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Lange Zeit wurde Freuds letzte und testamentarische Schrift "Der Mann Moses und die monotheistische Religion" sowohl von Historikern als auch von Psychoanalytikern als eine weitgehend überspannte und unhaltbare Phantasie eines todkranken und alternden Mannes abgetan. Erst in den 70er Jahren, nach einer längeren Latenzphase, hat sich diese Situation geändert. Seit dieser Zeit hat der "Mann Moses" ein verstärktes Interesse gefunden, er wurde neu entdeckt und häufig psychologisierenden Deutungen unterzogen. Was in den meisten Auslegungen dieser Art jedoch fehlt, ist die Berücksichtigung des…mehr

Produktbeschreibung
Lange Zeit wurde Freuds letzte und testamentarische Schrift "Der Mann Moses und die monotheistische Religion" sowohl von Historikern als auch von Psychoanalytikern als eine weitgehend überspannte und unhaltbare Phantasie eines todkranken und alternden Mannes abgetan. Erst in den 70er Jahren, nach einer längeren Latenzphase, hat sich diese Situation geändert. Seit dieser Zeit hat der "Mann Moses" ein verstärktes Interesse gefunden, er wurde neu entdeckt und häufig psychologisierenden Deutungen unterzogen. Was in den meisten Auslegungen dieser Art jedoch fehlt, ist die Berücksichtigung des Freudschen Textes als Text. In diesem Buch versucht der Autor die bislang zu wenig berücksichtigten Dimensionen der Arbeit auszuloten. So werden Freuds lebenslange Beschäftigung mit Ägypten und der ägyptischen Schrift und die Frage der Ursprungskonstruktion und die Freudsche Form der Geschichtsschreibung untersucht. Im Mittelpunkt des Buches stehen aber Überlegungen zur Vaterschaft und Vaterlo sigkeit. Freud hat mit seiner These des Übergangs vom Judentum als Vaterreligion zum Christentum als Sohnesreligion, so soll behauptet werden, indirekt auch die Entwicklung der Psychoanalyse selbst beschrieben. In den 30er Jahren verschwindet der Vater aus der Theorie, und an seine Stelle rückt die fast ausschließliche Beschäftigung mit der Mutter-Kind-Beziehung, die nicht mehr im Zeichen des ödipalen Gesetzes sondern der präödipalen Liebe steht. Der "Mann Moses" lässt sich darüber hinaus auch, und hier liegt wohl seine besondere Brisanz, als eine Analyse des Nationalsozialismus und Antisemitismus lesen. Im Nationalsozialismus, der vor dem Hintergrund des Christentums als eine "politische Religion" und als Sohnesreligion interpretiert werden kann, kulminiert die Verfolgung und Vernichtung der Juden und mit ihr der Versuch der Abschaffung des väterlichen Gesetzes und einer bestimmten Form der Generationenbindung.
Autorenporträt
Autor(en)/Herausgeber; Author(s)/Editor(s): Wolfgang Hegener, Jg. 1964, Dr. phil., Dipl.-Psychologe, arbeitet als Psychologischer Psychotherapeut in eigener Praxis, Psychoanalytiker in Ausbildung. Arbeitsschwerpunkte: Zum Verhältnis von Philosophie und Psychoanalyse, Theorie und Geschichte der Geschlechterverhältnisse. Zahlreiche Veröffentlichungen. Bei edition diskord erschien 1997: "Zur Grammatik Psychischer Schrift. Systematische und historische Untersuchungen zum Schriftgedanken im Werk Sigmund Freuds".