Eine Abenteuergeschichte, in der freche und farbenfrohe Illustrationen mit klingenden Reimen verknüpft sind. In den Hauptrollen: ein paar Pinguine, eine Robbe und ein Eisbär namens Hermann auf ihrem unerschrockenen Flug vom Südpol in den Dschungel. Das rasante Kinderbuchdebüt von Rob Biddulph, Art Director des 'Observer'.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.06.2015Der Drachen steigt, stark bläst der Wind
Der Traum vom Fliegen ist Kindern wie Erwachsenen vertraut, der Albtraum vom harten Landen aber vielleicht auch. Dem englischen Illustrator, Autor und Designer Rob Biddulph gelingt es in seinem ersten Kinderbuch, beides ganz wunderbar, leichthändig und auf wenigen Seiten miteinander zu verbinden.
Im Mittelpunkt von Biddulphs Bildgeschichte "Weggepustet" steht der Pinguin Blau, der so apart viereckig gezeichnet ist, dass er bequem in jede größere Sardinendose passen würde. Er hat sich beim Versandhandel einen knallroten, in der weißen Landschaft seiner antarktischen Heimat höchst auffälligen Drachen bestellt. Die Abenteuerreise, die nun anfängt, ist allerdings nicht beabsichtigt: "Der Drachen steigt. Stark bläst der Wind. / Pinguin Blau weht fort geschwind." Weder können ihn zwei andere Pinguine festhalten noch die Robbe Wilbur: "Doch nein, auch er / hängt an der Zugschnur." Und selbst der Eisbär Hermann, der in der Antarktis freilich nichts zu suchen hat und ahnungslos in seinem Gummiboot fischt, wird mitgerissen.
Diese wunderlich zusammengewürfelte Tierschar würde in der freien Wildbahn nie und schon gar nicht friedlich zusammenkommen. Hier indes segeln sie traulich, gezogen von dem unermüdlichen Drachen, hoch durch die Lüfte bis in den Dschungel. Dort lassen sie sich ins ungewohnte Grün plumpsen, wo es ihnen naturgemäß schnell zu warm und nicht behaglich ist. Also kehren sie wieder zurück auf die heimischen Eisschollen - und übersehen dabei das neugierige Äffchen, das als blinder Passagier aus den Tropen mitgeflogen ist.
Rob Biddulph, neben allem anderen noch Art Director der englischen Wochenzeitung "The Observer", stellt keine Fragen, sondern malt alle Stationen liebevoll und detailgenau aus. Geschickt integriert er verschiedene Schrifttypen als grafische Elemente in seine Bilder. Erklärt wird nichts, nur anmutig und amüsant aufgezeigt. Das vergnügliche, von Steffen Jacobs in charmanten Reimen übersetzte Buch ist überdies rundherum so sorgfältig und pfleglich gestaltet, dass es für jede Altersgruppe passend erscheint. Und für den großen Freundeskreis der Polarbewohner erst recht.
IRENE BAZINGER.
Rob Biddulph: "Weggepustet". Diogenes Verlag, Zürich 2015. 32 S., geb., 16,90 [Euro]. Ab 4 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Traum vom Fliegen ist Kindern wie Erwachsenen vertraut, der Albtraum vom harten Landen aber vielleicht auch. Dem englischen Illustrator, Autor und Designer Rob Biddulph gelingt es in seinem ersten Kinderbuch, beides ganz wunderbar, leichthändig und auf wenigen Seiten miteinander zu verbinden.
Im Mittelpunkt von Biddulphs Bildgeschichte "Weggepustet" steht der Pinguin Blau, der so apart viereckig gezeichnet ist, dass er bequem in jede größere Sardinendose passen würde. Er hat sich beim Versandhandel einen knallroten, in der weißen Landschaft seiner antarktischen Heimat höchst auffälligen Drachen bestellt. Die Abenteuerreise, die nun anfängt, ist allerdings nicht beabsichtigt: "Der Drachen steigt. Stark bläst der Wind. / Pinguin Blau weht fort geschwind." Weder können ihn zwei andere Pinguine festhalten noch die Robbe Wilbur: "Doch nein, auch er / hängt an der Zugschnur." Und selbst der Eisbär Hermann, der in der Antarktis freilich nichts zu suchen hat und ahnungslos in seinem Gummiboot fischt, wird mitgerissen.
Diese wunderlich zusammengewürfelte Tierschar würde in der freien Wildbahn nie und schon gar nicht friedlich zusammenkommen. Hier indes segeln sie traulich, gezogen von dem unermüdlichen Drachen, hoch durch die Lüfte bis in den Dschungel. Dort lassen sie sich ins ungewohnte Grün plumpsen, wo es ihnen naturgemäß schnell zu warm und nicht behaglich ist. Also kehren sie wieder zurück auf die heimischen Eisschollen - und übersehen dabei das neugierige Äffchen, das als blinder Passagier aus den Tropen mitgeflogen ist.
Rob Biddulph, neben allem anderen noch Art Director der englischen Wochenzeitung "The Observer", stellt keine Fragen, sondern malt alle Stationen liebevoll und detailgenau aus. Geschickt integriert er verschiedene Schrifttypen als grafische Elemente in seine Bilder. Erklärt wird nichts, nur anmutig und amüsant aufgezeigt. Das vergnügliche, von Steffen Jacobs in charmanten Reimen übersetzte Buch ist überdies rundherum so sorgfältig und pfleglich gestaltet, dass es für jede Altersgruppe passend erscheint. Und für den großen Freundeskreis der Polarbewohner erst recht.
IRENE BAZINGER.
Rob Biddulph: "Weggepustet". Diogenes Verlag, Zürich 2015. 32 S., geb., 16,90 [Euro]. Ab 4 J.
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