Man kann darauf drucken und schreiben, man kann es zerreißen, knicken und falten: Papier ist eine magische Substanz, die wie keine andere zur Entwicklung der modernen Welt beigetragen hat. Als Wechsel und Papiergeld war es unentbehrlich für die Ökonomie. Als Briefpapier wurde es zum Schauplatz der modernen Seele, als Zeitungspapier zum Schauplatz der Politik. Lothar Müller erzählt, wie das aus China stammende Papier von Ägypten nach Europa kam und zum Grundstoff der modernen Zivilisation wurde. Seine Kronzeugin ist die Literatur von Rabelais und Grimmelshausen, von James Joyce bis Paul Valéry. Wir glauben das "Gutenberg-Zeitalter" zu kennen. Aber wir verstehen es besser, wenn wir seine Hintergrundwelt entdecken: die Epoche des Papiers.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.03.2012Weiße Magie
Von SZ-Autoren: Lothar Müller
über die Geschichte des Papiers
Dass wir in einer medialen Übergangszeit leben, pfeifen die Spatzen von den Dächern. Während die hellen und dunklen Zukunftsbilder der digitalen Vernetzung sich überlagern, scheint über unsere mediale Herkunftswelt Einigkeit zu bestehen: Wir nennen sie das „Gutenberg-Zeitalter“, datieren ihren Beginn auf die Erfindung der Buchdruckkunst und begreifen dabei das Papier als eine Art Benzin der Druckerpresse.
Lothar Müller, Redakteur im Feuilleton der SZ, erzählt die Geschichte anders. In seinem Buch „Weiße Magie“ ist das Papier nicht passives Objekt, dem die schwarzen Lettern aufgeprägt werden, sondern selber ein starkes Medium, älter als die Druckerpresse und nicht nur mit ihr im Bunde, wenn es in Ökonomie und Bürokratie, privatem Briefverkehr, in den Gelehrtenstuben und Zeitungshäusern zum unentbehrlichen Grundstoff der modernen Zivilisation wird, zum universellen Vernetzungsmedium der analogen Welt. Als Chronistin des Papiers befragt der Autor die neuzeitliche Literatur: von Rabelais über Cervantes bis zu James Joyce, von Daniel Defoe über Honoré de Balzac bis hin zu William Gaddis und Rainald Goetz. Zug um Zug wird so das „Gutenberg-Zeitalter“ in die Epoche des Papiers eingebettet.
SZ
LOTHAR MÜLLER: Weiße Magie. Die Epoche des Papiers. Carl Hanser Verlag, München 2012.384 Seiten, 24,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Von SZ-Autoren: Lothar Müller
über die Geschichte des Papiers
Dass wir in einer medialen Übergangszeit leben, pfeifen die Spatzen von den Dächern. Während die hellen und dunklen Zukunftsbilder der digitalen Vernetzung sich überlagern, scheint über unsere mediale Herkunftswelt Einigkeit zu bestehen: Wir nennen sie das „Gutenberg-Zeitalter“, datieren ihren Beginn auf die Erfindung der Buchdruckkunst und begreifen dabei das Papier als eine Art Benzin der Druckerpresse.
Lothar Müller, Redakteur im Feuilleton der SZ, erzählt die Geschichte anders. In seinem Buch „Weiße Magie“ ist das Papier nicht passives Objekt, dem die schwarzen Lettern aufgeprägt werden, sondern selber ein starkes Medium, älter als die Druckerpresse und nicht nur mit ihr im Bunde, wenn es in Ökonomie und Bürokratie, privatem Briefverkehr, in den Gelehrtenstuben und Zeitungshäusern zum unentbehrlichen Grundstoff der modernen Zivilisation wird, zum universellen Vernetzungsmedium der analogen Welt. Als Chronistin des Papiers befragt der Autor die neuzeitliche Literatur: von Rabelais über Cervantes bis zu James Joyce, von Daniel Defoe über Honoré de Balzac bis hin zu William Gaddis und Rainald Goetz. Zug um Zug wird so das „Gutenberg-Zeitalter“ in die Epoche des Papiers eingebettet.
