'There are times, though, that no matter how much food I eat, I find the food does nothing for me, like I am hungry for my country and nothing is going to fix that'
This is the story of Darling, uprooted from her family home by paramilitary police, and living in a Zimbabwean shanty called Paradise. Despite the turmoil, she revels in mischief and adventures with her friends, like stealing guavas from the rich neighbourhood, and singing Lady Gaga at the top of her voice.
But when Darling has a chance to forge a different life in America, she realises that this new paradise brings its own set of challenges. In We Need New Names a spirited girl grows into a powerful observer of global identity.
Meet ten of literature's most iconic heroines, jacketed in bold portraits by female photographers from around the world.
This is the story of Darling, uprooted from her family home by paramilitary police, and living in a Zimbabwean shanty called Paradise. Despite the turmoil, she revels in mischief and adventures with her friends, like stealing guavas from the rich neighbourhood, and singing Lady Gaga at the top of her voice.
But when Darling has a chance to forge a different life in America, she realises that this new paradise brings its own set of challenges. In We Need New Names a spirited girl grows into a powerful observer of global identity.
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We Need New Names is a "before" and "after" kind of novel, the kind that marks a new beginning, a new shift in the African literary tradition . . . To me, it is a complete novel in terms of aesthetics and politics Mukoma Wa Ngugi The Rise of the African Novel
Süddeutsche ZeitungDarling und
Makubongwe
NoViolet Bulawayos Roman
„Wir brauchen neue Namen“
„Wir brauchen neue Namen, damit wir alles richtig machen“, sagt das eine Kind zum anderen, und dann werden sie zu Dr. Bullet und zu Dr. Roz aus der TV-Serie „Emergency Room“. Die beiden Kinder spielen Operation, und was wegoperiert werden soll, ist der Schwangerschaftsbauch eines dritten Mädchens. Das Problem: Die Elfjährige ist wirklich schwanger, aber das ist nur eines der vielen Übel im Slum der ungenannten afrikanischen Stadt. Darling, Shbo, Chipo, Bastard, Stina oder Godknows heißen die Kinder in NoViolet Bulawayos Debütroman „Wir brauchen neue Namen“, die Erwachsenen heißen Vodloza, Bornfree, MotherLove oder Makubongwe.
Eine Mixtur aus afrikanischem und englischem Vokabular also, aus Neuschöpfungen, Übernahmen, Beschwörungen und guten Wünschen. Dass die neuen Namen weder rein amerikanisch noch rein afrikanisch sein können, dass es sowieso nicht um Reinheit, sondern um etwas ganz anderes, tatsächlich Neues geht, das wird schnell klar in dieser furiosen Geschichte über Identität und Sprache.
Die Kinder, die sich zu einer Straßengang zusammengeschlossen haben, laufen immer wieder aus ihrer Wellblechhüttenwelt mit dem perfiden Namen Paradise davon, um in den reicheren Gegenden der Stadt nach Essbarem zu suchen. Meistens plündern sie Guavenbäume, obwohl die kernreichen Früchte zu schmerzhaft hartem Stuhlgang führen. Darling, die Icherzählerin, berichtet voller Verve von solchen Beutezügen. Nach dem Guavenklau allerdings entdecken sie eine von einem Ast baumelnde Frauenleiche und stehlen deren Schuhe.
Wer nun fürchtet, dass man es in diesem Roman mit einer Serie von Elendsklischees zu tun hat, liegt falsch. Nicht nur, dass diese Welt auch Schönes zu bieten hat, das Werbeschild eines Zauberers etwa, der „alle sorgenhaften Sachen wieder hinkriegt“, von „Behextheit“ über „kleine Penisse“ bis zum „Pech mit Visas besonders nach USA und Britannien“. Vor allem zielt die Drastik der Erzählerin nicht auf tränenselige Betroffenheit. Bulawayos Chronistin ist abgebrüht und empfindsam zugleich, aus diesem Kontrast erwächst die Sprachgewalt des Romans. Was auch der Übersetzerin Miriam Mandelkow zu verdanken ist, die einen ruppig-phantasievollen Slang für die Darlingperspektive erfunden hat.
