Produktdetails
- Verlag: Bouvier
- Seitenzahl: 440
- Deutsch
- Gewicht: 728g
- ISBN-13: 9783416032056
- ISBN-10: 3416032055
- Artikelnr.: 23150168
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.02.2008Frauensache
Es ist der "schielende Blick", so Sigrid Weigel, der ein Schisma im weiblichen Selbstverständnis verursacht. Bei ihrer Identitätssuche habe die Frau stets ein Auge auf die von Männern ersonnenen Stereotype Femme fatale, Femme fragile, Femme enfant. Aus der Selbstwerdung mit doppeltem Anspruch resultiert ein Wackelbild zwischen Fremderwartung und Eigeninteresse. Angeregt von diesem Befund, widmet sich Stephanie Günthers Dissertation drei Autorinnen des Fin de Siècle, einer Zeit, da das Misstrauen gegenüber dem anderen Geschlecht nicht nur aus den Federn Nietzsches und Weiningers bemerkenswert misogyne Blüten trieb. Obgleich der Kampf mittlerweile anachronistisch anmutet, nimmt Günther die Autorinnen Alice Berend, Margarete Böhme und Clara Viebig beherzt vor dem despektierlichen Unterton der "Frauenliteratur" in Schutz und zeigt auf, wo die Protagonistinnen ihrer Bücher jenem Vorurteil zum Trotz das eigene Schicksal mitbestimmen. Das vorangestellte Resümee der Thesen Judith Butlers ist dabei reine Pflichtübung, Günther interessiert sich viel mehr für die soziologische Stimmigkeit der Texte als für literaturtheoretische Fragen. Leider beschränkt sich auch die Analyse weitgehend auf die Nacherzählung der dargestellten Frauenleben, formalästhetische Aspekte bleiben außen vor. Ein informativer Rundumblick über das Werk der drei von der Germanistik vernachlässigten Autorinnen; aber ein Beitrag zur Ästhetik weiblichen Schreibens, der die Arbeit sein will, eher nicht, dafür fehlt der die thematischen Schlaglichter verbindende theoretische Wille. (Stephanie Günther: "Weiblichkeitsentwürfe des Fin de Siècle". Berliner Autorinnen: Alice Berend, Margarete Böhme, Clara Viebig. Bouvier Verlag, Bonn 2007. 440 S., geb., 48,- [Euro].) brey
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Es ist der "schielende Blick", so Sigrid Weigel, der ein Schisma im weiblichen Selbstverständnis verursacht. Bei ihrer Identitätssuche habe die Frau stets ein Auge auf die von Männern ersonnenen Stereotype Femme fatale, Femme fragile, Femme enfant. Aus der Selbstwerdung mit doppeltem Anspruch resultiert ein Wackelbild zwischen Fremderwartung und Eigeninteresse. Angeregt von diesem Befund, widmet sich Stephanie Günthers Dissertation drei Autorinnen des Fin de Siècle, einer Zeit, da das Misstrauen gegenüber dem anderen Geschlecht nicht nur aus den Federn Nietzsches und Weiningers bemerkenswert misogyne Blüten trieb. Obgleich der Kampf mittlerweile anachronistisch anmutet, nimmt Günther die Autorinnen Alice Berend, Margarete Böhme und Clara Viebig beherzt vor dem despektierlichen Unterton der "Frauenliteratur" in Schutz und zeigt auf, wo die Protagonistinnen ihrer Bücher jenem Vorurteil zum Trotz das eigene Schicksal mitbestimmen. Das vorangestellte Resümee der Thesen Judith Butlers ist dabei reine Pflichtübung, Günther interessiert sich viel mehr für die soziologische Stimmigkeit der Texte als für literaturtheoretische Fragen. Leider beschränkt sich auch die Analyse weitgehend auf die Nacherzählung der dargestellten Frauenleben, formalästhetische Aspekte bleiben außen vor. Ein informativer Rundumblick über das Werk der drei von der Germanistik vernachlässigten Autorinnen; aber ein Beitrag zur Ästhetik weiblichen Schreibens, der die Arbeit sein will, eher nicht, dafür fehlt der die thematischen Schlaglichter verbindende theoretische Wille. (Stephanie Günther: "Weiblichkeitsentwürfe des Fin de Siècle". Berliner Autorinnen: Alice Berend, Margarete Böhme, Clara Viebig. Bouvier Verlag, Bonn 2007. 440 S., geb., 48,- [Euro].) brey
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