SZ
LOTHAR MÜLLER: Weiße Magie. Die Epoche des Papiers. Carl Hanser Verlag, München 2012.384 Seiten, 24,90 Euro.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.03.2012Unser liebstes Lumpengesindel
So soft kann Hardware sein: Lothar Müller erzählt die Kulturgeschichte des Papiers als Speicher- und Zirkulationsmedium.
Von Helmut Mayer
Papier ist ein besonderer Stoff. Das gilt zwar auch für viele andere Materialien, die als Voraussetzung für die Entfaltung von fundamentalen Kulturtechniken in großen Gesellschaften namhaft gemacht werden können. Und doch lässt sich am Papier, noch bevor man seine Funktionen ins Auge fasst, gleich eine ganz spezielle Eigenschaft hervorheben. Denn sosehr man unwillkürlich dazu neigt, es Rohstoffen zur Seite zu stellen: Tatsächlich ist Papier über den weitaus größten Zeitraum seiner Geschichte aus der Wiederverwendung von durch und durch kulturellen Erzeugnissen hervorgegangen - aus den Lumpen und Hadern, den ausgeschiedenen Geweben aller Art.
Dass der kulturelle "Rohstoff" par excellence ein Abfallprodukt ist, hat deutliche Spuren in Texten hinterlassen, in denen - auf Papier - vom Papier die Rede ist. Im christlichen Kontext war der Einladung kaum zu widerstehen, die Verwandlung von schmutzigen Lumpen in Papier allegorisch zu überhöhen. Auferstehung wird zum Thema, wenn aus der vernutzten Leinwand der verwandelte Stoff des Papiers hervorgeht, auf den sich nun sogar das Gotteswort schreiben oder drucken lässt. Je strahlender sein Weiß vorgestellt wurde, umso entschiedener ließ sich die Parallele zum Abstreifen des alten Adam instrumentieren: "Hervor aus altem Sünden-Stand / Ganß neu und rein, dass Gottes Hand / Auff dich mög seinen Willen schreiben." Und freilich hatte dann auch das weiße Blatt, auf das zwar nicht Gottes, sondern des Autors Hand dessen Inventionen schrieb, eine große und von manchen Anspielungen begleitete Zukunft vor sich.
Für solche alten wie modernen Evokationen des Papiers findet man in Lothar Müllers Buch über "Die Epoche des Papiers" viele Beispiele. Klein ist auch nicht das Feld, das sich der Literaturwissenschaftler - und Redakteur im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung - dieses Mal abgesteckt hat. Es geht um den stofflichen Aspekt im engeren Sinn, also die Techniken der Papierherstellung; genauso aber um die zentralen Funktionen von Papier als Medium der Speicherung und Zirkulation; und nicht zuletzt um Papier in all seinen Formen als Anlass, um gerade die auf Papier basierenden Kulturtechniken selbst zu verhandeln. Alles kommt da auf das Geschick des Autors an, die Wechselwirkung zwischen diesen verschiedenen Momenten an gut gewählten Beispielen vor Augen zu führen. Keine ganz leichte Aufgabe, doch Lothar Müller zeigt, wie sie sich in einen beeindruckend elegant bewältigten und überaus anregend zu lesenden Parcours quer durch die Geschichte verwandeln lässt.
Es ist eine früh beginnende Geschichte, in der man aber nach den chinesischen Anfängen und den Innovationen, die mit den Transfers der Techniken zur Papierherstellung nach Arabien, Kleinasien und schließlich Europa verknüpft sind, recht schnell im dreizehnten Jahrhundert angekommen ist. Die Erfindung des Buchdrucks meint man da vor dem Hintergrund der sich ausbreitenden Papiermühlen fast schon im Blick zu haben. Aber es ist eine der Pointen von Müllers Darstellung, der Attraktionskraft der Druckerpresse als zentraler Instanz des neuzeitlichen Medienumbruchs nicht nachzugeben. Es wird vielmehr die Perspektive des bald schon bedruckten wie des weiterhin - in Akten, Briefen oder Exzerpten - beschriebenen oder auch zu anderen Zwecken verwendeten Papiers benutzt, um eingefahrene Sichtweisen auf den Übergang von script zu print zu korrigieren.
