"Wir segelten weiter durch die Salomonen, hielten in Buchten mit weißem Sand und strohgedeckten Pfahlhütten über türkisfarbenen Lagunen. (...)
Ich lebte in einer außergewöhnlichen Welt, doch ich ignorierte sie weitgehend und verschanzte mich lieber zum Lernen (...)" (Zitat S. 277,
verkürzt)
Das Buch basiert auf den wahren (Kindheits-)Erlebnissen der Suzanne Heywood an Bord eines…mehr"Wir segelten weiter durch die Salomonen, hielten in Buchten mit weißem Sand und strohgedeckten Pfahlhütten über türkisfarbenen Lagunen. (...)
Ich lebte in einer außergewöhnlichen Welt, doch ich ignorierte sie weitgehend und verschanzte mich lieber zum Lernen (...)" (Zitat S. 277, verkürzt)
Das Buch basiert auf den wahren (Kindheits-)Erlebnissen der Suzanne Heywood an Bord eines Segelschiffes. Auf der Innenseite des Covers ist eine interessante farbliche Darstellung des Schiffsinnern abgebildet, in der Mitte des Buches finden sich zudem einige Fotos aus dem privaten Album der Autorin.
Jedem Kapitel sind Zeiträume, Orte/Länder/Inseln sowie eine Skizze der Route vorangestellt. Damit kann die beeindruckende Reise der Familie nachvollzogen werden.
1975. Suzanne war gerade sieben Jahre alt, als ihr Vater beschloss das bisherige Familienleben in Plymouth, England, hinter sich zu lassen, den Besitz zu veräußern, ein Segelboot zu kaufen und mit der Familie auf den Spuren von Captain James Cook mit der "Wavewalker" um die Welt zu reisen.
Zusammen mit ihren Bruder musste sie ihr vertrautes Heim, ihre beste Freundin und ihren Hund verlassen, um fortan mit ihren Eltern und ihrem ein Jahr jüngeren Bruder Jon auf einem Schiff zu leben.
Dort wurden die Geschwister zeitweise von ihrer Mutter, einer Lehrerin, in Englisch und Mathematik unterrichtet.
Aus den ursprünglich geplanten drei Jahren wurden schließlich zehn Jahre, bis Suzanne sich endlich von ihren Eltern lösen und zurück nach England reisen konnte. Dort folgte sie ihren eigenen Träumen und begann ein Studium der Zoologie.
Beim Lesen kam ich nicht umhin, Suzanne um die zahlreichen wunderschönen Orte, die sie gesehen hat, zu beneiden. Sie hat in ihrer Kindheit mehr von der Welt gesehen, als wohl die meisten Erwachsenen in ihrem ganzen Leben jemals erblicken werden. Sie konnte ferne Orte sowie fremde Kulturen kennenlernen und faszinierende Meeresbewohner aus nächster Nähe beobachten. Sie hat ganze 47.000 Seemeilen auf der "Wavewalker" zurückgelegt, was einer zweifachen Umrundung der Erde entspricht. Sie war u.a. in Brasilien, Südafrika, Australien, Neuseeland, Ozeanien.
Auf den Spuren des James Cook zu reisen, bedeutete allerdings auch entgegen dem Wind zu segeln. So kamen sie mitten im Indischen Ozean in einen gewaltigen Sturm, bei dem das Schiff stark beschädigt, ihr Vater von Bord ging und Sue schwer verletzt wurde. Nur knapp fanden sie schließlich völlig entkräftet auf einer kleinen Insel Rettung und das Mädchen musste sich dort vom einzigen Inselarzt mehreren Operationen (ohne Betäubung) am Kopf unterziehen. Dieses dramatische Ereignis hat Sue - verständlicherweise - stark zugesetzt und sie auch Jahre danach noch belastet, da es von den Eltern totgeschwiegen wurde.
Sie musste sich dem Segeltraum ihrer Eltern beugen, der für sie zunehmend zum Alptraum geworden ist. Sie hat die meiste Zeit auf hoher See verbracht, mit ständig wechselnder Besatzung, ohne die Möglichkeit Freunde zu treffen. Einfache Dinge des täglichen Lebens wurden dabei zur Herausforderung. Die Familie hatte nur begrenzt Frischwasser zur Verfügung und oft, in den weiten Etappen bis zum nächsten Anlegen am Festland, irgendwann kein Essen mehr - abgesehen von den immer gleichen Konserven. Auch am Festland musste sie helfen das Boot instandzuhalten und konnte kaum eine Schule besuchen. Sie entwickelte allerdings einen bewundernswert großen Ehrgeiz und ihre Eltern ermöglichten den Kindern Fernkurse an einer australischen Schule zu belegen.
Bei all den faszinierenden Orten/Länder/Inseln, die Suzanne zu sehen bekam, darf nicht verkannt werden, dass sie sich den Wünschen ihrer Eltern unterordnen musste. Sie hätte ein "normales" Leben mit planbaren Abläufen, Schule, Freunde treffen etc. bevorzugt. Als sie sich als Teenagerin endlich überwindet ihren Eltern mitzuteilen, dass sie gerne auf ein Internat gehen möchte, um zu lernen und Freundschaften zu schließen, wurde ihr entgegnet, dass diese Entscheidung nicht bei ihr läge.
Ihre Mutter zeigte oft nur wenig Empathie für ihre Tochter. Der Vater legte die Route fest und hatte immer neue Ideen, um Geld zu verdienen. Nur selten bezog er die Kinder in seine Planung ein.
Das Verhältnis zu den Eltern, besonders zur Mutter, blieb auch als Erwachsene angespannt. Ihr Bruder Jon kam mit den Bedingungen auf dem Schiff besser zurecht und wurde als Junge von den Eltern oft bevorzugt behandelt.
Trotz allem war die "Wavewalker" für Suzanne das einzige richtige Zuhause, so dass sie sich nach Beendigung der Segelreise ihrer Eltern auf die Suche nach dem Schiff begibt, wohl auch um mit den Erlebnissen ihrer Kindheit (endlich) abschließen zu können.
Fazit:
Suzanne Heywood Biographie ist faszinierend, höchst beeindruckend und dramatisch zugleich. Ein Buch, welches ich so schnell nicht wieder vergessen werde und bei dem ich auf eine Verfilmung hoffe!