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Bisher ist es Joe Watson gutgegangen im Leben: Er hat eine schöne Frau, wohlgeratene Kinder, eine Stelle als hochspezialisierter Anwalt für Copyright-Angelegenheiten bei der besten Kanzlei von St. Louis. Doch dann bekommt er, der Computercrack, der noch nie einen Fall vor Gericht vertreten hat, einen Pflichtfall aufgebrummt. Er soll einen Mann verteidigen, der einen Mord begangen hat - aus angeblich rassistischen Motiven. Watsons Chefs sind nicht begeistert, seine Frau noch weniger. Und plötzlich beginnen alle Sicherheiten in Watsons Leben wegzubröckeln...

Produktbeschreibung
Bisher ist es Joe Watson gutgegangen im Leben: Er hat eine schöne Frau, wohlgeratene Kinder, eine Stelle als hochspezialisierter Anwalt für Copyright-Angelegenheiten bei der besten Kanzlei von St. Louis. Doch dann bekommt er, der Computercrack, der noch nie einen Fall vor Gericht vertreten hat, einen Pflichtfall aufgebrummt. Er soll einen Mann verteidigen, der einen Mord begangen hat - aus angeblich rassistischen Motiven. Watsons Chefs sind nicht begeistert, seine Frau noch weniger. Und plötzlich beginnen alle Sicherheiten in Watsons Leben wegzubröckeln...
Autorenporträt
Richard Dooling wurde 1955 in Omaha geboren. Nach dem Studium der englischen Literatur arbeitete er als Beatmungstechniker auf einer Intensivstation, studierte dann Jura und wurde Anwalt in St. Louis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.07.2000

Venus mit Hirn
Richard Dooling geht ins Labor Von Hans-Ulrich Treichel

Wenn ein Weißer einen Farbigen ermordet, dann tun sich unerwartete juristische Probleme auf. Wenn dieser Farbige noch ein Verhältnis mit der Ehefrau des Täters hat und in flagranti ermordet wird, fängt die Sache an, schwierig zu werden. Noch schwieriger wird es, wenn es sich bei dem Farbigen um einen Gehörlosen handelt und der Täter mit rassistischen Parolen tätowiert ist. Doch muss die Ermordung eines behinderten Farbigen durch einen weißen Rassisten nicht unbedingt eine Tat aus rassistischem Motiv sein. Auch nicht, wenn dieser Rassist rassistische Sprüche auf seinem Leib trägt. Ein Rassist kann aus nichtrassistischen Motiven morden, vor allem, wenn der behinderte Farbige ein Geldfälscher ist, der Falschgeld für rechte rassistische Milizen produziert - ungeachtet seiner Hautfarbe. Dass Letzterer einem Komplott seiner weißen Geliebten zum Opfer gefallen sein könnte, weil diese ihren rassistischen und ehebrecherischen Gatten zum Mörder machen und hinter Gitter bringen möchte, verwirrt die Lage noch mehr.

Verstrickungen über Verstrickungen also, die der Anwalt Watson nur langsam durchschaut, so dass er sich erst einmal blauäugig vornimmt, den Täter Whitlow von dem Vorwurf zu befreien, eine rassistische Hasstat begangen zu haben statt eines ganz gewöhnlichen Totschlags. Man kann sich denken, dass Watsons Bemühungen, aus einem strafverschärfenden hate crime ein normales Verbrechen zu machen, nicht populär im liberalen Mittelklassemilieu sind, und so wundert es nicht, dass sein Einsatz das Familienleben ruiniert und den Job in der Anwaltskanzlei kostet. Den Fall Whitlow behält er, und dieser bringt ihm nicht nur Verluste, sondern auch das Verhältnis zu einer mit Tätergutachten befassten Neurologin und "Gehirnwissenschaftlerin" namens Dr. Rachel Palmquist ein, was dem Helden Gelegenheit zu eher seltenen Formen sexuellen Erlebens gibt und dem Autor ermöglicht, alle Register seiner Erzählkunst zu ziehen.

Wohl hätte der 1954 in Omaha, Nebraska geborene und als Jurist ausgebildete Richard Dooling seine Geschichte auch als gewöhnlichen Justizroman schreiben können. Doch der Autor liefert mehr: eine forciert erzählte Gesellschaftssatire, die mit den Mitteln des Genreromans nicht nur diesen selbst, sondern auch das juristisch verästelte Gerechtigkeitsstreben in einer Konkurrenz- und Ausgrenzungsgesellschaft aufs Korn nimmt.