Zu spüren bekommt das einer der Interpreten dieses Übergangs, Marshall McLuhan, der an ihn Anfang der sechziger Jahre die These vom Wechsel zu einer visuellen und streng linearen Darstellungsform geknüpft hatte, von der uns erst wieder die elektronischen Medien befreit hätten. In nuce führt Müller seine Korrektur dieser Betrachtungsart vor Augen, indem er sich einem für McLuhan paradigmatischen Autor dieses Übergangs zur Druckkultur in einer anderen Lesart nähert. François Rabelais nämlich, dessen von vielen Interpreten umkreistes Universalkraut, das Pantegruelion, er als Sinnbild des Buches nimmt, "Gargantua und Pantagruel", in dem von ihm gehandelt wird - und das deshalb gerade nicht, wie bei McLuhan, zum einfachen Emblem für den Eintritt in eine sinnenarme typographische Ära taugt.
Der Großtheorie auf diese Weise eine prominente Zeugenfigur abspenstig zu machen ist ein elegantes Verfahren. Der Leser erfährt nicht nur auf knappem Raum etwas über entscheidende Neuerungen zu Herstellung und Gebrauch von Papier, sondern lernt gleichzeitig Autoren und ihre Werke näher kennen. Ob das Cervantes ist, Jean Paul oder Lichtenberg, Dickens oder Melville, Balzac oder Zola, Heinrich Mann oder James Joyce - immer wird dabei die Maxime beherzigt, ihre Texte nie bloß als Illustrationen zu gebrauchen, sondern sie tatsächlich als eigenständige Reflexionsfiguren der verschiedenen Papierregime zu lesen.
So erhält der Leser eben nicht nur Abrisse des Übergangs zur mechanischen Papierherstellung, zur Umstellung auf den Rohstoff Holz oder der damit möglich gewordenen Explosion billiger Druckerzeugnisse und der Massenpresse. Er wird zugleich in Werke hineingezogen, die sich auf diese Entwicklungen einen Reim zu machen suchen.
Wobei Müller von Studien rund um die Geschichte des Papiers - von Aktentechniken über kaufmännische Buchführungpsraktiken bis hin zu Formaten, Qualitäten und Wasserzeichen - genauso zu profitieren weiß wie vom Reiz der literarischen Spiegelkabinette der verschiedenen Autoren, in denen der gedruckte Text sich selbst zum Gegenstand macht - und der Lumpenursprung des Papiers sich in der Neigung niederschlägt, auch Makulatur dabei als Ausgangsstoff in Betracht zu ziehen.
Man möchte vieles an diesem Buch loben, das gegenwärtige Debatten um Verluste und Gewinne beim Terraingewinn der Bildschirme - Stichwort E-Book - mit einem soliden Kontrapunkt versieht. Vielleicht aber vor allem dies: Dass eine an Medien und Materialien interessierte Darstellung auch Lust darauf macht, sich in die herangezogenen Autoren zu vertiefen. So etwas ist man gar nicht mehr recht gewohnt.
Lothar Müller: "Weiße Magie". Die Epoche des Papiers.
Carl Hanser Verlag, München 2012. 383 S., Abb., geb., 24,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
So soft kann Hardware sein: Lothar Müller erzählt die Kulturgeschichte des Papiers als Speicher- und Zirkulationsmedium.
Von Helmut Mayer
Papier ist ein besonderer Stoff. Das gilt zwar auch für viele andere Materialien, die als Voraussetzung für die Entfaltung von fundamentalen Kulturtechniken in großen Gesellschaften namhaft gemacht werden können. Und doch lässt sich am Papier, noch bevor man seine Funktionen ins Auge fasst, gleich eine ganz spezielle Eigenschaft hervorheben. Denn sosehr man unwillkürlich dazu neigt, es Rohstoffen zur Seite zu stellen: Tatsächlich ist Papier über den weitaus größten Zeitraum seiner Geschichte aus der Wiederverwendung von durch und durch kulturellen Erzeugnissen hervorgegangen - aus den Lumpen und Hadern, den ausgeschiedenen Geweben aller Art.
