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Produktdetails
  • One Earth Spirit
  • Verlag: Riemann
  • 2000.
  • Seitenzahl: 223
  • Deutsch
  • Abmessung: 235mm
  • Gewicht: 559g
  • ISBN-13: 9783570500132
  • ISBN-10: 3570500136
  • Artikelnr.: 08815424
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.04.2001

Wirtschaftsliteratur
So funktioniert das weibliche Wirtschaften nicht
Der „kreative Weg zur Selbstständigkeit und zum geschäftlichem Erfolg” mündet in eine Sackgasse
LYNNE FRANKS: Weiblich Wirtschaften. Der kreative Weg zur Selbstständigkeit und geschäftlichem Erfolg. Riemann Verlag, München 2000. 223 Seiten, 44 DM
Lynne Franks hat ein Buch für Frauen geschrieben, die sich selbstständig machen wollen. Sie selbst hat das bereits geschafft. Mit 21 Jahren gründete sie eine Firma, die sich schrittweise in 20 Jahren zu einer der erfolgreichsten PR-Agenturen Englands entwickelte. Franks scheint also prädestiniert für das Thema: Wie mache ich mich als Frau unternehmerisch selbstständig? Doch bereits nach den ersten Seiten – schon der Titel „Weiblich Wirtschaften” scheint misslungen – drängt sich dem Leser (oder in diesem Fall wohl besser der Leserin) der Verdacht auf, dass die Autorin ihre Geschlechtsgenossinnen für geistig unterentwickelt hält. Wäre das Buch von einem männlichen Verfasser geschrieben worden, so hätte man ihn wahrscheinlich als Chauvinisten bezeichnet.
Eher ein Kochbuch
Das Buch erinnert in seiner Aufmachung eher an ein Kochbuch. Dieser rein äußerliche Eindruck fordert nicht gerade dazu auf, zu diesem Ratgeber zu greifen. In zehn Kapiteln versucht Franks den Frauen zu erklären, wie ein Unternehmen aufgebaut werden kann. Der englische Titel „The Seed Handbook” (frei übersetzt „Das Handbuch zum Säen”) drückt sich vor allem in den ersten fünf Kapiteln aus. Hier geht es um „die Bereitung des Bodens”, „die Seele ins Erdreich pflanzen”, oder um „den Dünger”. Inhaltlich werden diese Kapitel mit Weisheiten gefüllt wie: „Sie brauchen einen Platz für Ihre unternehmerische Arbeit: Einen Schreibtisch.” Von selbst wäre sicher keine Frau auf eine solch intellektuelle Höchstleistung gekommen.
Auf den ersten 72 Seiten scheint es Lynne Franks ohnehin mehr um Selbstfindung als um Selbstständigkeit und unternehmerischen Erfolg zu gehen. Sie selbst lebt nach dem chinesischen Prinzip des „Feng Shui” und führt in allen Einzelheiten auf, was diese Art zu leben bedeutet. Nicht nur, dass Kristalle und Spiegel aufgehängt werden sollen, um mit Springbrunnen und Windspielen positive Energien auf die Psyche zu lenken. Auch das kalte Blau der Eingangstür muss dem positiven warmen Rot weichen. Meditation und Entspannung darf natürlich nicht fehlen. Soweit die wesentlichen Grundlagen, um überhaupt geschäftlich tätig zu werden.
Auf Seite 72 scheint es Ernst zu werden: „Welche Geschäftsidee könnte ich mir vorstellen?” Der erste Hinweis auf das eigentliche Thema ist gefunden. Zunächst erhält die Leserin Tipps für die praktische Recherche: Den Wirtschaftsteil lesen, Kontakte zu einer hilfreichen Bibliothekarin aufnehmen und – wohl kaum eine Frau wäre auf diese Idee gekommen – das Surfen im Internet lernen: „Das Internet ist eindeutig das beste Medium zum recherchieren, da es die umfassendsten Informationen bietet.” Und nun die entscheidende Frage, die sich jede Frau vor Gründung eines Unternehmens stellen muss: Können Kapitalismus und Nachhaltigkeit (gemeint ist hier die Umwelt) eine Partnerschaft eingehen? Welch Glück, es ist möglich: „Ein nachhaltig wirtschaftendes Unternehmen ist eins, das Güter und Dienstleistungen produziert, die echte persönliche und spirituelle Bedürfnisse befriedigen, und die natürlichen Ressourcen schont.”
Die Unternehmensgründerin bekommt viele Ratschläge. Etwa, dass es wichtig ist, Visitenkarten zu besitzen, sich ein E-Mail-Account einzurichten, anderen zuzuhören und von ihnen zu lernen, oder auch an ungewöhnlichen Orten (Friseur oder Strand) Kontakte zu knüpfen. Besonders wichtig ist, dass die zukünftige Unternehmerin ihre Hausaufgaben macht, die sie im Buch gestellt bekommt. In regelmäßigen Abständen darf sie Übungsaufgaben beantworten: Als Kind habe ich immer gern...; ich habe folgende Werte... ; ich arbeite gern mit...
Nach einigen Fitness-Tipps auf den Seiten 115 und folgende scheint die Autorin doch noch ein paar Ratschläge zu geben, die – ob nun für „Ihn” oder „Sie” als Unternehmensgründer – sinnvoll sind: Der Finanzierungsplan, Firmensitz, Rechtsberatung suchen, allein oder mit anderen einen Versuch starten, Marketing oder die Gründung eines Netzwerks anstreben. Aber selbst hier scheint es, als hätte Franks das Buch für Personen geschrieben, die noch nie etwas davon gehört haben, dass es Banken gibt und diese auch noch Sicherheiten verlangen.
Nicht empfehlenswert
Die bunten Seiten mit Allgemeinplätzen wie „Humor behalten”, „Lachen ist gesund”, „jeden Tag genug Wasser trinken”, „entwickle Dich selbst”, „meditiere wann immer Du es brauchst” und viele andere mehr, erscheinen oberflächlich und zum Teil auch unpassend. Dass das Kapitel zehn „Die Gartenparty” heißt, in der potenzielle Klienten und Kunden mit der Vision vertraut gemacht werden sollen, die die Unternehmensgründerin hat, erinnert nun wirklich nicht mehr an ein einigermaßen seriöses Buch über den Weg zum geschäftlichen Erfolg. Nach 243 Seiten steht noch immer die Frage im Raum: An wen richtet sich dieses Buch? Und was konkret hat das alles mit „weiblich wirtschaften” zu tun? Frauen oder Männer, die sich selbstständig machen wollen, sollten eins auf keinen Fall tun: dieses Buch lesen.
Indira
Gurbaxani
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ein glatter Verriss. Indira Gurbaxani rät vom Lesen dieses Buchs dringend ab. Die Autorin, selbst eine sehr erfolgreiche Unternehmerin, scheine ihre Leserinnen für "geistig unterentwickelt" zu halten. Das zeigt sich nach Gurbaxani schon an der Aufmachung, die sie an ein Kochbuch erinnert und an Ratschlägen wie: 'Lesen Sie den Wirtschaftsteil', oder 'Sie brauchen einen Schreibtisch'. Auch die esoterischen Ratschläge - Franks ist, wie man erfährt, eine Anhängerin des Feng-Shui - hält die Rezensentin für absolut überflüssig.

© Perlentaucher Medien GmbH