Watson ist Technik- und Computerfan, Technology-Talk-süchtig und Laptop-Erotiker, der auch im Liebesspiel mit seiner Frau die innere "Pause/Weiter-Taste" bedient. Sein Wunsch, die zuerst kühle Dr. Palmquist näher kennen zu lernen, vermittelt sich ihm DOS-sprachlich als "unwiderstehlicher Drang, die Config.Sys-Datei ihrer Persönlichkeit zu öffnen, die Zeile, die ihre nicht zu erschütternde Indifferenz verursachte, auszuREMen und sie dann neu zu booten". Frau Dr. Palmquist ist übrigens neurologiebesessen und mit einem "Faible für Affensex und Neuromasturbation" ausgestattet.

Doolings erzählerische Hauptfähigkeit besteht darin, seine Figuren durch computertechnische, neurologische und juridische Diskurse zu jagen, die dem gewöhnlichen Leser wie Wahnsysteme mit hohem Unterhaltungswert erscheinen und, falls der Autor uns keine pseudowissenschaftlichen Fallen gestellt hat, belehrend sind. Nicht zur Nachahmung empfohlen, aber sicher ein Höhepunkt des sexuell-neurophysiologischen Diskurses ist die erste erotische Aktivität zwischen Watson und seiner "Hirn-Venus". Wobei es sich hierbei nicht um einen Liebesakt, sondern um eine Verführung im Primatenlabor mithilfe diversen technischen Geräts und mit günstigem Endergebnis handelt.

Dr. Palmquist ist es auch, die Watsons Verteidigungsstrategie neurowissenschaftlich unterstützt. Denn Watsons Strategie ist es, Whitlow als einen behinderten, genauer: "hassbehinderten" Mitbürger darzustellen, der nicht bestraft, sondern dem geholfen werden muss. Dr. Palmquist entdeckt eine Zyste in Whitlows Hirn, die für seinen Rassenhass verantwortlich sein könnte. Natürlich wird aus dem schließlich operierten und zystenfreien Whitlow kein Menschenfreund. Zystenentfernung ist eben kein probates Mittel, den Hass aus der Gesellschaft zu entfernen - Hate-crime-Gesetzgebung, die mit der Tat auch den mit ihr verbundenen Affekt bestrafen möchte, aber ebenso wenig, wenn wir Dooling folgen. Zwingt der Hasstat-Vorwurf doch zur gutachterlichen Bewertung von Emotionen sowie der individuellen Steuerungsfähigkeit und wirft immer neu das moralphilosophische Problem auf, dass der Mensch moralisches Subjekt ist, aber auch neurophysiologisches Funktionieren. Was können wir schon für unsere Neuronen. Auch Dooling weiß keinen Ausweg aus diesem Dilemma. Stellt es uns aber in den schillerndsten und bisweilen bizarrsten Varianten dar.

Richard Dooling: "Watsons Brainstorm". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Giovanni und Ditte Bandini. Paul Zsolnay Verlag, Wien 1999. 552 S., geb., 45,- DM.

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"Richard Dooling hat nicht nur einen trickreichen und furiosen Krimi geschrieben, er hat auch ein ziemlich vollständiges und intelligentes Kompendium des modernen Amerika geliefert. Und ist dabei auch noch ziemlich witzig." Claes Cloppenburg im 'Spiegel' "Ein Grisham für denkende Menschen." New York Times

"Der Autor [zieht] alle Register seiner Erzählkunst. Wohl hätte Dooling seine Geschichte auch als gewöhnlichen Justizroman schreiben können. Doch der Autor liefert mehr: eine forciert erzählte Gesellschaftssatire, die mit den Mitteln des Genreromans nicht nur diesen selbst, sondern auch das juristisch verästelte Gerechtigkeitsstreben in einer Konkurrenz- und Ausgrenzungsgesellschaft aufs Korn nimmt." Hans-Ulrich Treichel in der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung'

"Ein Krimi, der sofort den Wunsch nach Untersuchungshaft weckt: damit man ihn in Ruhe in einem Rutsch zu Ende lesen kann." Stuttgarter Zeitung
"Ein Krimi, der sofort den Wunsch nach Untersuchungshaft weckt: damit man ihn in Ruhe in einem Rutsch zu Ende lesen kann." (Stuttgarter Zeitung)