Baumwolle, das "Hausschwein der Botanik" ist ein Rohstoff, der die Geschichte ganzer Länder geprägt hat und von dem Millionen von Menschen bis heute leben und abhängig sind. Auf seiner Reise ins Reich des "Weißen Goldes" besucht Erik Orsenna Plantagen in Mali und den Vereinigten Staaten, Forschungslabors und Farmen in Brasilien und Museen in Ägypten, ausgetrocknete Seen in Usbekistan, Textilfabriken in China und Frankreich. In einer unnachahmlichen Verbindung aus Poesie, Reportage und Realienkunde bringt Orsenna die Mechanismen der Globalisierung zur Sprache, den Kampf um Marktanteile, das Streben nach neuen Produkten, den Konflikt zwischen multinationalen Konzernen und traditioneller Ökonomie, die Rhetorik von offenen Märkten und der weltweiten Praxis des Lobbyismus. Eine brillante Erkundung unserer globalisierten Welt, die zu Recht mit dem Lettre Ulysses Award für die Kunst der literarischen Reportage ausgezeichnet wurde.
Rezensent Nils Minkmar hält Erik Orsennas Geschichte der Baumwolle "Weiße Plantagen" einerseits für einen "Spaziergang", andererseits für "hochpolitisch": Einen Spaziergang, weil der Autor für ihn immer präsent bleibt, ob in einem Baumwollmuseum in Ägypten oder auf den Altkleidermärkten in Mali. Politisch, weil Minkmar Kritisches begegnet, das sowohl nach der Globalisierung als auch in die entgegengesetzte Richtung zielt. Wenn der Autor, wie es heißt, "Lieblingsmythen der Antiglobalisierer" angreift und eine Firma wie Hermes kurzerhand zum fairen Welthändler erklärt. So interessant sich das für Minkmar auch liest, so aufgesetzt erscheint es ihm. Genau wie ein Autor, der nichts mehr beteuert, als sein eigenes Glück.
© Perlentaucher Medien GmbH
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