NoViolet Bulawayo wurde 1981 in Simbabwe geboren und heißt eigentlich Elizabeth Tshele; ihr jetziger Vorname erinnert an ihre Mutter Violet, das „No“ bedeutet „mit“, wie sie in einem Interview mit dem britischen Guardian erklärt. In Bulawayo, der zweitgrößten Stadt im Südwesten Simbabwes, ist sie aufgewachsen; mit 18 Jahren zog sie zum Studium in die USA. Für ihre Erzählung „Hitting Budapest“ (2010) erhielt sie 2011 den Caine Prize for African Writing. Im vergangenen Jahr stand ihr Debütroman auf der Shortlist des Man Booker Preises, als erster Roman einer Autorin aus Simbabwe.
Das Land des Romans, in dem Armut und Gewalt zum Alltag gehören, ist Simbabwe, was sich nicht zuletzt durch den Hinweis auf das koloniale „Scheißrhodesien“ erschließt. Die Kinder spielen ein Länderspiel, bei dem keiner „ein so lumpiges Land“ wie das eigene vertreten will – alles wollen die USA, Großbritannien oder Frankreich sein, und alle wollen raus aus dem Elend. Einmal beobachten sie eine Meute, die „Afrika den Afrikanern“ brüllt und das Haus eines weißen Ehepaars plündert. Darling und ihre Freunde inspizieren anschließend die verwüsteten Räume und entdecken Fotos aus dem alten Südrhodesien – doch genauso gewalttätig wie die Kolonialvergangenheit scheint die kurze Geschichte der Unabhängigkeit, von der die verbitterten Erwachsenen sprechen. Wenn sie nicht gestorben sind: als Arbeitsmigranten in Südafrika, an Aids oder ermordet von Regierungsanhängern, die jeden Wandel verhindern.
Später, als Darling tatsächlich in den Vereinigten Staaten bei einer Tante gelandet ist, wird sie ihre Heimat trotz allem so sehr vermissen, dass es ihr die Sprache verschlägt, wenn jemand von zuhause anruft. Der zweite Teil des Romans, der im Land der vollen Kühlschränke spielt, fällt etwas weniger mitreißend aus als der erste, was auch daran liegen mag, dass man es mit der bekannteren Misere zu tun hat. Die Einwanderer schuften sich krumm, in der Hoffnung, dass der amerikanische Traum auch für sie gilt; und Darling gerät in die typischen Teenager-Underdog-Höllenkreise aus Shopping Malls, Pornos und schlechten Schulen. Das schmälert den starken Eindruck nicht, den „Wir brauchen neue Namen“ am Ende hinterlässt.
Das neue Länderspiel der illegalen Einwanderer und Billigjobber klingt so: „Wir wissen ja, dass du diese Arbeit nicht ausstehen kannst, Sudan, aber das ist dein Problem, Mann. Komm schon, Äthiopien, los, los, los; Israel, Kasachstan, Niger, Brüder, auf geht’s!“
JUTTA PERSON
NoViolet Bulawayo: Wir brauchen neue Namen. Roman. Aus dem
Englischen von Miriam Mandelkow. Suhrkamp Verlag, Berlin 2014.
263 Seiten, 21,95 Euro. E-Book 18,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Makubongwe
NoViolet Bulawayos Roman
„Wir brauchen neue Namen“
„Wir brauchen neue Namen, damit wir alles richtig machen“, sagt das eine Kind zum anderen, und dann werden sie zu Dr. Bullet und zu Dr. Roz aus der TV-Serie „Emergency Room“. Die beiden Kinder spielen Operation, und was wegoperiert werden soll, ist der Schwangerschaftsbauch eines dritten Mädchens. Das Problem: Die Elfjährige ist wirklich schwanger, aber das ist nur eines der vielen Übel im Slum der ungenannten afrikanischen Stadt. Darling, Shbo, Chipo, Bastard, Stina oder Godknows heißen die Kinder in NoViolet Bulawayos Debütroman „Wir brauchen neue Namen“, die Erwachsenen heißen Vodloza, Bornfree, MotherLove oder Makubongwe.
Eine Mixtur aus afrikanischem und englischem Vokabular also, aus Neuschöpfungen, Übernahmen, Beschwörungen und guten Wünschen. Dass die neuen Namen weder rein amerikanisch noch rein afrikanisch sein können, dass es sowieso nicht um Reinheit, sondern um etwas ganz anderes, tatsächlich Neues geht, das wird schnell klar in dieser furiosen Geschichte über Identität und Sprache.
