Paul Ricoeur, der am 20. Mai dieses Jahres starb, ist einer der großen Philosophen der Gegenwart. Wie kein zweiter hat er den Dialog zum zentralen Thema seiner Philosophie gemacht: den zwischenmenschlichen Dialog, aber auch den hermeneutischen Dialog mit Texten und den konstruktiven Dialog zwischen unterschiedlichen philosophischen Schulen. Mit seinem Tod, schrieb Die Zeit, »geht das 20. Jahrhundert der Philosophie seinem Ende entgegen«. Paul Ricoeurs letztes, großes Buch ist ein philosophisches Vermächtnis. Der französische Philosoph nimmt hier die Fäden seines Werks auf und führt sie zusammen: die besondere Erfahrung seiner selbst als anderem, die Frage der Identität, die Bedeutung des Dialogs und des wechselseitigen Austauschs und, nicht zuletzt, die Theorie des Handelns.
Ricoeurs umfassende historische wie systematische Studie macht im Konzept der Anerkennung einen Zentralbegriff der Philosophiegeschichte insgesamt aus, der, so Ricoeur, bisher sträflich vernachlässigtworden sei. In drei Schritten entwirft er eine Theorie der Anerkennung: Anerkennung kann als Erkennen, als Wiedererkennen und als Anerkanntsein bestimmt werden. Wir können nur etwas erkennen und anerkennen, wenn wir selbst erkannt und anerkannt werden.
Ricoeurs umfassende historische wie systematische Studie macht im Konzept der Anerkennung einen Zentralbegriff der Philosophiegeschichte insgesamt aus, der, so Ricoeur, bisher sträflich vernachlässigtworden sei. In drei Schritten entwirft er eine Theorie der Anerkennung: Anerkennung kann als Erkennen, als Wiedererkennen und als Anerkanntsein bestimmt werden. Wir können nur etwas erkennen und anerkennen, wenn wir selbst erkannt und anerkannt werden.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Rezensent Andreas Cremonini fühlte sich von Paul Ricoeurs letzter selbst verantworteter Veröffentlichung auf einige "gelehrte Spaziergänge durch die philosophischen Gärtlein" von Kant, Bergson und Hegel" mitgenommen. Allerdings ist dem Buch aus seiner Sicht anzumerken, dass es aus einem Vortrag am Wiener "Institut für die Wissenschaft vom Menschen" hervorgegangen ist, also keine geschlossene Theorie, sondern eher ein Parcours durch Diskurse zum Thema sei. So konnte Cremonini zunächst nicht klar erkennen, in welches Verhältnis Ricoeur selbst denn die drei Kernbedeutungen von Anerkennung zueinander setzt. Auch wurde ihm für einen Geschmack mitunter etwas zuviel geläufige Hegeliana aufgetischt. Zu einem eigenständigen Zugang zum Thema findet der Phänomenologe nach Ansicht des Rezensenten erst auf "einigen wenigen, aber dichten Seiten" am Ende des Buches, wo er Zweifel an Hegels Sicht des Anerkennungsbegriffes formulieren würde.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Ricoeur gehört zweifellos zu den großen Philosophen des vergangenen Jahrhunderts, die wegen ihrer Sonderstellung jenseits der einflussreichen Strömungen zu einer ganz eigenen Produktivität fanden.«
Frankfurter Allgemeine Zeitung
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