Wie kommt eine absolute Niete in der Küche dazu, an dem Nachtisch-Wettbewerb einer berühmten TV-Köchin teilzunehmen?
Rose-Ellen, genannt Zell, stürzt sich voller Eifer in unbekanntes Terrain und produziert eine Nachtisch-Katastrophe nach der nächsten, weil die Ausschreibung des Wettbewerbs wie ein
Fingerzeig aus dem Jenseits scheint: der Gewinner erhält 20.000 Dollar Preisgeld, genau die Summe,…mehrWie kommt eine absolute Niete in der Küche dazu, an dem Nachtisch-Wettbewerb einer berühmten TV-Köchin teilzunehmen?
Rose-Ellen, genannt Zell, stürzt sich voller Eifer in unbekanntes Terrain und produziert eine Nachtisch-Katastrophe nach der nächsten, weil die Ausschreibung des Wettbewerbs wie ein Fingerzeig aus dem Jenseits scheint: der Gewinner erhält 20.000 Dollar Preisgeld, genau die Summe, die ihr verstorbener Mann für die Opfer des Hurrikan Katrina in New Orleans sammeln wollte.
Seit dem unglücklichen Unfall, der ihrem Mann des Leben gekostet hat, hat sich Zell von ihrem bisherigen Leben zurückgezogen. Besonders ihren früheren gemeinsamen Freunden steht sie mit gemischten Gefühlen gegenüber, da diese zusammen mit ihrem Mann in New Orleans waren, nur Zell blieb zu Hause wegen gesundheitlichen Auffälligkeiten ihres Herzens.
Ihr Schneckenhaus bekommt erste Risse, als ihr neuer Nachbar Garrett und dessen Tochter Ingrid nicht nur in ihrer Nachbarschaft, sondern nach und nach auch in ihrem Leben Einzug halten. Ingrid ist eine begeisterte Nachwuchsköchin und verpasst keine Folge ihrer Lieblings-TV-Show "Eine Prise Liebe" von Polly Pinch, eben der TV-Köchin, die den Wettbewerb "Süßes für die Seele" veranstaltet und laut Ingrid ihre Mutter ist. Wenig später hält Ingrid in Zells Küchenchaos Einzug und unterstützt sie nach besten Kräften.
Eigene Meinung:
Das Buch lebt hauptsächlich durch die sympathischen und skurrilen Nebencharakteren, die gleichzeitig davor bewahren, dass die Geschichte zu sehr in die traurige Gefühlswelt einer trauernden Witwe abdriftet. Die Trauerbewältigung einer jungen Ehefrau, die viel zu früh und unerwartet ihren Mann verloren hat, wird ansprechend umgesetzt durch die Emails, die den Ablauf des Romans auflockern. Zum einen bekommt der Leser die alten Emails von Zells verstorbenen Mann Nick zu lesen, die er ihr vor dem Unglück aus New Orleans geschrieben hat, zum anderen aber auch aktuelle Mails von Zell an Nick, die sie ihm schreibt, weil sie ihre Trauer nicht anders bewältigen kann, da sie dermaßen zurückgezogen von Familie und Freunden lebt, dass ihr eigentlich außer ihrem Hund keiner zum Reden bleibt.
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Ich-Perspektive von Zell erzählt und in der dritten Person von Zells und Nicks Freund EJ, der bei dem Unfall zugegen war, der Nick das Leben gekostet hat. Diese wechselnde Perspektive, nicht nur zwischen zwei Personen, sondern auch von der Sichtweise aus, fand ich sehr interessant und fesselnd, da viele Details bis kurz vor Schluss unklar blieben. So erfährt der Leser z.B. erst kurz vor Ende, wie sich der tödliche Unfall von Nick abgespielt hat oder ob Polly Pinch tatsächlich Ingrids Mutter ist. Außerdem wäre da noch die Sache mit Zells Herz, die sich wie ein roter Faden durch die ganze Geschichte zieht und eine elegante und warmherzige Verbindung schafft zu dem roten herzförmigen Keramikgefäß, aus dem Polly Pinch die "Prise Liebe" entnimmt, die sie ihren Gerichten hinzufügt.
Zells ehemalige Hauswirtschaftlehrerin, die "Alte Küchenhexe", die sich als Ingrids Stiefoma entpuppt, und die Einwohner von Wippamunk sind bodenständig und mit ihren Eigenarten doch so normal, dass sie in der eigenen Nachbarschaft wohnen könnten. Nur die Fernsehköchin Polly Pinch kam mir stellenweise zu verkitscht und überzogen vor, wobei sie andererseits gerade dadurch einen idealen Gegenpart zu dem beschaulichen Landleben in Wippamunk bildet. Des Weiteren hat mich die Seemannssprache stellenweise genervt, in der sich Zell mit ihrem Hund Ahab unterhält und für meinen Geschmack hätte das Buch mehr Rezepte enthalten können als nur Zells Wettbewerbsbeitrag für "Süßes für die Seele". Andererseits hätte man diese Nachtischdesaster sowieso niemandem vorsetzen können ;o) Aber bis auf diese kleineren Mängel, die mein Lesevergnügen nur unwesentlich getrübt haben, hat Alicia Bessette einen wunderbaren Frauenroman geschrieben für alle Cecelia Ahern Fans, die nach neuem Lesestoff suchen.