„Doch diesmal war nicht Mama am Telefon. Sondern Papa hatte persönlich zum Hörer gegriffen, was höchst selten vorkam und nie ohne schwerwiegenden Grund, weshalb seine Anrufe immer ein besonderes Gewicht hatten.
„Johannes…“ Seine Stimme klang etwas atemlos. „Ich fürchte, du musst sofort
kommen…“
„Was ist passiert?“ Ich war sofort geballte Konzentration.
Schweigen am anderen Ende der…mehr„Doch diesmal war nicht Mama am Telefon. Sondern Papa hatte persönlich zum Hörer gegriffen, was höchst selten vorkam und nie ohne schwerwiegenden Grund, weshalb seine Anrufe immer ein besonderes Gewicht hatten.
„Johannes…“ Seine Stimme klang etwas atemlos. „Ich fürchte, du musst sofort kommen…“
„Was ist passiert?“ Ich war sofort geballte Konzentration.
Schweigen am anderen Ende der Leitung.
„Papa, bitte…was ist los?“
Ein Seufzen. Ein Stöhnen. Hatte er einen Herzinfarkt?
Es war viel schlimmer.
„Betty…deine Mutter…ich glaube, sie dreht durch.““
Dieses Weihnachten soll bei Johannes Mutter die perfekte Inszenierung schlechthin werden. Schließlich hat sie zudem auch noch Geburtstag, sie wird am 24. Dezember 65 Jahre alt und was sie plant, ist nicht mehr und nicht weniger als die großartigste Geburtstags- und Weihnachtsfeier, die man je gesehen hat. Und erwartet wird die gesamte Familie, was auch bislang verkrachte Angehörige einschließt.
An dieser Stelle müsste jedem klar sein, worauf das ganze hinausläuft. Aber wer sich jetzt schon alle möglichen Katastrophen vorstellt, dem sei gesagt: Es geht immer noch schlimmer. Tatsächlich gibt es schon im Vorfeld dieser „perfekten Inszenierung“ kaum etwas, was nicht schiefgeht. Von der eigentlichen Feier mal ganz zu schweigen.
Mittendrin ist immer Johannes. Er, der als ältester Sohn der Familie den besten Draht zur Mutter hat und schon immer als Stoßdämpfer für seine leicht zur Exzentrik neigende Mama herhalten musste. Und so zieht er tapfer mit Mama zum Shoppen und organisiert selbst am Heiligen Abend noch die unglaublichsten Dinge, damit seine Mama alles perfekt hinbekommt.
Meine Güte! Dieses Buch ist Wasser auf die Mühlen aller Menschen, die an Weihnachten über Geschenkewahn und protzige Feiern schimpfen. Jeder Grinch wird sich die Hände reiben und sagen: „Na seht ihr, deshalb kann ich Weihnachten nicht ausstehen!“
Ich allerdings mag das Fest. Und ich mag auch schöne, traditionelle Feiern. Was ich nicht mag, ist protziges Gehabe und das zwanghafte Ansammeln von Verwandten, mit denen man sonst auch nicht verkehren mag. Deshalb würde mein Weihnachten niemals auch nur annäherungsweise so aussehen, wie das hier dargestellte. Ich kann nicht verstehen, wie man eine solche Inszenierung anstreben kann – das hat für mich nichts mit Weihnachten zu tun. Ich kann auch nicht verstehen, wie man so was unterstützen kann. Als Sohn (oder besser in meinem Fall als Tochter) mit einem so guten Draht zur Mutter, hätte ich da nicht mitgespielt!
Aber vermutlich stößt mir auch auf, mit welchen Unsummen von Geld da hantiert wird. Wenn grundsätzlich nur in den teuersten Läden gesucht wird und vierstellige Beträge für Tischdecken ausgegeben werden, dann ist das fernab meiner Welt und auch nicht mehr lustig.
Ich vergebe wohlwollende 4 Punkte, da das Buch gut zu lesen war und die Texte viel Sprachwitz und lustige Formulierungen hatten. Dazu kam – quasi als „running gag“ – ein bärenstarker Taxifahrer, der mehrfach in höchster Not einschreiten musste. Aber am Ende bleibt für mich die Erkenntnis, dass ich vermutlich nicht die richtige Zielgruppe für dieses Buch war.