Ohne Wasser gibt es kein Leben. Wo das Wasser herkommt, wie es genutzt, verteilt und verschwendet wird, davon erzählt
Ed Burtynskys neuer, lang erwarteter Bildband WATER. Er zeigt abgelegene Quellen, beeindruckende antike Stufenbrunnen,
Menschenmassen beim rituellen Bad, die Verwandlung von Wüsten in von Wasserwegen durchzogene Städte, vom Austrocknen bedrohte Landschaften des amerikanischen Südwestens. Er erkundet die Infrastrukturen der Wasserwirtschaft: die riesigen Staudämme und Reis-Terrassen in China, die ausgedehnten Bewässerungssysteme der amerikanischen
Kornkammer, Aquakulturen und Wasserparks. Burtynskys Farbfotografien sind poetisch und dabei eminent politisch: Sie führen uns deutlich vor Augen, zu welcher Blüte unsere
Zivilisation durch Wasser gelangt ist, aber auch wie sehr unsere Zukunft von unserem Umgang mit dieser immer knapper werdenden Ressource abhängt.
Ed Burtynskys neuer, lang erwarteter Bildband WATER. Er zeigt abgelegene Quellen, beeindruckende antike Stufenbrunnen,
Menschenmassen beim rituellen Bad, die Verwandlung von Wüsten in von Wasserwegen durchzogene Städte, vom Austrocknen bedrohte Landschaften des amerikanischen Südwestens. Er erkundet die Infrastrukturen der Wasserwirtschaft: die riesigen Staudämme und Reis-Terrassen in China, die ausgedehnten Bewässerungssysteme der amerikanischen
Kornkammer, Aquakulturen und Wasserparks. Burtynskys Farbfotografien sind poetisch und dabei eminent politisch: Sie führen uns deutlich vor Augen, zu welcher Blüte unsere
Zivilisation durch Wasser gelangt ist, aber auch wie sehr unsere Zukunft von unserem Umgang mit dieser immer knapper werdenden Ressource abhängt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.12.2013Wunderschöne Wunden
Nur die größten Themen sind gut genug für den kanadischen Fotokünstler Edward Burtynsky: China etwa, Öl - oder jetzt Wasser. Was noch lange nicht heißt, dass auf jeder Seite seines großartigen Bildbands Wasser zu sehen ist. Denn Burtynskys Thema sind "manufactured landscapes", wie er sie nennt, also von Menschen gemachte Landschaften. Und wenn Flüsse umgelenkt werden oder deren Wasser vollständig aufgebraucht wird, wie es seit vierzig Jahren beim Colorado der Fall ist, weshalb dessen ursprüngliches Delta heute nur noch Wüste ist, dann zeigt Burtynsky gerne auch einmal, was die Abwesenheit von Wasser bedeutet. Oder er zeigt Staubecken, noch leer, so groß, dass eine ganze Stadt Platz darin hätte. Oder bewässerte Plantagen im Süden Kaliforniens, die aussehen wie grüne Teppiche, ausgerollt in einer ansonsten staubtrockenen Gegend. Dass dergleichen seinen Preis hat, das ahnt man wohl - aber darüber hüllt Burtynsky sich in Schweigen. Er ist kein Fotoreporter. Und er ist kein Umweltaktivist. Er ist Künstler. Und so bleibt einem angesichts seiner technisch brillanten und perfekt komponierten Bilder zunächst einmal vor Staunen der Mund offen. Dass sich hinter dieser Schönheit, die aus Äckern grafische Muster macht, die Trockenlandfarmen aussehen lässt wie Scherenschnitte und die tausend Jahre alten Treppen in Indien, die hinunter zu Quellen führen, wie riesige Skulpturen der Land Art, dass sich hinter dieser schon schmerzenden Schönheit ein Abgrund öffnet, erschließt sich beim Betrachten der Bilder und beim Blättern im Buch erst allmählich. Immer beklemmender aber schwingt dann ein Moment der Bedrohung mit - durch soziales Ungleichgewicht hier, durch die endgültige Zerstörung der Natur dort. Es ist, als lupfe das Desaster wie zum Gruß schon einmal den Hut.
F.L.
"Water" von Edward Burtynsky. Steidl Verlag, Göttingen 2013. 228 Seiten, zahlreiche Farbfotografien. Gebunden, 98 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Nur die größten Themen sind gut genug für den kanadischen Fotokünstler Edward Burtynsky: China etwa, Öl - oder jetzt Wasser. Was noch lange nicht heißt, dass auf jeder Seite seines großartigen Bildbands Wasser zu sehen ist. Denn Burtynskys Thema sind "manufactured landscapes", wie er sie nennt, also von Menschen gemachte Landschaften. Und wenn Flüsse umgelenkt werden oder deren Wasser vollständig aufgebraucht wird, wie es seit vierzig Jahren beim Colorado der Fall ist, weshalb dessen ursprüngliches Delta heute nur noch Wüste ist, dann zeigt Burtynsky gerne auch einmal, was die Abwesenheit von Wasser bedeutet. Oder er zeigt Staubecken, noch leer, so groß, dass eine ganze Stadt Platz darin hätte. Oder bewässerte Plantagen im Süden Kaliforniens, die aussehen wie grüne Teppiche, ausgerollt in einer ansonsten staubtrockenen Gegend. Dass dergleichen seinen Preis hat, das ahnt man wohl - aber darüber hüllt Burtynsky sich in Schweigen. Er ist kein Fotoreporter. Und er ist kein Umweltaktivist. Er ist Künstler. Und so bleibt einem angesichts seiner technisch brillanten und perfekt komponierten Bilder zunächst einmal vor Staunen der Mund offen. Dass sich hinter dieser Schönheit, die aus Äckern grafische Muster macht, die Trockenlandfarmen aussehen lässt wie Scherenschnitte und die tausend Jahre alten Treppen in Indien, die hinunter zu Quellen führen, wie riesige Skulpturen der Land Art, dass sich hinter dieser schon schmerzenden Schönheit ein Abgrund öffnet, erschließt sich beim Betrachten der Bilder und beim Blättern im Buch erst allmählich. Immer beklemmender aber schwingt dann ein Moment der Bedrohung mit - durch soziales Ungleichgewicht hier, durch die endgültige Zerstörung der Natur dort. Es ist, als lupfe das Desaster wie zum Gruß schon einmal den Hut.
F.L.
"Water" von Edward Burtynsky. Steidl Verlag, Göttingen 2013. 228 Seiten, zahlreiche Farbfotografien. Gebunden, 98 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main