Die scharfsinnigen Beobachterinnen Gabriele Tergit und Irmgard Keun verstanden es auf meisterhafte Weise, die in der Weimarer Republik propagierten Weiblichkeitsentwürfe aus Romanen, Filmen, Werbung und Illustrierten mit denen der (ihrer Wahrnehmung nach) reellen Verhältnisse in ihren Werken literarisch zum Bild einer Neuen Frau zusammenzusetzen. Ihre Protagonistinnen sind geprägt durch einen Zusammenprall von gefestigten, bisher bewährten Lebenskonzepten mit den Anforderungen der modernen Gesellschaft oder dem Widerstand ihrer konservativen männlichen Zeitgenossen. Diese Konflikte lösen in den Figuren eine innere Zerrissenheit aus, die starken Einfluss hat auf das Verhältnis von privatem und gesellschaftlichem Leben, von sachlichem und unsachlichem Denken, von Arbeitsmoral und Leidenschaft oder, kompakt erfasst, von Arbeit und Liebe. Im vorliegenden Buch wird untersucht, inwiefern und warum (echte) Liebe und die Erfüllung der Ansprüche, die die Arbeitswelt in der späten Weimarer
Zeit an ihre Mitarbeiterinnen stellt, in den behandelten Romanen kollidieren und welche alternativen Liebes- und Lebenskonzepte die Werke Keuns und Tergits der Leserin (ironisch) nahelegen.
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