Als Erbe einer alten japanischen Familie ist Kenji Takahashi seinen Eltern Gehorsam schuldig, so will es die Tradition. Deshalb lässt er sich zur Scheidung drängen, als seine Ehe kinderlos bleibt - und erfährt wenig später, dass er selbst unfruchtbar ist. Zutiefst verstört zieht er nach Tokio, vergräbt sich in seine Arbeit. Ein einziger Mensch zählt noch für ihn: seine Amme Sono, die ihm in der Kindheit, fast gegen den Widerstand der Eltern, alle Liebe zuteil werden ließ, die er seither bitter vermisst. Die Bekanntschaft mit der sensiblen Mariko, die einen unehelichen Sohn hat, fällt wie ein Lichtstrahl in Kenjis erstarrtes Leben. Er heiratet sie, auch wenn dies den endgültigen Bruch mit seinen Eltern bedeutet, die eine Frau von "zweifelhafter Herkunft" nicht akzeptieren. Erst spät, nachdem er aus Krieg und Gefangenschaft zurückgekehrt ist, erfährt Kenji durch einen Zufall von der Lebenslüge seiner Eltern und dem Geheimnis seiner eigenen Herkunft.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Einen "kleinen, aber beherzten Roman" hat Aki Shimazaki geschrieben, meint Rezensent Burkhard Müller. Die japanische Autorin erzählt auf gerade einmal 117 Seiten den "ganzen Lebenslauf" eines jungen Mannes, der sich gegen die Zwänge des japanischen Adels der 30-er Jahre auflehnt. Der Gipfel der Revolte ist erreicht, als sich der Protagonist von seiner Familie lossagt und damit einen "mutmaßlich unerhörten Schritt wagt". Gefühle werden dem Leser jedoch nur versteckt präsentiert, weiß der Kritiker. Und so könne man nur ahnen, "mit welcher Entschiedenheit" Shimazaki die Themen Tradition, Schuld und Neubeginn verhandelt. Auch Shimazakis Sprache werde dem Leser zunächst in ihrer "Sprödheit" fremd vorkommen, in die man sich langsam "einlesen" müsse. Dann jedoch erwarte einen ein Buch, das bei allem "Lakonismus des Sprechens" genug Raum bietet für die "Erstarrung" einer Familie, aber auch das "große Glück", das im Aufbegehren liegt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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