Dass der kulturelle "Rohstoff" par excellence ein Abfallprodukt ist, hat deutliche Spuren in Texten hinterlassen, in denen - auf Papier - vom Papier die Rede ist. Im christlichen Kontext war der Einladung kaum zu widerstehen, die Verwandlung von schmutzigen Lumpen in Papier allegorisch zu überhöhen. Auferstehung wird zum Thema, wenn aus der vernutzten Leinwand der verwandelte Stoff des Papiers hervorgeht, auf den sich nun sogar das Gotteswort schreiben oder drucken lässt. Je strahlender sein Weiß vorgestellt wurde, umso entschiedener ließ sich die Parallele zum Abstreifen des alten Adam instrumentieren: "Hervor aus altem Sünden-Stand / Ganß neu und rein, dass Gottes Hand / Auff dich mög seinen Willen schreiben." Und freilich hatte dann auch das weiße Blatt, auf das zwar nicht Gottes, sondern des Autors Hand dessen Inventionen schrieb, eine große und von manchen Anspielungen begleitete Zukunft vor sich.
Für solche alten wie modernen Evokationen des Papiers findet man in Lothar Müllers Buch über "Die Epoche des Papiers" viele Beispiele. Klein ist auch nicht das Feld, das sich der Literaturwissenschaftler - und Redakteur im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung - dieses Mal abgesteckt hat. Es geht um den stofflichen Aspekt im engeren Sinn, also die Techniken der Papierherstellung; genauso aber um die zentralen Funktionen von Papier als Medium der Speicherung und Zirkulation; und nicht zuletzt um Papier in all seinen Formen als Anlass, um gerade die auf Papier basierenden Kulturtechniken selbst zu verhandeln. Alles kommt da auf das Geschick des Autors an, die Wechselwirkung zwischen diesen verschiedenen Momenten an gut gewählten Beispielen vor Augen zu führen. Keine ganz leichte Aufgabe, doch Lothar Müller zeigt, wie sie sich in einen beeindruckend elegant bewältigten und überaus anregend zu lesenden Parcours quer durch die Geschichte verwandeln lässt.
Es ist eine früh beginnende Geschichte, in der man aber nach den chinesischen Anfängen und den Innovationen, die mit den Transfers der Techniken zur Papierherstellung nach Arabien, Kleinasien und schließlich Europa verknüpft sind, recht schnell im dreizehnten Jahrhundert angekommen ist. Die Erfindung des Buchdrucks meint man da vor dem Hintergrund der sich ausbreitenden Papiermühlen fast schon im Blick zu haben. Aber es ist eine der Pointen von Müllers Darstellung, der Attraktionskraft der Druckerpresse als zentraler Instanz des neuzeitlichen Medienumbruchs nicht nachzugeben. Es wird vielmehr die Perspektive des bald schon bedruckten wie des weiterhin - in Akten, Briefen oder Exzerpten - beschriebenen oder auch zu anderen Zwecken verwendeten Papiers benutzt, um eingefahrene Sichtweisen auf den Übergang von script zu print zu korrigieren.
Zu spüren bekommt das einer der Interpreten dieses Übergangs, Marshall McLuhan, der an ihn Anfang der sechziger Jahre die These vom Wechsel zu einer visuellen und streng linearen Darstellungsform geknüpft hatte, von der uns erst wieder die elektronischen Medien befreit hätten. In nuce führt Müller seine Korrektur dieser Betrachtungsart vor Augen, indem er sich einem für McLuhan paradigmatischen Autor dieses Übergangs zur Druckkultur in einer anderen Lesart nähert. François Rabelais nämlich, dessen von vielen Interpreten umkreistes Universalkraut, das Pantegruelion, er als Sinnbild des Buches nimmt, "Gargantua und Pantagruel", in dem von ihm gehandelt wird - und das deshalb gerade nicht, wie bei McLuhan, zum einfachen Emblem für den Eintritt in eine sinnenarme typographische Ära taugt.