Die Kinder, die sich zu einer Straßengang zusammengeschlossen haben, laufen immer wieder aus ihrer Wellblechhüttenwelt mit dem perfiden Namen Paradise davon, um in den reicheren Gegenden der Stadt nach Essbarem zu suchen. Meistens plündern sie Guavenbäume, obwohl die kernreichen Früchte zu schmerzhaft hartem Stuhlgang führen. Darling, die Icherzählerin, berichtet voller Verve von solchen Beutezügen. Nach dem Guavenklau allerdings entdecken sie eine von einem Ast baumelnde Frauenleiche und stehlen deren Schuhe.
Wer nun fürchtet, dass man es in diesem Roman mit einer Serie von Elendsklischees zu tun hat, liegt falsch. Nicht nur, dass diese Welt auch Schönes zu bieten hat, das Werbeschild eines Zauberers etwa, der „alle sorgenhaften Sachen wieder hinkriegt“, von „Behextheit“ über „kleine Penisse“ bis zum „Pech mit Visas besonders nach USA und Britannien“. Vor allem zielt die Drastik der Erzählerin nicht auf tränenselige Betroffenheit. Bulawayos Chronistin ist abgebrüht und empfindsam zugleich, aus diesem Kontrast erwächst die Sprachgewalt des Romans. Was auch der Übersetzerin Miriam Mandelkow zu verdanken ist, die einen ruppig-phantasievollen Slang für die Darlingperspektive erfunden hat.
NoViolet Bulawayo wurde 1981 in Simbabwe geboren und heißt eigentlich Elizabeth Tshele; ihr jetziger Vorname erinnert an ihre Mutter Violet, das „No“ bedeutet „mit“, wie sie in einem Interview mit dem britischen Guardian erklärt. In Bulawayo, der zweitgrößten Stadt im Südwesten Simbabwes, ist sie aufgewachsen; mit 18 Jahren zog sie zum Studium in die USA. Für ihre Erzählung „Hitting Budapest“ (2010) erhielt sie 2011 den Caine Prize for African Writing. Im vergangenen Jahr stand ihr Debütroman auf der Shortlist des Man Booker Preises, als erster Roman einer Autorin aus Simbabwe.
Das Land des Romans, in dem Armut und Gewalt zum Alltag gehören, ist Simbabwe, was sich nicht zuletzt durch den Hinweis auf das koloniale „Scheißrhodesien“ erschließt. Die Kinder spielen ein Länderspiel, bei dem keiner „ein so lumpiges Land“ wie das eigene vertreten will – alles wollen die USA, Großbritannien oder Frankreich sein, und alle wollen raus aus dem Elend. Einmal beobachten sie eine Meute, die „Afrika den Afrikanern“ brüllt und das Haus eines weißen Ehepaars plündert. Darling und ihre Freunde inspizieren anschließend die verwüsteten Räume und entdecken Fotos aus dem alten Südrhodesien – doch genauso gewalttätig wie die Kolonialvergangenheit scheint die kurze Geschichte der Unabhängigkeit, von der die verbitterten Erwachsenen sprechen. Wenn sie nicht gestorben sind: als Arbeitsmigranten in Südafrika, an Aids oder ermordet von Regierungsanhängern, die jeden Wandel verhindern.
Später, als Darling tatsächlich in den Vereinigten Staaten bei einer Tante gelandet ist, wird sie ihre Heimat trotz allem so sehr vermissen, dass es ihr die Sprache verschlägt, wenn jemand von zuhause anruft. Der zweite Teil des Romans, der im Land der vollen Kühlschränke spielt, fällt etwas weniger mitreißend aus als der erste, was auch daran liegen mag, dass man es mit der bekannteren Misere zu tun hat. Die Einwanderer schuften sich krumm, in der Hoffnung, dass der amerikanische Traum auch für sie gilt; und Darling gerät in die typischen Teenager-Underdog-Höllenkreise aus Shopping Malls, Pornos und schlechten Schulen. Das schmälert den starken Eindruck nicht, den „Wir brauchen neue Namen“ am Ende hinterlässt.
Das neue Länderspiel der illegalen Einwanderer und Billigjobber klingt so: „Wir wissen ja, dass du diese Arbeit nicht ausstehen kannst, Sudan, aber das ist dein Problem, Mann. Komm schon, Äthiopien, los, los, los; Israel, Kasachstan, Niger, Brüder, auf geht’s!“
JUTTA PERSON
NoViolet Bulawayo: Wir brauchen neue Namen. Roman. Aus dem
Englischen von Miriam Mandelkow. Suhrkamp Verlag, Berlin 2014.
263 Seiten, 21,95 Euro. E-Book 18,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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