Wir pokern um den Euro. Wir retten Banken. Wir gehen in Frühpension. Wir sparen bei der Bildung. Wir haben Ansprüche. Wir schauen auf uns. Und sie werden ein Leben lang für alles zahlen müssen: Sie sind heute 15 Jahre alt oder auch schon 22; sie haben einen großen Teil ihres Lebens in Klassenzimmern verbracht, die seit einem Vierteljahrhundert nicht ausgemalt wurden; manche von ihnen finden eine Lehrstelle, manche sind arbeitslos, andere sitzen noch ein paar Jahre länger in armseligen Klassenräumen; sie haben kaum Vertrauen in die Politik; sie wollen mit der Kirche nichts mehr zu tun haben oder suchen im Koran nach Halt. Jedenfalls spielen sie dauernd mit dem Smartphone. Wer aber sind sie? Woher kommen sie? Wovon träumen sie? Was fürchten sie? Was wollen sie werden? Wer möchten sie sein? Was bewegt Österreichs Jugendliche? In einem Team von Neugierigen bin ich unterwegs, um das herauszufinden. Wir fragen Jugendliche, wie sie leben, was sie essen, woher ihre Eltern kommen. Und sie berichten. Sie beschreiben ihren familiären Hintergrund, sie erzählen von ihren Ängsten und von ihren Träumen. Sie berichten, wie sie geworden sind, was sie sind. Sie beschreiben sich. In ihren eigenen Worten. Mit ihrem eigenen Fokus. Sie berichten dabei aus einem neuen Österreich. Aus einem Österreich, das so interkulturell geprägt ist, dass sich viele Ältere keinen Begriff davon machen. Aus einem Österreich, das mitunter sehr anders aussieht und funktioniert als jenes Österreich, das ihre Eltern bewohnen. Sie berichten also – um die Sache nur ein kleines bisschen zu überhöhen – aus unserer Zukunft. Unsere Kinder wachsen in einem Land auf, das mir als Kind sehr fremd gewesen wäre. Ihre Welt ist offener und internationaler und vernetzter, als meine es dazumals war. Ihre Wahrnehmung ihres Alltags könnte man „postmigrantisch“ nennen. Die Frage, ob Österreich ein Einwanderungsland ist, stellt sich dieser Generation nicht mehr.