Ein Reisender besucht das Schloss eines Jugendfreundes, den erseit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hat. Er findet das Haus gänzlichverändert. Unzählige Gesichter bevölkern die Räume. Götterund Engel, Masken und Menschen leisten den Freunden Gesellschaft.Neunzehn Stunden währt der Besuch, sie essen zusammen,rauchen, trinken, wandeln umher und reden über das Leben, dieSchönheit, das Lächeln und den Tod. Die Gegend ist nahezu verlassen,der Schlosspark verwildert und die Burgruine kaum mehrals ein Ort der Erinnerung. »Weisenfels« entführt den Leser ineinen Kosmos jenseits der Gegenwart. Die Geschichte der Künsteund Kulturen, des Sehens und Denkens ist jedoch ebenso gegenwärtigwie die Zukunft in einem Universum ohne Zeitgenossen.Nach dem Prosaband »Einzelgänger« legt Wolfgang Sofsky nun einWerk vor, das Erzählung, Kunstbetrachtung und philosophischeReflexion kunstvoll miteinander verknüpft. Ein Buch des Abschiedsvon einer verlorenen Welt.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
So viel Subtilität kennt Nicolas Freund nur von wenigen Theoretikern. Wenn der Soziologe Wolfgang Sofsky einen Roman vorlegt, in dem Zauberberg-Atmosphäre weht und Bildung anhand des menschlichen Gesichts vermittelt wird, zitaten- und assoziationsreich und ein bisschen oldschool durchaus durch die Kulturgeschichte mäandernd, horcht Freund auf. Verfahrenstechnisch an Hans Blumenberg erinnernd, bietet ihm der Autor jedoch viel mehr als Theorie. Das Literarische an diesem Buch scheint dem Rezensenten doch das Entscheidende zu sein. Wenn unterschiedliche Textsorten einander abwechseln und dabei das Thema des Gesichts verhandelt wird, kann er nur staunen, wie viel es dabei zu lernen gibt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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