Weimar ist zwar kleinstädtisch aber weltbekannt, es ist ein Kristallisationspunkt deutscher Geschichte und Kultur. Weimarer Klassik und Weimarer Republik sind prägnante Begriffe, die wohl jeder kennt. Das Städtchen an der Ilm hat immer wieder Künstler, Schriftsteller, Musiker und Philosophen
angezogen, von Goethe und Schiller über Bach, Liszt und Nietzsche bis hin zu den Bauhauskünstlern.
Auch…mehrWeimar ist zwar kleinstädtisch aber weltbekannt, es ist ein Kristallisationspunkt deutscher Geschichte und Kultur. Weimarer Klassik und Weimarer Republik sind prägnante Begriffe, die wohl jeder kennt. Das Städtchen an der Ilm hat immer wieder Künstler, Schriftsteller, Musiker und Philosophen angezogen, von Goethe und Schiller über Bach, Liszt und Nietzsche bis hin zu den Bauhauskünstlern.
Auch der Schriftsteller Rolf Schneider (Jg. 1932) hat seit vielen Jahren eine enge Beziehung zur Klassikerstadt. Kein Wunder also, dass er zu seinem 80. Geburtstag einen belletristischen Rundgang durch die Geschichte, Gegenwart und Kultur durch die thüringische Stadt vorlegt.
Zunächst beleuchtet Schneider die wechselvolle Geschichte der Stadt, von der mittelalter-lichen Burgsiedlung bis zur Haupt- und Residenzstadt des Großherzogtums Sachsen-Weimar. Später geht der Autor auch auf die schreckliche Hinterlassenschaft Weimars im 20. Jahrhundert ein: das Konzentrationslager Buchenwald auf dem nahe gelegenen Ettersberg.
Im Mittelpunkt der Betrachtungen stehen natürlich die Weimarer Geistesgrößen, angefangen von Herder, Goethe, Schiller, Frau von Stein und Anna Amalia zur klassischen Blütezeit Weimars bis zum DDR-Lyriker Louis Fürnberg oder zu Helmut Holtzhauser, dem langjährigen Leiter der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten.
Neben den Weimarer Persönlichkeiten werden auch einige Gebäude der Stadt vorgestellt, allen voran Goethes Haus am Frauenplan und die Bauhaus-Universität. Den Abschluss bildet das Schicksal der Anna-Amalia-Bibliothek, die im September 2004 niederbrannte und jetzt wieder in alter Schönheit erstrahlt.
Der schmale Band ist kein Reiseführer, es sind vielmehr die essayistischen Texte, die den Reiz der achtzig Seiten ausmachen. Trotzdem ist er als Vorbereitung für einen Weimar-Besuch geeignet. Dazu geben zahlreiche historische Abbildungen und aktuelle Farbfoto-grafien von Therese Schneider (Tochter des Autors) viele Empfehlungen, denn hier sind weitere Sehenswürdigkeiten der Stadt abgebildet, wie das Weimarer Schloss oder Goethes Gartenhaus.
Fazit: Eine liebenswerte Lektüre, die kurzweilig aber trotzdem fundiert die Stadt, ihre Geschichte und Gegenwart vermittelt. Dazu wird der Leser auf unterhaltsame Weise zu eigenen Entdeckungstouren angeregt und in die Klassikerstadt eingeladen.
Manfred Orlick