler, Stuttgarter Nachrichten/Stuttgarter Zeitung, 28.02.2018

"Auch wenn der 1978 geborene Greenwell thematisch einen Pfad beschreitet, den vor ihm schon viele gegangen sind [...], so tut er dies doch mit einer ungeheuren literarischen Eleganz. Ob für die Parallelwelt der Toiletten unter dem Kulturpalast oder den Austausch mit seinen Schwestern - seine Beschreibungen sind üppig und intensiv wie Gedichte." Axel Hill, Kölnische Rundschau, 02.03.2018

"Beim Lesen ist zu spüren, dass es ein autobiografisch geprägter Roman ist. In einer introvertierten Sprache reflektiert der Autor seine durch sein Schwulsein geprägte Welt, die Gewalt und das ihm begegnende Unverständnis. Sehr intensiv und ehrlich. Hat mich einfach überzeugt!" Jörg Petzold, Flux FM, 19.02.2018

"Wie Greenwell diese erotischen Spannungen detailliert in langen durchkomponierten Sätzen schildert und dabei jede Faser der Empfindungen erkundet, verleiht dieser Prosa einen nachhaltig fesselnden Ton (und wurde von Daniel Schreiber nicht minder elegant übersetzt). Wie eindringlich und lebendig der 39-jährige Greenwell über schwulen Sex und Begehren schreibt, dürfte ziemlich einmalig sein." Axel Schock, Siegessäule, 02/2018

"Greenwell erzählt von dieser Amour fou direkt, ehrlich, schonungslos und trotzdem poetisch. Die in ihrer Schlichtheit grandiosen Schilderungen von Schauplätzen und Naturerscheinungen spiegeln die inneren Widersprüche des Erzählers und verstärken auf symbolische Weise die flirrend-spannungsvolle Atmosphäre aus Scham, Begehren, Lust und unterschwelliger Aggression. Ein großartiges, berührendes, in seiner Hoffnungslosigkeit aber auch sehr trauriges Buch." Isa Schikorsky, Lesart, 1/2018

"Was dieses Buch so spannend macht, ist, dass der Ich-Erzähler sich permanent selbst reflektiert. Wichtig ist, was in den Menschen passiert. Ein Roman, der viel mit Rückblenden arbeitet - er versucht eigentlich herauszufinden, wie bin ich der geworden, der ich eigentlich bin? - und das ist unglaublich spannend. Extrem kreativ formuliert. Das hat mir große Freude gemacht beim Lesen." Siglinde Geisel, SRF 2 Kultur, 29.03.2018

"'Was zu dir gehört' ist ein eindringliches Buch über die Zweischneidigkeit von Begehren, die Unmöglichkeit von Erlösung und die Macht von Scham, Schuldgefühlen und Sehnsucht, die oft mit Liebe einhergehen. Es ist voller Mitgefühl, und seine Sprache ist so schön und rein wie Poesie." Hanya Yanagihara
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