Der Großtheorie auf diese Weise eine prominente Zeugenfigur abspenstig zu machen ist ein elegantes Verfahren. Der Leser erfährt nicht nur auf knappem Raum etwas über entscheidende Neuerungen zu Herstellung und Gebrauch von Papier, sondern lernt gleichzeitig Autoren und ihre Werke näher kennen. Ob das Cervantes ist, Jean Paul oder Lichtenberg, Dickens oder Melville, Balzac oder Zola, Heinrich Mann oder James Joyce - immer wird dabei die Maxime beherzigt, ihre Texte nie bloß als Illustrationen zu gebrauchen, sondern sie tatsächlich als eigenständige Reflexionsfiguren der verschiedenen Papierregime zu lesen.
So erhält der Leser eben nicht nur Abrisse des Übergangs zur mechanischen Papierherstellung, zur Umstellung auf den Rohstoff Holz oder der damit möglich gewordenen Explosion billiger Druckerzeugnisse und der Massenpresse. Er wird zugleich in Werke hineingezogen, die sich auf diese Entwicklungen einen Reim zu machen suchen.
Wobei Müller von Studien rund um die Geschichte des Papiers - von Aktentechniken über kaufmännische Buchführungpsraktiken bis hin zu Formaten, Qualitäten und Wasserzeichen - genauso zu profitieren weiß wie vom Reiz der literarischen Spiegelkabinette der verschiedenen Autoren, in denen der gedruckte Text sich selbst zum Gegenstand macht - und der Lumpenursprung des Papiers sich in der Neigung niederschlägt, auch Makulatur dabei als Ausgangsstoff in Betracht zu ziehen.
Man möchte vieles an diesem Buch loben, das gegenwärtige Debatten um Verluste und Gewinne beim Terraingewinn der Bildschirme - Stichwort E-Book - mit einem soliden Kontrapunkt versieht. Vielleicht aber vor allem dies: Dass eine an Medien und Materialien interessierte Darstellung auch Lust darauf macht, sich in die herangezogenen Autoren zu vertiefen. So etwas ist man gar nicht mehr recht gewohnt.
Lothar Müller: "Weiße Magie". Die Epoche des Papiers.
Carl Hanser Verlag, München 2012. 383 S., Abb., geb., 24,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Ina Hartwig hört es noch immer Rauschen im Blätterwald nach der faszinierenden Lektüre von Lothar Müllers Studie über das Papier und sein weltschaffendes Potential. Zunächst gefällt ihr, dass Müller nicht mit dem Buchdruck beginnt, sondern das Papier in den Vordergrund stellt, das Material, Buch, Zeitung, Geld, Karte etc., das er sodann mit Geschichte verbindet, fließend, bis zu der These, dass die Digitalisierung das Papier gar nicht verdrängen kann. Über die Geschichte der Papiergewinnung erfährt Hartwig Aufschlussreiches, über Marx und das Papier und erfrischende Analogien mehr, schließlich auch, wie Literatur- und Geistesgeschichte den Gang der weißen Magie spiegeln, bei Balzac, bei Joyce. Außer durch handfeste Daten, Technik-, Medien- und Wirtschaftsgeschichte besticht die Arbeit für Hartwig nicht zuletzt durch den gelassenen Ton und eine kluge Ökonomie der Darstellung.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Man möchte vieles an diesem Buch loben... Aber vor allem dies: Dass eine an Medien und Materialien interessierte Darstellung auch Lust darauf macht, sich in die herangezogenen Autoren zu vertiefen. So etwas ist man gar nicht mehr gewohnt." Helmut Mayer, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.03.12
"Ein ungemein materialreiches, aber leichtfüßiges und - wie soll man sagen? - listiges Buch." Valentin Groebner, Neue Zürcher Zeitung, 21.03.12
"Man muss die kluge Ökonomie bewundern, mit der Lothar Müller uns digital-analoge Zwitterwesen durch die glücklicherweise unabgeschlossene Epoche des Papiers navigiert." Ina Hartwig, Deutschlandfunk, 05.06.12
"Ein ungemein materialreiches, aber leichtfüßiges und - wie soll man sagen? - listiges Buch." Valentin Groebner, Neue Zürcher Zeitung, 21.03.12
"Man muss die kluge Ökonomie bewundern, mit der Lothar Müller uns digital-analoge Zwitterwesen durch die glücklicherweise unabgeschlossene Epoche des Papiers navigiert." Ina Hartwig, Deutschlandfunk, 05.06.12